Verkünde es den Hausgemeinden in Rom.1

In jeder Übersetzung gibt es Stellen über die ich gerne mit den Übersetzern sprechen würde. Warum übersetzen sie so? Ich selbst habe mir die Gemeinde in Rom immer groß vorgestellt. Das kann durch Filme wie „quo vadis“ kommen, in denen Nero viele Christen für seine perversen Arenaspiele fand. Natürlich wurde der Römerbrief einige Jahre vor Beginn der großen Christenverfolgung unter Nero geschrieben. Die Gemeinde hätte also noch Zeit gehabt, sich zu entwickeln. Um einen geschichtlichen Überblick zu geben: Paulus schrieb den Römerbrief ungefähr im Jahre 57, die Verfolgung begann 64.
Wie auch immer es geschichtlich genau gewesen ist, Walter Jens hatte beim übersetzen offenbar keine große sondern mehrere kleine Gemeinden vor Augen. Das wäre durchaus möglich, denn es gab viele Hausgemeinden im ersten Jahrhundert. Die meisten Gemeinden fingen in einem Wohnzimmer an und entwickelten sich von da zu größeren Gruppen. Darin finde ich mich sehr gut wieder, denn auch alle Jesus Freak Gemeinden fingen so an. (Leider blieben die meisten auch so)

Nach dem Maß des Glaubens,
das Gott einem jeden einzeln zumisst.
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Es hat nicht spezifisch etwas mit dieser Übertragung zu, aber es gibt kaum ein Bibelstelle zu der sich meine Theologie in den letzten Jahren so sehr geändert hat wie zu dieser. Über Jahre habe ich die Stelle so gelesen, dass Gott jedem Menschen dasselbe Maß des Glaubens gibt. Wenn man Glauben messen könnte (was scheinbar in Gottes Welt möglich ist), hätte jeder – sagen wir mal – hundert Gramm bekommen. (Erst wollte ich ein Hohlmaß wie Liter nehmen. Keine Ahnung, wie man sich ein Maß des „Glaubens“ vorstellen kann. Vielleicht ist die Einheit auch „Wigglesworth“, oder nach einem anderen „Glaubenshelden“ benannt, hahaha.)
Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass jeder Mensch dasselbe Maß hat, wohl aber, dass jeder Mensch Glauben hat. Das ist eine wichtige Feststellung, denn es führt die Aussage „ich kann nicht glauben“ ad absurdum. Natürlich kann jeder Mensch glauben, Gott hat ihn mit dieser Fähigkeit geschaffen.
Das Maß ist aber durchaus bei verschiedenen Menschen unterschiedlich. Im Grunde bringen alle deutschen Übersetzungen diese Tatsache klar rüber. Überdies passt das gut zu dem Gleichnis Jesu von den Talenten (Matthäus 18). Wir haben unterschiedliches in unterschiedlichem Umfang empfangen, aber jeder von uns wird danach beurteilt wie er mit dem umgeht, was ihm Gott gegeben hat. Wir alle können das meiste aus unseren Begabungen, Fähigkeiten und Gnadengaben machen.

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  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 61 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 61 []

11 Kommentare

  1. Nur mal interessehalber: Wieso denkst Du, dass es unterschiedliche Maße des Glaubens gibt? Ich meine jetzt ausdrücklich nicht eine spezielle Gabe des Glaubens, sondern den ganz normalen Glauben. Wommack behauptet ja auch, es gebe ein Maß des Glaubens, das jeder in unterschiedlichem Maße einsetzt oder nicht. Ich muss sagen, dass ich dem auch eher zuneige, da Gott ja die Person nicht ansieht und daher nicht dem einen mehr zur Verfügung kann als dem anderen, ohne ungerecht zu sein.

    Ich habe im Urlaub ein bisschen darüber nachgedacht und könnte es mir höchstens so erklären: Jeder hat eine andere Biographie und je nach Hintergrund gibt er einigen eine Extraportion Gnade oder vielleicht einen besonders großen Startschwung (nennt man das nicht Choke oder so bei alten Autos?), um die biographische Ungerechtigkeit auszugleichen…

  2. schön, dass du wieder da bist. Ich hoffe, Ihr hattet einen guten Urlaub und seid erholt.

    MIt dem Glaubensmaß will ich nicht dogmatisch sein, dafür habe ich an der Stelle schon zu viele Positionen vertreten 😉 ich meine nur, dass die Grammatik an der Stelle die Alltagserfahrung unterstützt, dass es nämlich manchen Leuten sehr leicht fällt zu glauben (bis dahin, dass mancher „vertrauensselig“ ist) und anderen eher nicht. Aber es ist gut möglich, dass ich es missverstehe.
    Wommacks Aussage ist sicher richtig, sagt aber nichts über das Maß des Glaubens aus, das man mitbekommt sondern darüber, was man mit diesem Maß tut.

