10. September 2010 0
Sprüche LXXX: Sprüche 11,6
6 Die Rechtschaffenen rettet ihre Gerechtigkeit, die Abtrünnigen aber werden gefangen durch ihre Gier. (Sprüche 11,6 nach der Zürcher)
Zunächst einmal ist festzustellen, dass bereits zum zweiten Mal von „Abtrünnigen“ die Rede ist. Es kann sein, dass das einfach mal ein neues Wort ist, weil es in einem Text langweilig wirkt immer von Frevlern oder Narren zu reden. Abtrünnig hat aber auch noch einen etwas anderen Klang.
Es klingt danach, dass jemand von einem Weg abgekommen ist und etwas verraten hat, das ihm einmal wichtig war. Jemand hat seine Loyalität einer Sache gegenüber aufgekündigt und verraten.
Den Rechtschaffenen rettet seine Rechtschaffenheit genau davor. Er bleibt auf seinem Weg und ist zuverlässig. Der Abtrünnige aber ist Sklave seiner Gier. Eine solche Beschreibung kann unter die Haut gehen. Es gibt kaum etwas Schlimmeres als von einer Gier getrieben zu sein. Das bedeutet, dass man nicht mehr frei ist das zu tun, was man will. Man tut, was man tun muss. Die Sucht diktiert die Handlung.
Die Welt ist voll mit Menschen, die tun was ihre Gier verlangt. Sie essen, was die Gier sagt, kaufen, was die Gier sagt, begehren wen die Gier zu begehren vorgibt. Paulus bezeichnet solche Menschen als Sklaven der Sünde. Interessant ist, dass im Grunde jede Weltreligion und zumindest ein guter Teil der Philosophien Lehren und Strategien gegen ein solches Verhalten entwickelt haben.
Es gibt ein tiefverwurzeltes Streben nach innerlicher Unabhängigkeit im Menschen. Der Kampf um die Freiheit, der ein bedeutendes politisches Motiv darstellt kann nicht nur äußerlich geführt werden. Es ist möglich sozial in der größtmöglichen Freiheit zu leben aber innerlich gefangen zu sein. Auch das Umgekehrte kommt vor wie Goethes Wort sagt: „Der Mensch ist frei und wär’ er in Ketten geboren.
Rechtschaffenheit erhält eine innere Freiheit die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist.
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