In seinem Kapitel “Die Glaubensformel“ setzt Blue sich kritisch mit der Glaubensbewegung auseinander. Er zitiert niemanden, spielt aber mindestens auf Kenneth Hagin sehr deutlich an. Auf Seite 39 heisst es:

Es wird behauptet, alle göttlichen Segnungen wie Gesundheit und Wohlstand,
seien ständig und in vollem Maß jedem Christen zugänglich.

Wogegen er sich wendet ist die Ansicht, dass Glaube so etwas ähnliches wie eine Zauberformel ist. Er mag die einfache Formel “Glaube=Segen“ nicht. Auch wenn ich mit ihm einer Meinung bin, dass noch etwas mehr dahintersteckt (vor allem wenn man, wie es oft geschieht, Glauben als Leistung versteht), kann ich darin nicht folgen. ich bin sehr gespannt an dieses Kapitel herangegangen, habe aber keine theologische Begründung dafür gefunden, dass die Segnungen Gottes nicht immer zur Verfügung stehen. Auch keine Kriterien die anzeigen, wann sie nicht zu bekommen sind.
Ich finde es gerade an diesem Punkt wichtig, mit der Bibel zu argumentieren und nicht mit der Erfahrungen. Viele stossen in dasselbe Horn wie Blue und sagen eigentlich nur: “wir erleben es nicht immer, also steht es nicht immer zur Verfügung.“ Das ist schwach. Wieso sollte man von unserem Erleben direkt auf Verfügbarkeit von Segen schliessen können? Das ist absoluter Positivismus – die eigene Position, das eigene Erleben werden als maßgeblich interpretiert.
Wer so denkt, der kann kaum erleben, dass Gott seine Grenzen erweitert. Erst wenn wir bereit sind anzuerkennen, dass Gott mehr will als wir haben, sind die Segel in Richtung des größeren Segens gesetzt. Wir sollten lernen unser Leben durch die Bibel zu betrachten, nicht die Bibel durch unser Leben.

ich schreibe das nicht um ein gutes Buch schlecht zu rezensieren, sondern weil mir daran ein Problem auffällt, das imho viele haben, die Heilung kritisieren. Leider werden diese Positionen oft nicht hinterfragt.

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9 Kommentare

  1. mmhh, dann liegt es also an mir, wie Gott mich segnet oder auch nicht. An meinen Erwartungen, an meinem Glauben und nicht an Gott. Dies scheint mir aber auch einseitig zu sein. Und der Umkehrschluss?
    Naja, vielleicht muss doch beides zusammen kommen… 🙂

  2. Das Thema beschäftigt mich seit einigen jahren. Ein möglicher Ansatz, den ich zur Zeit durchdenke: Könnte in Jakobus 4 ein Schlüssel zum Verständnis liegen? Segen / Gesundheit / Versorgung steht zur Verfügung, ständig. Wir bekommen aber nicht immer, was zur Verfügung steht. Vielleicht sind unsere Motive schief?

  3. @ tobi
    Was ist denn so schlimm an der Annahme, dass es an mir liegt? Das wird doch nur zum Problem, wenn man, wie Storch schreibt, Glauben als Leistung versteht (wo ich leider auch immer wieder mal drauf zurückfalle – es wird aber besser…;-) ) – dann kann einen eine solche Theologie unter Druck setzen. Aber wenn man sich selbst weniger wichtig nimmt und alles von Gottes Perspektive aus sieht, finde ich es nicht so schlimm, nicht alles, was mir zur Verfügung steht, nicht alles, was mir gehört (Lk 15,31), jetzt und sofort zu bekommen. Ich strecke mich danach aus, aber letztlich gehört es ja schon mir und ich habe ein Leben lang Zeit, es zu entdecken und zu er-greifen – also, wozu Stress?

