Ich habe ein Buch gelesen, das mich zu einigen Blogeinträgen inspiriert hat und das ich Euch gerne empfehlen möchte. Es heisst “Autorität und Heilung” und ist von Dr.Ken Blue. Das Buch gibt es derzeit bei verschiedenen Anbietern für unter 2,–. Wie bei allen Büchern gibt es negatives und positives, das mich inspiriert und herausfordert. Das Positive überwiegt hier aber bei weitem, so dass ich die Ausgabe an Geld und Lesezeit für sinnvoll investiert halte.
Das erste Kapitel dreht sich darum, wie die Ansicht, dass Krankheit heilsam sei, ins Christentum gekommen ist. Für mich persönlich ist diese Ansicht völlig widersinnig, ein Grund mehr, sich für ihre geisteswissenschaftlichen Wurzeln zu interessieren.
Laut Blue traf die erste Welle der Verfolgung die frühe Christenheit aus dem Nichts und führte allenthalben zu grosser Überraschung. Wie konnte es sein, dass man einem Siegergott diente und dennoch so massiv überwunden wurde? Die Folge war, dass man im Leiden Positives entdeckte, es “trennte die Spreu vom Weizen”, die Ausdauernden wurden ausgefiltert und die Kirche gereinigt. Gerade über den Aspekt der Reinigung der Kirche gab es viele Diskussionen.

Die Verfolgung wurde schliesslich in der frühen christlichen Kirche derart hoch bewertet, dass, wie der Neutestamentler Peter Davids schreibt, regelrecht ein Märtyrerkult zwischen den 100 und 300 n.Chr. entstand. (Seite 19)

Als später unter Konstantin das Christentum Staatsreligion wurde und die Verfolgungen ganz aufhörten, entstand ein “Leidensvakuum”. das ging damit einher, dass durch die Anerkennung des Christentums einen Masseneintritt getaufter Heiden in die Kirche kam und die moralischen und geistlichen Standards sanken.

Als Antwort auf diese (…) Sorge flohen viele in die Wüste, um sich dort in Askese zu üben. Ohne die staatlich verordnete Verfolgung mussten sich die wahren “Bekenner” nun selbst verfolgen. Diese Selbstverfolgung der Asketen gestaltete sich so, dass sie lange Zeit fasteten, dass sie sich den Elementen aussetzten, Schlafentzug übten und die Grundregeln der Hygiene missachteten. Natürlich stellten sich darauf häufig Krankheiten ein. So wurde bald in den Köpfen vieler Krankheit zum Inbegriff des Leidens der wahren “Bekenner” und erhielt dadurch einen positiven Anstrich. (Seiten 19f)

Natürlich findet Blue einen weiteren Eintrittspunkt dieses Gedankens in der Körperfeindlichkeit mancher dualistischer griechischer Philosophien. Auch wenn ich ihm darin folgen kann, finde ich aber die Theorie der Verschiebung des Märtyrertums bestechender. So erklärt sich, dass dieser Gedanke sich plötzlich “christlich” anfühlte und nicht mehr fremd. Die Folge kennen wir alle, sie ist die Theorieologie, dass Gott durch Krankheit heilt, es also für die Seele und das geistliche Leben gut ist, krank zu sein. Dieser Gedanke ist zwar im Christentum verbreitet, aber er ist gar nicht christlich, nicht ein bisschen. Unser Gott kann Krankheit benutzen wenn sie da ist, aber er schickt sie nicht und will nicht, dass seine Kinder unter ihr leiden.

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14 Kommentare

  1. Seit ein paar Wochen habe ich begonnen, über das Thema „Heilung & Befreiung“ zu predigen. Und ich habe den Eindruck:
    „Mann, ist das gut!“
    Das von Dir Geschilderte scheint nämlich eines der Hauptschwierigkeiten mancher Leute zu sein: „Gott will Krankheit und gibt im besten Fall Kraft, um durchzuhalten!“
    Dieser Zahn muss zuerst gezogen werden!
    Und die Leute fangen an, wieder positiver zu denken.

