22. August 2010 0

Predigt: Geduld

Notiz: Das war meine erste Videopredigt. Vielleicht taucht sie mal im Netz auf. Ich habe keine Lust, sie zu zerschneiden damit sie auf youtube kann und so toll ist auch die Qualität nicht – eben erste Gehversuche 🙂

Als dritte Tugend, nach Freundlichkeit und Liebe, möchte ich heute über die Geduld sprechen. Paulus listet im Galaterbrief die Geduld als Teil der Frucht des Geistes auf, also als etwas, das Gott selbst in uns hervorbringen möchte. Ich zitiere mal nach der Neuen Genfer Übersetzung, die das sehr pointiert herüberbringt:

22 Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue,
23 Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung. Gegen solches ´Verhalten` hat kein Gesetz etwas einzuwenden.

Nun ist sicherlich die Frage, wie es möglich sein kann, dass wir mit Jesus leben und dennoch wenig Frieden, Geduld und Freundlichkeit in unserem Leben haben. Wenn Gott unseren Charakter mit diesen Tugenden prägen will, sollten wir sie dann nicht automatisch haben, ohne etwas dazu tun zu müssen? Ein solcher Wunsch ist normal. Jeder hätte gerne etwas wertvolles ohne dafür arbeiten zu müssen. Wir würden alle gerne im Schlaraffenland leben und speziell im geistlichen Bereich hätten wir natürlich gerne alle Segnungen in unserem Leben ohne uns darum bemühen zu müssen.
Ganz so einfach ist es indes nicht, denn im selben Brief schreibt Paulus auch, dass wir so leben können, dass unser Charakter sich eher verschlimmert als verbessert:

7 Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.
8 Wer auf den Boden seiner selbstsüchtigen Natur sät, wird als Frucht seiner Selbstsucht das Verderben ernten. Wer dagegen auf den Boden von Gottes Geist sät, wird als Frucht des Geistes das ewige Leben ernten. (Galater 6,8 nach der NGÜ)

Je nachdem wie wir leben, wird unser Charakter eher von der Frucht des Geistes oder von den Werken des Fleisches geprägt, von denen auch im Galaterbrief die Rede ist. Der Brief zeigt mehr über den Weg zu einem jesusmäßigen Charakter als jedes andere Buch der Bibel. Die Frucht des Geistes wird zu einem Selbstläufer werden wenn wir unser Leben an Jesus ausrichten und ihm folgen. Wenn wir aber weiterhin nach unseren eigenen Maßstäben leben und uns mehr an der Welt ausrichten als an Gottes Wort, wird die Frucht des Geistes in unserem Leben auch nicht zunehmen.

Geduld im zwischenmenschlichen Bereich

Vermutlich ist keine Tugend so viel Witzeleien ausgesetzt wie die Geduld. Jeder will sie – sofort! Wie wichtig sie ist, merkt man allerdings hauptsächlich dann wenn sie fehlt. Es ist absolut nervig, mit einem ungeduldigen Menschen zu reden, der dauernd die Sätze des anderen vervollständigt, meint, dass er schon weiß, was man sagen will bevor man es sagt oder ständig mit „jaja!“ unterbricht.

Ungeduldige Menschen geben uns das Gefühl dumm oder uninteressant zu sein. Wer ungeduldig ist, scheint nicht bereit zu sein, sich auf seinen Gesprächspartner einzulassen und Zeit auf ihn zu investieren.

So möchte niemand behandelt werden. Es kann helfen, Tugenden in unserem Leben zu entwickeln wenn wir uns vorstellen, wie wir selber unter den Untugenden von anderen leiden. Wir warten oft selbst nicht gern und es passiert jedem, dass er einen anderen ungeduldig zurechtweist oder anpflaumt. Wenn Du Dir vorstellst, wie es auf Dich wirkt, wird es Dir leichter fallen, Dich selbst an dem Punkt korrekt zu verhalten.

Geduld im geistlichen Bereich

In Bezug auf unser Leben mit Gott ist Geduld ebenso wichtig wie im zwischenmenschlichen Bereich. Jeder kennt die Situation, dass man für etwas betet und glaubt und es einfach nicht passiert. In solchen Situationen ist Geduld gefragt.

George Stormont überliefert uns in seinen Erinnerungen an Smith Wigglesworth eine kleine Anekdote zum Zusammenhang zwischen Glauben und Geduld:

Add Patience to Faith

One day, while I was preachiung at Preston and Wigglesworth was my chairman, I really got the people’s attention by starting my message out this way: „Brother Wigglesworth is wrong, you know. He says, ‚Only believe;‘ but that’s not all.“ By this time, I had Wigglesworth’s attention as well as theirs
I continuned, „In Hebrews 6:12, it says we are to be followers of them who through faith and patience inherit the promises. We need to add patience to faith.“

Wigglesworth relaxed and called out:, „You’re right, brother, you’re right. Preach it!“1

Smith Wigglesworth ist einer meiner größten geistlichen Helden und so mag ich Geschichten, in denen er vorkommt. Es muss eine interessante Situation gewesen sein, in der ein junger Prediger dem großen Mann Gottes augenzwinkernd, aber gleichwohl öffentlich, widersprochen hat. Ich kann mir auch gut vorstellen, wie Smith sich entspannte und die Korrektur mit Humor nahm, als er merkte, dass der Punkt absolut biblisch war.
Glaube und Geduld gehören also zusammen. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Geduldig auf etwas zu warten, wofür man nicht glaubt ist genauso sinnlos wie für etwas zu glauben aber nicht die Geduld zu haben so lange dran zu bleiben bis man es hat.

Das beste biblische Beispiel dafür ist Abraham, der Jahrzehnte auf den verheißenen Erben gewartet hat. Dieses Warten ist wohl die größte Herausforderung für den Glauben, die möglich ist. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass zwischen jedem Gebet oder Verheißung und der Erfüllung nur eine kurze Zeit liegt.
Viele der wichtigsten Visionen und Versprechungen Gottes brauchen einfach Zeit. Warum das so ist, ist eine komplexe Frage, auf die es sicherlich viele Antworten gibt. Es ist aber auch nicht das Wichtigste zu wissen, warum man wartet. Die Hauptsache ist, dass wir lernen zu warten. Das führt fast automatisch zum letzten Punkt dieser Predigt: Was ist Geduld überhaupt?

Was ist Geduld?

Das Bedeutungswörterbuch des Duden-Verlags definiert Geduld als ruhiges und beherrschtes Ertragen von etwas, was unangenehm ist oder sehr lange dauert.
Demnach ist Geduld also die Fähigkeit mit schwierigen Umständen klar zu kommen. Die Bibel ist sehr deutlich darin, dass es auf dieser Welt immer Schwierigkeiten geben wird und sich das erst im Himmel ändern wird. Damit wird die Geduld zu einer Tugend, die nötig ist um das Leben zu überleben.
Wer geduldig ist muss nicht dauernd gegen die Umstände seines Lebens rebellieren und kann so Frieden finden in den Zusagen Gottes.

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  1. Stormont, George (1989): Smith Wigglesworth. a man who walked with god. Tulsa: Harrison House, S. 116 []

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