Das zweite Kommen

Im ersten Kapitel ging es darum, dass Jesus mehr als 300 messianische Prophetien aus dem Alten Testament erfüllt hat. Das ist natürlich total beeindruckend und statistisch über jeden Verdacht des Zufalls oder Betruges erhaben. Wir dürfen dabei aber nicht übersehen, dass Jesus nicht alle messianischen Prophetien erfüllt hat. Soweit ich weiß, hat niemand die unerfüllten je gezählt, es kann aber gut sein, dass es nicht weniger sind als die erfüllten. Hätte es nur die Prophezeiungen gegeben, die Jesus erfüllte, hätten die Pharisäer keinen Grund zum Zweifel gehabt. So aber gab es noch genügend biblisches Material, dass ihnen Grund gab, Jesus abzulehnen, weil er es nicht erfüllte.

Es muss sogar Prophetien geben, die Jesus noch nicht erfüllt hat, denn wir wissen, dass der Messias nicht nur einmal kommen würde, sondern dass es noch ein zweites Kommen Christi geben wird. Dieses wird komplett anders werden als das erste und es wird die restlichen Prophetien erfüllen. Johannes schreibt über genau diesen Aspekt in der Offenbarung, als es gerade um Gottes Gericht und die Wiederherstellung seines Reiches geht:

Denn wenn der siebte Engel auftreten und seine Posaune blasen wird, wird Gottes Plan, dieses große Geheimnis, zur Vollendung kommen. Alles, was Gott seinen Dienern, den Propheten, angekündigt hat, wird dann erfüllt sein.« (Offenbarung 10,7 nach der NGÜ)

Es werden also erst am Ende der Zeit, im Gericht Gottes, alle Prophezeiungen auf Jesus erfüllt.

Der Titel, oder die Bezeichnung, die Jesus am häufigsten benutze um sich selbst zu beschreiben ist „Menschensohn“ oder „Sohn des Menschen“. In den synoptischen Evangelien taucht der Ausdruck 69 mal auf, bei Johannes 13 mal. Von diesen 82 Fundstellen sind es nur in zwei Versen andere, die Jesus so bezeichnen, und auch diese nur im Gespräch über etwas, was Jesus eben gesagt hatte (Johannes 12,34 und Lukas 24,7). Sonst benutzt nur Jesus diesen Ausdruck.

Die Wendung „Menschensohn“ wird im Alten Testament mehr als 100mal gebraucht, meist von Hesekiel, und bezeichnet in fast allen Stellen einen Menschen. Nur in einer Stelle wird ganz deutlich, dass es um mehr geht als einen Menschen und ich vermute, dass Jesus diesen Titel gerade in Bezug auf diese eine Stelle benutzt hat:

Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht.
14
Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. (Daniel 7,13-14 nach Luther)

Dieser Menschensohn ist mehr als ein Mensch, denn er wird mit den Wolken des Himmels kommen um ein ewiges Reich aus Gottes Hand zu empfangen und es mit Menschen aus der ganzen Welt aufzurichten. Laut Josh McDowell[1] spielen mindestens 27 Menschensohn-Verweise in den Evangelien auf Daniel an. Das zeigt deutlich, dass Jesus sich selbst mit diesem Menschensohn identifiziert hat, auch wenn er erst in Demut kam und nicht gleich dieses Reich brachte. Unter diesen Stellen sind fünf (Matthäus 24,30 und 26,64, Markus 13,26 und 14,62, Lukas 21,27) in denen Jesus klar über sein zweites Kommen mit den Wolken des Himmels redet. In Apostelgeschichte 1,9-11 sahen die Jünger, wie Jesus mit einer Wolke zum Himmel fährt. Während die Jünger ihm noch nachschauten, erklärten ihnen Engel, dass Christus auf demselben Wege wieder kommen würde. Schließlich sah Johannes in der Offenbarung dieses zweite Kommen noch in einer prophetischen Vision (Offenbarung 1,7). Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die ganze Bibel von diesem zweiten Kommen Jesu spricht. Es ist eine gut abgesicherte Tatsache.

Wenn Jesus auf eine so mächtige Weise wiederkommt, liegt der Verdacht nahe, dass er jetzt auf eine herrliche Weise im Himmel lebt. Auch diese Erkenntnis ist biblisch absolut gesichert und sie zeigt uns den Jesus, den wir jetzt kennen. Während seines Prozesses bestätigte Jesus seine Wiederkunft und sprach auch darüber, wie er bis dahin leben würde:

63 Aber Jesus schwieg. Da sagte der Hohepriester zu ihm: »Ich nehme dich vor dem lebendigen Gott unter Eid. Sag uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes?« –
64 »Du selbst hast es ausgesprochen«, erwiderte Jesus. »Und ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn an der rechten Seite des Allmächtigen sitzen sehen, und ihr werdet sehen, wie er auf den Wolken des Himmels kommt.«
65 Da zerriss der Hohepriester ´vor Empörung` sein Gewand und rief: »Das ist Gotteslästerung! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt ja selbst gehört, wie er Gott gelästert hat. (Matthäus 26,63-65)

Genau dieses Bild hat Stephanus gesehen, als er zum ersten christlichen Märtyrer wurde (Apostelgeschichte 7,56). Dasselbe sah auch Johannes in seiner Himmelsvision in Offenbarung 14,14-18).

In den Evangelien gab es diese Erkenntnis noch nicht. Sie ist denen vorbehalten, die Jesus nach seiner Himmelfahrt kennen. Der Jesus, der jetzt zur Rechten Gottes sitzt und zum Gericht über die Welt zurückkehren wird, ist ein anderer Jesus als der Jesus der Evangelien. In den Evangelien sehen wir den Menschen Jesus, der als Diener auf der Welt lebte; in der Offenbarung sehen wir den verherrlichten auferstandenen Gott Jesus, der in Ewigkeit regiert.

Auf diesen Jesus konnten selbst die Jünger nur einmal einen Blick werfen: auf dem Berg der Verklärung, als auf einmal Gottes Herrlichkeit durch den menschlichen Körper Jesu schien (Matthäus 17,1-13). Wenden wir uns nun dem Jesus der Offenbarung zu.

[1] Josh McDowell, Seite 601

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