    Ein Problem hab‘ ich allerdings:
    Seitdem ich davon predige, dass Gott uns auch von Bindungen der Finsternis befreien will, hat sich die Zahl der Zuhörer bemerkbar reduziert.
    Predige ich so schlecht oder hat da jemand was gegen?

    Gby,
    Dirk.

  2. hm, das ist so ähnlich wie das puritanische Entscheidungsprinzip: Hauptsache, es macht mir keinen Spaß.

    Aber was sagt Ihr dann zu Hiob:

    Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! und alles, was ein Mann hat, läßt er für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: was gilt’s, er wird dir ins Angesicht absagen!
    Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!
    Da ging der Satan hin und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel.
    Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche.
    Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst Du noch fest an deiner Frömmigkeit?
    Sage Gott ab und stirb!
    Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Weiber reden.
    Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?
    In diesem allem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.
    (Hiob 2, 4-10)

    Also, für Hiob kommt das Böse anscheinend „irgendwie“ auch von Gott. Deswegen kann Krankheit auch dazu gehören.
    Ich meine, was ist den Leuten denn geholfen, wenn man ihnen sagt, Gott will keine Krankheit? Wenn sie krank werden, haben sie dann das Gefühl, sie liegen irgendwie falsch. Im Fall Hiobs versuchen ihm das ja später auch seine Freunde einzureden: Er müsse etwas falsch gemacht haben, denn Gott straft nicht ohne Grund.
    Aber Hiob hält fest daran, dass Gott ihm seine Gerechtigkeit schenkt.
    „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ (Hiob 19,26)

  3. @ dirk: ist ja immer mal so, dass gar nicht alle gebundenen frei werden wollen…, „lass mir mein (was immer ) ich kann auch so mit gott leben. ist ja gar nicht mal so eine falsche aussage. “ ob sie gut ist, sei dahingestellt…
    sicherlich wird auch der gute alte feind was dagegen haben, dass du ihm feld abnehmen willst.
    es macht ja den eindruck, als wenn du gerade einige konventionen in deiner gemeinde durch predigen angehst, da musst du mit gegenwind von allen seiten rechnen…, hör auf dein herz und mach weiter wenn es ja sagt…

    „solange du lebst, halten sie dich für einen spinner-wenn du tot bist nennen sie strassen und schulen nach dir “ eines meiner lieblings halte durch zitate.

  4. Auch hier wieder würde ich von der Schöpfung aus argumentieren. Leiden und Krankheit als Folge des Willensentschlusses des Menschen sich aus Gottes Willen zu entfernen… Allerdings und aber, aber, aber – weshalb ich auch letztens beim Thema Leid das Baudelaire Zitat gebracht habe… Ich halte die Entwicklung das Leiden bejahen zu können für ein zentrales Schlüsselelement in dem Prozeß sein Leben loszulassen und ganz in Gottes Hände zu legen. Zumindest – und da darf man gerne wieder eine Klammer und ein großes „Aber“ einfügen – in den westlichen Kulturen.

    Da denke ich fehlt es vielen an einer Offenbarung, wie beschissen es Ihnen eigentlich geht… Leiden bejahen heisst in diesem Sinne: sich überhaupt eingestehen zu können, dass man leidet, die Dringlichkeit erkennen, einen Erlöser zu brauchen.

    Und genau in dem Sinne kann ich Baudelaire unterschreiben, wenn er schreibt: „Sei gepriesen, mein Gott, der uns das Leiden gibt als göttliches Heilmittel wider unsere Unreinigkeiten“

    Obwohl ich betonen muss, dass dies selbstverfreilich nix mit Selbstgeißelung oder ähnlich perverser Scheiße zu tun hat… Ich bin oft genug persönlich im Strudel der Selbszerstörung herumgeschwommen, um zu wissen, dass man – wenn man das so betreibt – nicht Gott dafür preisen, sondern schleunigst einen Arzt, Psychologen oder Seelsorger aufsuchen sollte.

