22. September 2010 0
Sprüche XCI: Sprüche 11,12
12 Wer seinen Nächsten verachtet, dem fehlt der Verstand, der einsichtige Mann aber schweigt. (Sprüche 11,12 nach der Zürcher)
Verachtung ist ein starkes zwischenmenschliches Gift. Jemanden zu verachten bedeutet, von dessen Wertlosigkeit auszugehen und einem Menschen seinen Wert abzusprechen ist nicht nur geistlich betrachtet eine große Sünde. Verachtung ist schon als Gefühl schlimm und es ist gut, bereits gegen dieses Gefühl anzugehen. Der Zusammenhang zeigt allerdings, dass die Verachtung bereits nach draußen gegangen ist.
Wenn der einsichtige Mann schweigt, bedeutet es, dass der verachtende schon über seine Gefühle redet. Er macht seinen Nächsten schlecht und gibt seiner Verachtung ihm gegenüber vollen Ausdruck. Einem solchen fehlt der Verstand. Warum eigentlich? Gibt es nicht eine Verachtung, die eine realistische Grundlage hat?
Nein, denn letzten Endes sitzen wir als Menschen alle im selben Boot. Es mag Leute geben auf die wir herabschauen können weil wir klüger, stärker oder sonst etwas sind. Aber dann gibt es andere, die mit demselben Recht auf uns herabschauen und uns verachten könnten. Indem wir jemanden verachten der scheinbar unter uns steht geben wir einem anderen Recht, der selbiges mit uns tut.
Das Gegenteil von verachten ist achten. Man kann jeden Menschen achten wenn man seinen Wert als Individuum erkennt und ihn nicht auf die eine oder andere Eigenschaft reduziert in der man selbst sich überlegen fühlt. Jemanden zu achten kommt also aus einer ganz anderen Perspektive: Man schätzt Menschen um ihrer selbst willen und nicht im Vergleich zu sich selber. Ich meine, dass die ganze Vergleicherei der Menschheit nichts Gutes gebracht hat und es besser um uns stünde wenn wir generell jeden anderen Menschen wertschätzen würden.
Genozide werden letztlich immer aus der Quelle der Verachtung gespeist. Man tötet nicht Menschen die man schätzt. Verachtung liegt an der Wurzel vieler Gräuel. Es hilft, zu verstehen, dass Gott jeden Menschen gleich liebt und jeder vor ihm denselben Wert hat. In unseren eigenen Augen mögen wir etwas Besonderes sein, aber in den Augen des Schöpfers ist jeder Mensch etwas Besonderes und hat einen individuellen Wert. Mit seinem Tod stirbt ein göttliches Kunstwerk. Wir sollten also sehr vorsichtig damit sein uns negativ oder gar abfällig über unseren Nächsten zu äußern!
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