  4. @Königstochter: naja, es hat sicher verschiedene Ebenen. Zum einen die theologische: Woher kommt Glaube überhaupt? Ist es ein Geschenk Gottes oder ist es etwas, was wir Menschen uns „verdienen“ müssen. Ist es eine Leistung von uns, also abhängig von unseren Erwartungen etc.? Das ist ein wesentlicher Unterschied und führt auf eine weitere Ebene, die menschliche oder auch alltägliche: Ich finde es sehr gut, sich auszustrecken nach der heilenden Kraft Gottes und ich glaube, dass wir diese auch immer wieder erleben können udn dürfen, aber wir können nicht über sie verfügen und so lange es mir gut geht bei diesem austrecken, ist das auch alles in Ordnung. Aber was ist, wenn ich keinen Glauben mehr habe, wenn ich nicht mehr kann, wenn die Zweifel mich innerlich zernagen oder eine Krankheit mich auffrisst. Liegt es dann immer noch an mir? An meinem (Un)glauben? Liebt mich Gott dann weniger? Hier wird es doch etwas zynisch und da geht es nicht darum, dass ich nur empirisch das Elend der Welt sehe (natürlich sehe ich das, weil ich mitten drin lebe), sondern weil die Bibel uns sagt, dass es die totale Erlösung erst nach dem 2. Kommen Christi gibt. Bis dahin müssen wir in der Spannung zwischen „jetzt udn noch nicht“ aushalten. Wenn ich den Menschen das Paradies auf Erden verspreche, predige ich eine Ideologie und keine Theologie. Und hier meine ich auch die Zwischentöne, das Unausgesprochene Wort, die Wirkung (gerade auf Kranke), die Suggestion. Mir ist durchaus bewusst, dass man auf beiden Seiten des Pferdes runterfallen kann und ich habe keine Lust unter dem Pferd zu diskutieren. 🙂

  5. @ toby
    Was Du zu der Spannung zwischen dem „schon jetzt und noch nicht“ sagst, kann ich nur 100%ig unterschreiben. Hier ist nicht der Himmel, auch wenn wir als Jesu Botschafter die Aufgabe haben, soviel davon hier auf die Erde zu holen wie irgend möglich, wird es nie vollkommen sein. Aber 80 % wäre auch schon wesentlich besser, als was wir jetzt sehen, oder?

    „Aber was ist, wenn ich keinen Glauben mehr habe, wenn ich nicht mehr kann, wenn die Zweifel mich innerlich zernagen oder eine Krankheit mich auffrisst. Liegt es dann immer noch an mir? An meinem (Un)glauben? Liebt mich Gott dann weniger?“

    Ich sehe das unter verschiedenen Aspekten: einmal liegt es meiner Ansicht nach auch dann auf jeden Fall an mir. Wir haben immer Glauben, nur setzen wir ihn oft nicht ein. Ich bin die, die verantwortlich dafür ist, dass kein Zweifel mich zernagt – Jesus hat Seine Jünger manchesmal für ihre Zweifel getadelt, und das wäre doch ziemlich ungerecht, wenn sie nix dafür könnten, oder?

    ABER – es gibt andererseits auch immer noch die Gnade. Ich muss nicht versagen, aber wenn ich es doch tue, falle ich nur in Gottes liebende Hand. „Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf.“ (steht irgendwo in den Sprüchen). Ich finde es durchaus nicht zynisch, zu sagen, dass es in unserer Verantwortung liegt, die Werkzeuge, die Gott uns in Jesus schenkt, zu gebrauchen. Es ist unbequem, definitiv, aber es ist auch eine riesige Chance, und in Kombination mit Seiner Gnade finde ich es auch nicht bedrückend, im Gegenteil. Wenn ich versage, habe ich wieder die Gelegenheit, Gottes Gnade neu zu erfahren und Seine Liebe noch tiefer zu verstehen.

