22. Dezember 2009 2
Jakobus 1,2-4 Geduld
Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet,
3 indem ihr erkennt, daß die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.
4 Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt. (Jakobus 1,2-4 nach der Elberfelder)
Jakobus verwendet die Vokabel „Versuchung“ oder „versucht“ bereits im ersten Kapitel auf zwei verschiedene Weisen und es ist wichtig, das gleich zu Anfang zu verstehen. Hier geht es um einen Test, eine Glaubensprobe. An anderen Stellen, z.B. in Vers 14 geht es um eine Versuchung zur Sünde, die aus unserem eigenen Verlangen kommt. Während man die eine bestehen soll, muss man der anderen widerstehen. Es ist offensichtlich, dass es gut ist, zwischen beidem zu unterscheiden.
Eines der Hauptthemen des Jakobusbriefes ist der tätige Glaube. Der Satz, dass Glaube ohne Werke tot ist wird sicherlich mehr mit Jakobus in Verbindung gebracht als jeder andere Satz. Ich verstehe den Satz als einen Schlüssel zu allem anderen in dem Brief, so auch zu der Versuchung von der er hier redet. Dasselbe griechische Wort, das hier steht, wird auch in 1.Mose 22,1 verwendet, wo steht, dass Gott Abraham versuchte oder in seinem Glauben erprobte. Wenn Abraham die Probe nicht bestanden hätte und nicht bereit gewesen wäre seinen Sohn zu opfern, dann wäre er nicht der Glaubensheld geworden als den wir ihn heute kennen.
Diese Art Versuchung hat also etwas damit zu tun, dass der Glauben ausgelebt wird, auch wenn es schwer ist. Uns fallen viele Gründe ein warum wir unseren Glauben in der Sicherheit der Theorie stattfinden lassen wollen. Einer ist, weil wir Ablehnung, Anfeindung und sonstige Repressalien fürchten. Jakobus sagt das gerade Gegenteil: wir sollen Versuchungen nicht ausweichen sondern sie bestehen. Mehr noch: wir sollen uns in ihnen freuen.
Im Neuen Testament sahen die Versuchungen und Proben des Glaubens meist anders aus, als wir es aus dem heutigen Deutschland gewohnt sind. Als Christ zu leben stellte häufig noch eine Gefahr für Leib und Leben dar. Umso herausfordernder wenn Jakobus uns mahnt, auch in solchen Extremlagen Freude zu haben. Wir brechen oft schon bei einem kleinen Wind auseinander während Jakobus uns zeigt, dass der Glaube auch durch echte Stürme hindurch siegreich bleiben kann.
Nun ist aber die Versuchung kein Selbstzweck. Man muss darauf hinweisen, weil viele Christen leiden an sich schon für eine gute Sache halten. Das tut Jakobus nicht. Wir sollen uns nicht über Leid freuen, sondern darüber, dass Standhaftigkeit im Leid zu Ausharren oder Geduld führt. Das griechische Wort kann man auch als „drunterbleiben“ übersetzen. Der christliche Charakter wird aufgebaut indem wir unter schwierigen Situationen „drunter bleiben“ und nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Im Grunde ist das Alltagserfahrung: was machst Du, wenn Dich jemand anzählt weil Du einen Fisch auf dem Auto hast? Du kannst der Schwierigkeit ausweichen indem Du ihn runterkratzt oder Du kannst „drunterbleiben“ und zu Deiner Überzeugung stehen.
Der Clou an der Sache ist, dass wir viele von Gottes Schätzen nicht bekommen werden, wenn wir nicht auf diese Weise ausharren. Jesus selber hätte die Errettung der Welt nicht erkaufen können, wenn er vorher Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen und seinen Auftrag abgebrochen hätte. So ist es mit allem, wer nicht lernt in der richtigen Situation „drunter zu bleiben“, der wird nicht den Sieg erringen wenn er am anderen Ende der Versuchung ankommt. Am anderen Ende wird immer eine Vollendung stehen, die den ganzen Weg lohnt.
Dasselbe Wort taucht in Hebräer 10,36 auf, einer Stelle die klar macht, dass wir Geduld brauchen um die Erfüllung von Gottes Verheißungen zu erleben:
Denn Ausharren habt ihr nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt. (Hebräer 10,36 nach der Elberfelder)
mychie schrieb am
23. Dezember 2009 um 22:03Griechisch in 1. Mose? 🙂 In der LXX oder wo?
storch schrieb am
23. Dezember 2009 um 22:49herzlich willkommen, mychie.
und ja, wenn ich was griechisches aus dem AT zitiere oder erwähne, dann immer LXX.