23. Dezember 2009 5

Stanislaw Lem: Eden

Auch wenn der Oostende-Urlaub schon eine Weile her ist, kommen immer wieder Besprechungen und Anmerkungen zu Büchern, die ich in Belgien gelesen habe. Eines was „Eden“, ein Roman des polnischen sci-fi-Autors Stanislaw Lem. Ich habe immer gerne alte sci-fi-Sachen gelesen. Diese modernen Star-Trek-Sachen haben mir nie gefallen, aber Jules Verne, Ray Bradbury oder Isaac Asimov lese ich von Zeit zu Zeit sehr gern. Dieser Vorliebe habe ich es wohl zu verdanken, dass Alex mir irgendwann Eden geschenkt hat, das ich erst jetzt gelesen habe.
Die Handlung ist simpel: durch einen Berechnungsfehler oder menschliches Versagen stürzt eine Rakete auf Eden ab. 300 Seiten lang wird das Schiff repariert, eine fremde Spezies erkundet, der Planet entdeckt, kommuniziert und gekämpft, bis man schließlich startklar ist und wieder nach Hause fliegt.
Interessant fand ich hauptsächlich die Vorstellungen, die Lem von der Zukunft der Raumfahrt hatte, als er Eden schrieb. Leider geht aus dem Impressum nicht hervor, wie alt das Buch eigentlich ist, aber Raumfahrt, wann immer sie möglich ist, wird sicher anders sein, als Lem sie voraussah. Am seltsamsten fand ich, dass sich in dem hochmodernen Fluggerät eine Bibliothek befindet, in deren Büchern das gesammelte Wissen der Menschheit über fremde Sternensysteme zu finden ist. Auch kybernetische, medizinische, technische, biologische und chemische Bände finden sich dort. In meiner Vorstellung muss die Bibliothek riesig gewesen sein. Ich finde es selbst traurig, aber Weltraummissionen werden sicherlich keine Bücher mitnehmen. Wozu auch, wenn man schon heute tausende Bände auf einer winzigen Speicherkarte haben kann? Das konnte Lem nicht wissen, der für sich für Computer interessierte als diese Wissenschaft noch Kybernetik hieß und nicht Informatik. Damit kommt Eden dann aber auch ohne die tiefgreifendste technische Neuerung der letzten Dekaden aus. Dieser Mangel zeigt sich auch in der Navigation, die mithilfe großer Sternkarten vonstatten geht, die wohl mehr als Messtischblattformat haben, den sie ragen über den Tisch über.
Bewaffnet ist man mit nicht näher beschriebenen Elektrowerfern (für den Handgebrauch) und Antimateriewaffen (in einem „Beschützer“ genannten Panzer).
Insgesamt habe ich Eden gerne gelesen, würde es aber nur sci-fi-Nostalgikern empfehlen. Die Atmosphäre kommt nicht an Bradburys „Mars-Chroniken“ heran, aber es ist schon ein lesenswertes Buch.

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5 Kommentare

  1. …ich selbst lese gerne zukunftsperspektiven aus alter sicht…auch wenn sie meistens daneben schiessen mit technischen prognosen…wells z.b. war auf dem mond durch die hilfe eines stoffes den man so noch nicht erfunden hat…verne baute noch vorher eine riesenkolumbiade (ca.250m)…schoss damit zum mond…blieb aber in der mond umlaufbahn hängen…was doch ziemlich realistisch tönt, lässt man sich hoch schiessen…von lem habe ich noch nichts gelesen, wird aber noch folgen…mein blog widmet sich vor allem der phantastik…

  2. Hallo jhome,

    herzlich willkommen hier. kennst du dieses Buch?
    Brehmer, Arthur; Lübbert, Ernst (1988): Die Welt in hundert Jahren. Hildesheim [u.a.]: Olms.

    Würde Dir bestimmt gefallen. Es sind Vorstellungen der Welt in hundert Jahren aus dem Anfang des 20.Jahrhunderts. In unserer Zeit gibt es keine Kriminalität mehr, auch keine Kriege, das Radium hat alles verändert, u.s.w. Alles geschrieben von Wissenschaftlern die auf der Höhe ihrer Zeit waren.
    Irgendwie seltsam, dass sie so sehr daneben gelegen haben. Nur Nuancen sind richtig, aber die grundlegende Hoffnung, dass der Mensch sich ändert, hat sich nicht so recht bewahrheitet.

  3. …ja tönt echt spannend, aber die haben ja versucht die Zukunft in echt vorauszusagen…Treffer: drahtlose Kommunikation…brehmer ist also vorgemertk…lese gerade Huxley, schöne neue Welt…ist so ziemlich das Massbild eines Wissenschaftlers in der Blüte der gesellschaftlichen Entwicklung: Stichwort, massloser Fortschrittsglaube…der Mensch aus der Tube…neue Klassenherrschaft als Fortschritt…

  4. auch ein gutes. wobei ich nicht mehr weiß, ob ich huxley oder orwells 1984 besser fand. ich meine, dass ich beide nacheinander gelesen habe.

  5. …geprägt waren sie alle von samjatin…

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