Jesus in der Offenbarung

Johannes begegnete in der Offenbarung einem Jesus, den er nicht kannte. Es war nicht mehr der vertraute Jesus mit dem er drei Jahre unterwegs gewesen und dessen Tod und Auferstehung er miterlebt hatte. Dieser Jesus war gewaltig und regierte den Himmel:

12 Ich wandte mich um, weil ich sehen wollte, wessen Stimme es war, die ich hörte, und wer mit mir redete. Da sah ich sieben goldene Leuchter
13 und mitten unter den Leuchtern jemand, der aussah wie der Menschensohn. Er war mit einem Gewand bekleidet, das ihm bis an die Füße reichte, und trug ein breites goldenes Band um die Brust.
14 Das Haar auf seinem Kopf war weiß wie schneeweiße Wolle, und seine Augen glichen lodernden Flammen.
15 Seine Füße glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme klang wie das Tosen einer mächtigen Brandung.
16 In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, beidseitig geschliffenes Schwert. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne in ihrem vollen Glanz.
17 Bei seinem Anblick fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Doch er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Du brauchst dich nicht zu fürchten! Ich bin der Erste und der Letzte
18 und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel zum Tod und zum Totenreich. (Offenbarung 1,12-18 nach der NGÜ)

Dieser Jesus ist so ehrfurchtgebietend, dass selbst Johannes, der beim letzten Abendmahl noch an Jesu Brust gekuschelt war, wie tot zu seinen Füßen niederfiel. Seine Erscheinung hatte nur noch von den Umrissen her etwas menschliches, aber er war offensichtlich wesentlich größer und von einer Herrlichkeit, die kein Mensch haben konnte.

Jesus selbst erklärte Johannes, was er gesehen hatte und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden in Kleinasien; die sieben Sterne sind deren Leiter. Die Erscheinung, die Johannes gesehen hatte, muss riesig gewesen sein, wenn sie zwischen den Gemeinden stehen konnte.

So geht es in der ganzen Offenbarung weiter. Jesus ist das beherrschende Thema, auch wenn er selten unter diesem Namen auftaucht. Er ist das geschlachtete Lamm Gottes, das allein würdig ist das buch des Lebens zu öffnen und dafür die Anbetung tausender bekommt. Er ist der Reiter auf dem weißen Pferd, der die letzte Schlacht gewinnt; der Treue und Wahrhaftige, das Wort Gottes, der König der Könige und Herr der Herren (Offenbarung 19). Ständig wird er angebetet von den Engeln, den Ältesten, den Märtyrern und gewaltigen Volksmengen. Die ganze Offenbarung handelt von seinem triumphalen Sieg.

Wir lesen die Offenbarung heute nicht mehr so, wie die ersten Christen. Für uns ist es ein gefährliches Buch, das uns eine Realität der letzten Tage zeigt vor der wir uns fürchten. Viele Christen machen um die Offenbarung einen Bogen weil sie die Ereignisse fürchten von denen dort die Rede ist. Das war nicht immer so, die Einleitung sagt, dass glücklich ist, wer die Offenbarung liest (1,3). Es war kein Buch der Angst sonst des Jubels und des Triumphes.

Ursprünglich richtete sich die Offenbarung an Christen in der Verfolgung. Sie kannten den Schmerz und das Leid, das die Römer über sie brachten. Ihnen hatte die Offenbarung eine Botschaft der Hoffnung zu geben: „Jesus ist der Sieger, er kommt bald und dann wird sich das Blatt grundlegend wenden.“ So muss man die Offenbarung als eine Offenbarung Gottes lesen. Es geht nicht um die Endzeit und es ist fast unmöglich, das Buch als einen Endzeitsfahrplan zu lesen, der zeigt, was genau geschehen wird. Es geht um Christus den Sieger.

Johannes empfing diese prophetische Vision am Ende seines Lebens, aber ich bin sicher, dass sie die Kraft hatte, das Leben anderer Jünger komplett umzukrempeln. Wer eine solche Vision Christi hatte, der hatte keine Angst vor der Zukunft oder vor unmöglichen Situationen. Wer diesen Christus im Herzen hatte, wusste um den Sieg, egal was kommen würde. Man kann nur noch aus einer Perspektive der Vollmacht leben wenn man den auferstandenen Christus in seiner Allmacht gesehen hat. Sicherlich trug diese Vision dazu bei, dass es in den ersten Jahrhunderten so viele todesverachtende Märtyrer gab. Ignatius von Antiochien, der wahrscheinlich ein Schüler  von Petrus, Paulus und Johannes war, schrieb vor seinem Märtyrertod:

[…] wozu hätte ich mich dann aber dem Tod ausgeliefert, dem Feuer, dem Schwert, den wilden Tieren? Aber nah dem Schwert ist nah bei Gott; inmitten der Bestien ist mitten in Gott. Einzig im Namen Jesu Christi, um mit ihm zu leiden, ertrage ich alles; er ist es, der mir die Kraft gibt, da er (selber) vollkommener Mensch geworden ist.[1]

Die Offenbarung kann eine Quelle der Ermutigung sein, wenn wir Jesus in ihr suchen und unser Bild von ihm von ihr erweitern lassen. Dann ist auch das letzte direkte Jesus -Zitat in der Bibel ein Grund zur Freude: „Ja, ich komme bald.“ (Offenbarung 22,20)

[1] Josh McDowell, Seite 151

Be Sociable, Share!

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>