Über Baruch Spinoza wird gesagt, dass die Veröffentlichung seines Hauptwerks, der Ethik, zu seinen Lebzeiten an seinem Anspruch gescheitert ist. Er muss das Buch über Jahre immer wieder überarbeitet, geschliffen, gefeilt und destilliert haben, bis er es am Ende auf 200 Seiten Latein zusammengedrängt hatte.
Ich kann ihn mir gut vorstellen wie er, meistens nachts, in der Zurückgezogenheit seines Studierzimmers (das er teilweise über Wochen nicht verliess) an dem Werk gearbeitet hat. Immer wieder wird er etwas ergänzt, den Aufbau geändert, eine Passage herausgekürzt und eine andere ergänzt haben, ohne dabei je zu einem Ende gekommen zu sein.

Friedrich Nietzsche war weniger anspruchsvoll und veröffentlichte einfach. Mit dem Ergebnis war er selber nicht unbedingt immer zufrieden. In seinen Büchern finden sich Anmerkungen von eigener Hand, die nicht immer schmeichelhaft für den Autor waren. Es konnte auch mal vorkommen, dass er an eine Passage „Narr!“ schrieb.

Als Autor mag ich solche Geschichten weil ich mir sicher bin: ich werde nicht das perfekte Buch schreiben. Egal, wie lange man an einem Text arbeitet, nachdem man in eine Weil beiseite gelegt hat, wird man etwas an ihm finden, das einem nicht gefällt. Es ist normal, wenn man nicht mit allem einverstanden ist, was man vor Jahren zu Papier gebracht hat. Wäre es anders, hätte man sich ja über die Jahre nicht entwickelt und das wäre schlimm. Trotzdem musste man es schreiben, denn ohne Kommunikation gibt es in der Welt des Geistes nur Stillstand.

ich finde es nur immer wieder beruhigend, dass es anderen (und besseren!) ähnlich gegangen ist.

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3 Kommentare

  1. O ja, dies ist wohl wirklich so!
    CuuL wenn du Persönlichkeiten wie Spinoza & Nietzsche
    auch mal auf den Plan rufst.
    Ich denke, wir sind da wirklich auf’m Steilen Weg!
    Siehe auch mein Blog….
    *world wide pizza is in your land*
    Björne 😛

  2. och, nietzsche taucht hier schon gelegentlich mal auf. von seinen philosophischen sachen habe ich seinerzeit das meiste gelesen. spinoza habe ich nicht gelesen, nur mal auszüge, aber kein ganzes buch.

    PS: du hast doch gar nichts über die beiden geblogt, oder?

  3. Ne, geblogt habe ich über Nietzsche oder Spinoza nix.
    Aber von den neuen krassen wilden,
    kommt mir immer mal wieder:
    Benjamin v. Stuckrad – Barre, Deutsches Theater,
    in die Hände. Habe das auch schonmal
    auf Corrys Blog gepostet:

    „Mittlerweile ist es nach 22.00 Uhr, der Türsummer des Hoch-
    hauses ist per Zeitschaltung deaktiviert, der Homosexuelle in
    schwarzem Samtanzug und lila-weiß-gestreiften Schlappen singt
    „Ich kooooooomme“ in die Gegensprechanlage, großes Gelächter im
    Hintergrund, er kooooooommt schließlich zu viert, alle jungen
    Herren in Lila-weiß-gestreiften Schlappen, großes Hallöchen, die als
    zu lang empfundene Wartezeit wird schnippisch kommentiert: „Bist
    du über Haaaaamburg gefahren, Süßer?“, der Bote lacht, das Trink-
    geld stimmt und weiter. Ein korpulenter Zeit-Abonnent mit Glatze
    steht erbost auf seinem Parkett, vielleicht unzufrieden, das er Cola
    und Jumbopizza bestellt, vielleicht ist ihm der Kaktus auf eine
    Thelonius Monk LP gefallen, kein Augenkontakt, bloß weg. „Die
    Einsamkeit, jaja, neenee“, sagt der Pizzabote und bringt Gratin,
    Lasagne und einen 500ml-Sahneeisbecher zu einer vergnügten Vor-
    her-Bild-Frau, die vor, während und nach der Essensübergabe liebe-
    voll mit ihrem Hund spricht.
    In Folge zwei von „Pizzabringdienst“ könnten die beiden letzten
    Besteller dieser Folge sich vielleicht kennen lernen und einander eine
    verliebt halbierte so genannte Partypizza in den endlich mal wieder
    geküssten Mund schieben. Die begleitende Olli Geißen-Show wird
    „Extra Käse“ heißen. Diese Serie würde unser Land ethnologisch kartografieren. Hiermit überantworte ich dieses Konzept unentgelt-
    lich den o.g. Herren, wenn sie mir versprechen, sich künftig aus mei-
    nen Träumen fernzuhalten.“
    (Benjamin v. Stuckrad – Barre, Deutsches Theater, S.64)

    Benjamin v. Stuckrad – Barre wurde als viertes Kind einer Pastorenfamilie geboren, und wuchs in Rotenburg Wümme auf. (…)
    [Quelle Wikipedia]

    Sein erstes Werk „Soloalbum“, hab ich im Jahre 2000 quasi verschlungen.
    Solche Literatur gehört u.a. auch zu meinen ‚favorites‘.
    Lieben Gruss ins Bergische!
    Björne

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