8 Höre, mein Sohn, auf die Unterweisung durch deinen Vater, und verwirf nicht die Weisung deiner Mutter,
9 denn sie sind ein schöner Kranz für dein Haupt und eine Schmuckkette für deinen Hals. (Sprüche  1,8-9 nach der Zürcher)

Wie immer, so ist auch hier die Einteilung durchaus etwas willkürlich. Die Überschriften in den gedruckten Bibeln fassen die Sprüche zu etwas größeren Sinnzusammenhängen zusammen als ich es in dieser Reihe tue. Ich stelle mir vor, wie ein echter Vater mit seinem Sohn reden würde. Sicherlich würde er nicht immer einen großem Rundumschlag machen wenn er ihm etwas beibringen will. Er würde sich auf ein Thema konzentrieren und nicht gleich alles sagen, was ihm überhaupt einfällt. Deswegen werde ich meist nur wenige Verse nehmen und diese erläutern.

Dass in den Sprüchen von Söhnen, nicht aber von Töchtern die Rede ist, dürfte der damaligen Gesellschaftsordnung geschuldet sein. Töchter wären nicht zur Weisheit ausgebildet worden sondern nur zu praktischen Dingen, wie auch der letzte Abschnitt der Sprüche, das „Lob der tüchtigen Hausfrau“ belegt. Da wir aber heute in einer Gesellschaft leben, die speziell im Umgang mit den Geschlechtern ganz anders ist als die Welt der Sprüche, beziehen wir selbstverständlich auch immer die Töchter mit ein wenn von den Söhnen geredet wird. Auch sie lernen Weisheit und auch ihnen haben die Sprüche viel zu sagen.
Es ist wichtig, dass die Sprüche mit der Haltung des Kindes zu den Eltern beginnen. Weisheit lernt man von Anfang an. Noch bevor man in der Schule andere Lehrer bekommt, hat man das Vorbild und die Ermahnung der Eltern. Es ist kein Geheimnis, dass es Kindern nicht immer leicht fällt, von den Eltern zu lernen. Das war früher bestimmt nicht anders als heute. Die Bibel hätte nicht so viele Ermahnungen den Eltern zu gehorchen, wenn die Kinder es ohnehin getan hätten. Das Wesen der Menschen hat sich nicht geändert und Kinder waren vor Jahrtausenden nicht anders als heute.
Seltsam ist, dass man immer mehr an sich entdeckt, was die Eltern in das eigene Leben hineingelegt haben, je älter man wird. Je weiter man sich zeitlich von seiner Jugend entfernt umso mehr entdeckt man den Vater oder die Mutter in sich. Es ist ein Tatsache, dass sie zum Gutem wie zum Schlechten prägen. Hier kann man den Spruch missverstehen. Bedeutet er, sich immer unterzuordnen und jeden Weisung, auch die schlechte, anzunehmen? Sicher nicht, denn im ganzen Buch geht es um Weisheit und die erlernt man durch die weisen Lehrer, nicht durch die willkürlichen. Es ist eine Weisheit, Weisungen von den Eltern anzunehmen, aber die Voraussetzung ist, dass die Eltern Weisheit vermitteln.
Natürlich enthält diese Bibelstelle auch einen deutlichen Verweis auf die Zehn Gebote: „Du sollst Vater und Mutter ehren“.

Letztlich geht es um die Haltung gegenüber der Weisheit. Sie ist es, die einen Sohn der Weisung der Eltern gehorchen lässt. Am Ende erhält er etwas, was ihn schmückt. Weisheit ist eine Zierde.

[systematisch durch die Bibel]

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