    Es ist sicher kein Zufall, dass Gott mir erst seitdem ich einiges mehr von Seiner Gnade verstanden habe, die Augen immer mehr für die Tiefe meines Versagens öffnet. Vorher hätte mich das total in Verdammnis gebracht, es hätte mich kaputt gemacht. Aber sooft ich jetzt erkenne, wie schlimm eigentlich manches Versagen meinerseits ist, und welche tragischen Konsequenzen zu Teil daran hängen, desto mehr fasziniert mich Gottes Gnade, desto abhängiger werde ich von ihr und desto dankbarer werde ich dafür, dass Gott mich liebt – trotz allem. Es heißt sicher nicht umsonst „wem viel vergeben ist, der liebt viel, wem aber wenig vergeben ist, der liebt wenig.“ (selber raussuchen, sagt Jesus zu Simon, dem Pharisäer).

  6. Ich bin einfach heilfroh, dass Gott verlässlich und treu ist und ich mir keine Gedanken um seine Güte machen muss. Im übrigen: Es lebe die Praxis. Danke, Gott, für jeden, der alles auf diese eine Karte setzt – dass du heilst. Punkt.

  7. was ist diesem zusammenhang eigentlich mit der „gabe “ des glaubens ?
    ( 1.korinther 12,9 ).
    wenn der theologie folge, das mir nicht ein charisma, sondern alle zur verfügung stehen, ist doch glaube etwas in das ich investiere ?
    durch gesunde lehre ,beschäftigung und gebet um weisheit wachse ich darin.
    und sind nicht die „glaubenslehrer “ die, die am meisten in dieses charisma investieren um die anderen zur „katharsis “ zu führen ?

  8. Nun, ich kann die Ansicht des Autors nachvollziehen.
    Anfang Mutmaßungen Teil 1
    Für mich sehen auch viele Einträge hier nach der verzweifelten Suche nach dem großen geistlichen Trick aus, der endlich die Wunder herrabregnen läßt. Ich denke nicht, dass einem – egal wie fromm- die Gnade gehört, in der Art wie einem ein Auto oder ein Kaffeeautomat gehört, oder dass Verheißungen bzw. Bibelverse eine Art Bedinungsanleitung für eine göttliche Segensmaschine sind. Gebaut nach dem Grundsatz, halte Dich an dieses oder glaube nur fest genu an jenes und Dir wird Wohlstand, Gesundheit und Glück zu Teil.
    Tuckert man durchs den frommen Teil des Netzes, bemerkt man schnell, dass sich der gelbe Teil grade über V2 und seine Teils nicht intendierten Folgen ausläßt und der lila Teil entweder um Profil bemüht ist oder halt über Heilung laut nachdenkt. Hier etwas, was ich auf Jakes Blog gefunden habe, pp by Youtube: http://de.youtube.com/watch?v=PTc_FoELt8s. — Ich finde es schon fast witzig, dass ein Baptistenprediger so donnernd dem Teresa de Avlia ihr „Sólo Dios basta!“ in das WWW brüllt. —
    Ich weiß, dass Du es nicht so meinst wie die PayCheck-Prediger aus USA, Storch, aber sei mir nicht böse, wenn es sich für mich manchmal so anhört, als ginge es bei dem Heilungsthema um etwas sehr ähnliches. Oder vllt auch nur um die Sehnsucht nach Manifestationen, um Gewissheit darüber zu erlangen, auf dem richtigen Weg zu sein. Wer hat die nicht ab und an? Ende Mutmaßungen Teil 1 !
    Anfang Mutmaßungen Teil2
    Nun bin ich ja nicht vor Werken fies, wer das ist möge „Reich Gottes bauen“ bei folgenden Gedanken als Hintergrundroutine laufen lassen und mir kommt da eine Überlegung, die wie man denn Heilung Wirklichkeit werden lassen kann. Neben den Heilungsberichten in NT, werden sehr viele sehr praktische Anweisungen gegeben. — Ich schreib die Stellen nicht dabei, ich mag es wenn Leute in ihrer Bibel rumsuchen.– Da gibt es ein Gerichtsbild, wo eine Gruppe in die Hölle geschickt wird, weil sie dem König in dem Bild keine Klamotten oder zu essen gegeben haben und die jenigen, die das Reich besitzen, genau solche einfachen Dinge getan haben. Beide Gruppen erinnern sich nicht, wann sie den besagtem König je begegnet wären. Erstaunlich ist, dass sich niemand an seine Begegnung mit dem König erinnert und noch erstaunlicher, dass kein Wort über „geistliche Taten“ wie Gebet oder innere Einstellungen gesagt wird.
    Bitte Verknüpfung herstellen mit einem anderen Bild aus dem NT, wo jemand aufgefordert wird sein Opfer vor dem Altar liegen zu lassen und sich erst mit seinem Bruder auszusöhnen, da sonst das Opfer – was ja auch Sünden tilgenden Charakter im AT hatte- unwirksam wäre. In beiden Bildern geht es nicht um vitale Gottesbeziehungen, übernatürliche Erkenntnisse oder göttliches Handeln, sondern ganz einfach um alltäglichen Kram und wie sehr Gott scheinbar darauf abfährt, das wir etwas tun und das wir was für andere tun. Wäre es nicht da vllt sehr viel einfacher und naheliegender, Kranke zu pflegen, ein Krankenhaus zu bauen, Geld für die Ausbildung von Medizinstudenten zu sammeln etc., wenn man Heilung sehen möchte? Wäre eine Storch-Klinik mit angeschlossener Krankenpflegeschule nicht ein eindrucksvollers Ergebnis deines Gebetes? Vllt. stellt sich auf dem Weg dahin ja auch das ein oder andere Wunder ein, nicht als Hauptattraktion, sondern als Zugabe. Vllt gibt es sie also doch, die göttliche Segesmaschine, nur funktioniert sie vllt nicht dadurch das man darüber nachdenkt, wie sie denn funktioniert und vllt. braucht es mehr als nur geistlichen oder geistigen Input. Vllt funktioniert sie ja mit echten Euros oder vllt wird sie von Muskelkraft in Gang gesetzt. Unter Umständen macht sie niemanden, der daran rumfummelt, glücklicher und reicher, sondern eher gestreßter und ärmer. Vllt, alles eben nur Mutmaßungen.
    Und damit Ende meiner Mutmaßungen darüber, wie Heilungen und Wunder und wie sie geschehen. Sicher würde ein weiters Krankenhaus nicht das Elend der Welt abschaffen, aber vermutlich würde es von oben erwähntem König besucht werden und vllt wäre das einzige Leben was Du rettest, dein eigenes.
    Wer jetzt aufgrund meines überbordenen Hangs zur Werkgerechtigkeit ausflippen möchte, möge das in aller Ruhe tun.

