12. September 2010 0
Sprüche LXXXI: Sprüche 11,7
7 Wenn ein böser Mensch stirbt, ist seine Hoffnung verloren, und die falsche Erwartung ist dahin. (Sprüche 11,7 nach der Zürcher)
Ist es nicht eigentlich so, dass die Hoffnung eines jeden Menschen dahin ist, wenn er stirbt? Nein. Garantiert nicht. Der böse Mensch in diesem Vers ist dadurch gekennzeichnet, dass sich seine ganze Hoffnung auf sein eigenes Leben im Diesseits richtet. Er erreicht, was er hier erreicht und sackt alles für sich ein, was möglich ist.
Auch wenn es einer der wenigen Sprüche ist, die keinen Parallelismus enthalten denkt man sich automatisch seinen Teil und fragt sich: Was ist dann mit dem guten Menschen? Welche Hoffnung hat er, die seinen Tod überdauert? Aus einer christlichen Perspektive heraus würde man natürlich auf das Leben nach dem Tod verweisen. Das würde allerdings einem alttestamentlichen Text nicht gerecht werden.
Stellen über ein Leben nach dem Tod sind im Alten Testament rar gesät und es gab schon immer jüdische Diskussionen, ob es überhaupt eines gäbe (s.z.B. die Diskussion die Jesus mit den Pharisäern und Sadduzäern über das Leben nach dem Tod geführt hat). Ich meine, dass die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod, soweit überhaupt vorhanden, im Judentum keineswegs vorausgesetzt und als Erklärung dieses Spruchs herangezogen werden kann.
Es muss also um eine irdische Hoffnung gehen, die sich über den Tod hinaus fortsetzen kann. Meiner Meinung nach geht es hier um Erbe. Ein böser Mensch denkt nur an das eigene und stirbt in der Einstellung: „nach mir die Sintflut“. Ein guter Mensch denkt weiter und verhilft seinen Nachkommen zu einem guten Start in ein besseres Leben als er selbst gehabt hat.
Es ist bemerkenswert, wie kurzsichtig auch unsere Zeit in dieser Beziehung ist. Umweltpolitik und Wirtschaft werden häufig aus einer absolut kurzfristigen Perspektive ohne jede Nachhaltigkeit betrachtet. Wir leben wie die schlechten Könige Israels die zufrieden waren, dass das Unglück nicht zu ihrer Zeit kam. Im Grunde ist es lächerlich und dumm so zu leben. Wer nicht in den Augen Gottes böse sein will, muss an spätere Generationen denken und die Zukunft in der Planung seiner Handlungen mit bedenken.
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