  3. Mir geht es eben darum, dass ich es als „ungerecht“ empfände, wenn jemand sozusagen „bessere“ Startbedingungen hätte als ein anderer – will sagen, wenn Gott völlig unabhängig von der Situation willkürlich dem einen viel Glauben schenkt, dem anderen wenig, und der dann viel mehr damit „arbeiten“ müsste (um in deinem Bild zu bleiben) als der erste, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen.

    Andererseits sehe ich eben in der Praxis, dass es tatsächlich so ist, dass manche bessere Startbedingungen haben. Wenn ich beispielsweise an so Leute wie The Bill denke, der in fünfter Generation aus einer Pastorenfamilie stammt – oder auch ich selber, die ich immerhin zwei komplette Generationen betender Vorfahren hinter mir habe – das hinterlässt Spuren. Und dass Gott da einem armen Heidenkind mit einer furchtbaren Vergangenheit einen extra Nachschlag oben drauf gibt, zusätzlich zu der „normalen“ Portion Glauben, das alle kriegen – so könnte ichs mir vorstellen, weil Gott gut ist…

  4. dann wäre es doch nur noch eine Betrachtungsweise. Ob er dem einen mehr gibt (zusätzliche Portion) oder dem anderen weniger, ist wie die Frage ob das Glas halb leer oder halb voll ist 🙂

  5. Bin ein bißchen spät dran, aber ich habe den Blog erst heute gelesen.
    „Maß des Glaubens“ hört sich schon etwas provokativ an, denn dann könnte ja wirklich jemand denken: Ich hab nur so ein winziges Quentchen abgekriegt, kann froh sein wenn ich es damit schaffe bis zum Himmel…
    Das ist natürlich Unsinn. Man muß solche Texte immer im Zusammenhang lesen, dann lösen sich die meisten Fragen auf. Direkt in den nächsten Versen spricht Paulus von den verschiedenen Aufgaben und Berufungen die die einzelnen in der Gemeinde ausüben. Genauso wie Organe im Körper ihre speziellen Funktionen ausüben, haben wir unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen in der Gemeinde. Und dafür gibt es sehr verschiedene und spezifische Maße des Glaubens. Ein Heiler wird sein spezielles Maß für Heilung haben, ein Lobpreiser für Lobpreis, ein Seelsorger für Seelsorge usw. Wenn man das herausfindet, welches Maß an Glauben (welchen Dienst) man von Gott bekommen hat, wird man seinen Platz am Leib effektiv und ohne Frust ausüben.
    Etwas ganz anderes ist die Tatsache, daß wir grundsätzlich Glaubende sind, Menschen, die von Gott aufgrund ihres Glaubens gerechtgesprochen sind. Durch den Glauben, der uns zu Kindern Gottes macht, haben wir alle, ohne Ausnahme, wirklich jeder, vollen und uneingeschränkten Zugang zu der kompletten Fülle des gesamten geistlichen Segens der in Jesus Christus für uns verfügbar gemacht ist. Dieser Glaube wird ohne Maß oder Begrenzung jedem geschenkt, der sich danach sehnt. Immerhin war es für Paulus ein sehr konkretes Ziel, alle Glaubenden zur vollen Reife, zum Mannesalter in Christus hin zu führen. Hier gibt es keine Einschränkung, keine Begrenzung, kein Maß.

  6. wow, Gerd, vielen Dank!
    Das hilft echt weiter, so habe ich den Zusammenhang nie gesehen.

  7. @ storch

    Ja eben, ich schwanke da halt auch n bissl…
    Kommt halt wirklich sehr drauf an, das man Theologie treibt durch die Brille „Gott ist absolut gut und liebt mich überschwänglich“, sonst wirds komisch, selbst wenn sich de facto eigentlich nix ändert…

    @ Gerd

    Hmm, da muss ich auch mal noch ein bisschen drüber nachdenken…

  8. hallo!
    bin gerade am vorbereiten einer bibelarbeit zu der stelle und dabei auf diesen beitrag gestoßen. meine frage an gerd: was meinst du genau wenn du sagst „es gibt verschiedene und spezifische maße des glaubens für aufgaben und verantwortungen in der gemeinde“? könntest du deine definition für ein „maß des glaubens“ näher beschreiben?

  9. Hi Stefan,

    da der Kommentar schon einiges älter als ein jahr ist, vermute ich, dass Gerd die Frage nicht lesen wird 🙁

    Trotzdem herzlich willkommen hier!

  10. naja, vielleicht kannst du mir ja weiterhelfen 😉

  11. ich kann es ja versuchen 🙂 gerd versteht das maß des glaubens nicht global sondern spezifisch für bestimmte dienste. wenn man unterschiedliche gaben hat, dann hat man auch unterschiedlichen glauben in dem bereich. jemand mit einer prophetischen gabe hat dann „mehr“ glauben dafür, dass Gott redet als jemand, der diese gabe nicht hat. andere reden dann von „salbung“ oder „befähigung“ oder „charisma“ – gut möglich, dass alles nur untercshiedliche betrachtungen desselben phänomens sind.
    das hat aber nichts mit dem glauben an christus zu tun sondern nur mit den entsprechenden diensten.

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