  9. bee, diesmal sprichst du mir direkt aus der seele. ich fänd es tatsächlich toll, beides zu kombinieren. aber ich glaube, dass die medizinische forschung in deutschland gerade nicht zu kurz kommt, gottes kraft dagegen schon. deswegen investiere ich lieber in den geistlichen teil als in den medizinischen.

    @ toby: ich finde es in der bibel eigentlich dauernd, dass die verantwortung beim menschen liegt: er muss sich bekehren, er muss soziale gerechtigkeit üben usw. wieso sollte es bei heilung anders sein?
    ich finde es auch seelsorgerlich nicht tröstlicher wenn ich als kranker weiss, dass gott mich einfach nicht heilen will. so einen himmlischen vater finde ich gruselig. das ist unterlassene hilfeleistung. gibt es hingegen etwas, das ich machen könnte, was ich aber gerade nicht kann oder weiss, bleibt gottes charakter intakt und das ist mir lieb.
    ich finde auch keine stelle in der jesus mal sagte: „das ist so, du armer, da kann man nichts machen.“ im gegenteil, er tadelte unglauben und setzte damit den massstab für ein übernatürliches leben. nach heutiger theologie hätte er immer von eschatologischen spannungen reden müssen.
    ich glaube auch nciht, dass die spannung zeitlich ist. sie besteht darin, wie viel von gottes herrschaft wir jetzt schon zeigen können. alles wird nicht gehen, dafür sorgen verschiedene faktoren, deshalb wird das hier nicht der himmel. aber es ist keine zeitliche spannung, es gibt nicht etwas, dass hier noch nicht geht.

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