  5. vgl. dazu „Simple Plan“ von Pedro the Lion…

  6. erst mal @dirk:
    heilung ist nur ein kleiner teil und ich habe oft gesehen, dass gemeinden, die diesen teil übertreiben komisch werden und leute verlieren. ich würde dir empfehlen, vorsichtig zu sein und langsam zu machen. ich habe in meiner gemeinde in den letzten jahren einmal(!) über heilung gepredigt und das nur als teil einer anderen predigtreihe. es kommt immer wieder mal vor und ich habe ein heilungsteam aufgebaut, aber es ist kein grosser teil bei uns.
    das ist mir auch wichtig, es muss die ganze bandbeite gepredigt werden ohne irgendwo unausgewogen zu sein oder menschen mit einer bestimmten theologie zu überfordern. wir können auch gerne mal telefonieren, wenn du an einem erfahrungsaustausch interessiert bist: storch(at)kultshockk(punkt)de.

    @ jordanus:
    ein paar stichpunkte und links dazu (ich habe da schon viel zu geschrieben und will keinen suprerlangen kommentar schreiben). hiob habe ich 2006 durchgepostet, die ersten posts könnten interessant sein:
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2006/02/04/schutz-hiob-112-i/
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2006/02/05/zulassen-112-ii/

    – einer der gravierendsten unterschiede zwischen AT und NT ist für mich die Offenbarung des Satans im NT. Im AT wurde schlichtweg alles unerklärliche Gott zugeschrieben (bis auf wenige Ausnahmen) im NT sprach jesus deutlich darüber, dass es zwei Quellen gibt.
    – Bei Hiob ist es nicht Gott gewesen, der das Leid brachte sondern eindeutig der Teufel, Gott schützte Hiob noch und setzte dem Feind Grenzen.
    – wir können unser Leben nicht durch das AT besehen, die Voraussetzungen haben sich durch Jesus grundlegend geändert, Hiob ist kein rolemodel.
    – Hiob erkannte Krankheit und Leid als negatives und hat sich das ganze Buch hindurch dagegen aufgelehnt.

    ich komme in der nächsten zeit nur selten zum kommentieren, es kann daher manchmal etwas dauern.

  7. Nun, dass ich das mit dem Gleichheitszeichen zwischen Heil und Heilung nicht setzen mag, hab ich ja schon öfters hier geschrieben. Ich halte das für eine Fehlinterpretertion der Schrift, aber das kann ja jeder für sich entscheiden.
    Was mich ziemlich anpiekt, ist die pauschale Beurteilung der Wüstenväter. Man scheint hier eine Art Sozial-Hysterie als Beweggrund für die Wüstenväter pauschal zu unterstellen und nicht eine Berufung zu einem Leben der Liebe und Hingabe.
    Deine Position, Storch, ist ebenso eine theologische Schlussfolgerung wie alle anderen Deutungen von Krankheit und Heilung. Andere Positionen als nicht christlich einzuordnen, ist ziemlich gewagt und eine echte Minderheitenposition bezogen auf die letzten 2000 Jahre. Sicher passt diese Position sehr viel besser zum Mainstream und Live-Stil unserer Zeit, der ja Krankheit und Tod als unerwünscht verdrängen. Ganz platt gefragt: Mag es sein, dass deine Position nicht vielleicht sehr viel eher aus einer sozio-phychologischen Bedingtheit hergeleitet ist, als die der Wüstenväter und Märtyrer?
    Und es bleibt schließlich noch die Frage, was macht man, wenn man a) fromm und b) krank ist und c) die Heilung ausbleibt? Ist nicht eine im Glauben ertragene Krankheit ein sehr viel stärkeres Zeugnis, als so manche wundersame Genesung? Ist nicht der Glaube selber ein viel größeres Wunder als eine Heilung?
    Nun, ich weiß nicht, ob ich dass hier:http://de.opusdei.org/art.php?p=24691 schon mal gepostet hab, aber ich finde es wichtig auch mal zu hören, wie jemand, der eben nicht wundersam geheilt wurde, damit umgeht.

