02. Juni 2010 0
Sprüche XXXI: Sprüche 6,1-5
1 Mein Sohn, wenn du für deinen Nächsten eine Bürgschaft geleistet hast, dich durch Handschlag verpflichtet hast für einen anderen,
2 wenn du dich gebunden hast durch die Worte deines Mundes, durch die Worte deines Mundes gefangen bist,
3 dann tu dies, mein Sohn, und rette dich so, denn du bist in die Gewalt deines Nächsten geraten: Geh eilends und bestürme deinen Nächsten.
4 Gönne deinen Augen keinen Schlaf und deinen Wimpern keinen Schlummer.
5 Rette dich wie eine Gazelle aus seiner Gewalt und wie ein Vogel aus der Gewalt des Fängers. (Sprüche 6,1-5 nach der Zürcher)
Das Thema Bürgschaft wird noch anderen Stellen in den Sprüchen aufgegriffen (z.B. 11,15 | 17,18 | 22,26-27). Der Autor wird an allen Stellen richtiggehend eindringlich um den Weisheitsschüler davor zu warnen, Bürgschaften zu übernehmen. Man sollte alles tun um von seinem gegebenen Wort wieder frei zu werden, selbst wenn es bedeutet, dass man sich selbst demütigen und den Nächsten bitten muss, wieder aus dem Vertrag aussteigen zu dürfen.
Der Grund für diese Haltung ist, dass man mit einer Bürgschaft die Sorge sein eigenes Geschick aus der Hand gibt. Auf einmal ist man davon abhängig, was ein anderer tut. Wenn Du für einen Freund bei der Bank bürgst, wird im Schadensfall bei Dir gepfändet, wenn Dein Freund nicht zahlen kann. So etwas sollte man sich gut überlegen.
Es ist wichtig zu bemerken, wie wichtig in der damaligen Zeit das Wort genommen wurde. Verträge wurden nicht auf Papier mit Hilfe eines Notars geschlossen, sondern per Handschlag. Man war an sein Wort gebunden. Heute haben wir uns ethisch davon weg entwickelt, ein gegebenes Wort unter allen Umständen zu halten. Viele Menschen finden es in Ordnung, sein Wort einfach nicht zu halten. Das war zur Zeit der Sprüche offensichtlich undenkbar; man war an sein Wort gebunden und musste es einhalten – komme was wolle. Deshalb war der einzige gangbare Weg aus der Sache herauszukommen, es mit seinem Freund zu klären und ihn zu bestürmen, das gegebene Wort zurück zu geben.
Natürlich gibt es noch eine viel bessere Methode: Erst gar nicht etwas versprechen, was sich als gefährlich herausstellen kann. Die Sprüche sprechen an dieser Stelle von einer Leichtsinnigkeit, die bereits begangen wurde. Ein echter Weise würde sich gar nicht erst in eine solche Situation hinein manövrieren (Sprüche 11,15).
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