  8. @Bee:
    Lassen wir erstmal den Komparativ weg, denn Äpfel und Birnen sind gleichermaßen genießbar.
    Also: Eine im Glauben ertragene Krankheit kann ein starkes Zeugnis sein.
    Und ich hoffe, dass ich nicht ganz so weit weg von Stoch’s Intetion bin, wenn ich einfach mal behaupte, dass Krankheit und Leid trotzdem nichts ist, was dem Willen Gottes entspringt.
    Dass uns alles zum besten dienen soll, lässt keine Rückschlüsse darauf ziehen, dass dies auch ursprünglich „gut“ gemeint oder irgendwie „geplant“ war…

    Mal ganz persönlich: Eine der schwierigsten Sachen in meinem Leben war meine Scheidung. Das war mit viel Leid und Schmerz verbunden, aber – und das muss ich feststellen: es hat meine Einstellung zu Liebesbeziehungen revolutioniert … ich bin daran gewachsen, habe im Nachhinein viel Gutes da raus ziehen können. Ich habe gerade in den Zeiten der Trennung so viel Trost bei Jesus gefunden und Gott hat mich mit so viel Schönem beschenkt und schließlich auch mit einer neuen Liebesbeziehung gesegnet, obwohl ich teilweise dachte, ich werde bis an mein Lebensende alle Frauen hassen.

    Dennoch würde mir nicht im Traum einfallen, dass Gott wollte, dass meine / unsere Ehe scheitert. Es ist nicht so, als wäre das alles für Gott nötig gewesen… Nein, für mich und vielleicht auch für meine Ex-Frau war es – wenn man das überhaupt so sagen kann – „nötig“.

    Und ich weiß nicht, inwiefern man da Rückschlüsse ziehen kann oder darf auf körperliches Leiden [ich gebe zu, mir persönlich ist fast ausschließlich das seelische Leiden, und das zu Genüge, bekannt]… Aber sind wir doch mal ehrlich. Selbst wir Christen… inwieweit leben wir denn überhaupt mit Gott? Wie oft werkeln wir doch hier auf der Erde herum und drehen unser eigenes Ding, Leben in Dogmen von wasweißichwas für Gesellschaften. Klar ist das Gesundsein-Wollen ein Dogma unserer modernen Welt – und da kann ich die Frage an Storch auch durchaus verstehen – aber der Zustand des Krankseins ist eben auch ein Dogma der Welt und eben kein Zustand, den Gott irgendwie herbeibeschwören würde.

    Will sagen: auch wenn Gott aus Scheiße Gold machen kann, dann heisst das nicht, dass es da vorher irgendetwas anderes als Scheiße gab.

  9. @Bee
    Ich zitiere mal von der Seite die du empfohlen hast:
    „Ihm blieb das Ringen um die gottergebene Annahme seines immer näher rückenden Todes nicht erspart. In besonders schwierigen Phasen seiner Krankheit halfen ihm entscheidend mehrere Besuche von Bischof Javier Echevarría, dem Prälaten des Opus Dei, der sich im Sommer 1997 mehrere Wochen in Deutschland aufhielt. Er bestärkte Stephan Puhl darin, seine Krankheit aufzuopfern und sich mit Christus am Kreuz zu vereinen und so an der Erlösung mitzuwirken.“

    Besonders den letzten Satz empfinde ich als äußerst fatal. Keiner von uns kann an der durch Christus gewirkten Erlösung mitwirken. Der Preis ist ein für alle mal bezahlt und es braucht keine weiteren Bezahlungen, Opfer, etc. Diese Lehre vermindert den Wert des Opfers Christi und hebt die Menschen in eine Position, in der sie nach dem in den biblischen Büchern dargelegten Plan Gottes gar nicht sein sollen.
    Das Aushalten von Leid und Krankheit trägt nichts zum Erlösungswerk Christi bei. Das Erlösungswerk Christi benötigt keine weiteren Zutaten. Wir sind diejenigen die diese Erlösung nötig hatten (haben) und nicht die Miterlöser.

    Ich zitiere zum Schluß aus einem Buch von Bill Johnson mit dem Titel „Stärke dich selbst im Herrn“:
    „Es ist einfach, sich durch unerwartete Ereignisse aus der Bahn geworfen zu fühlen. Aber nichts kann Gott überraschen und darum ist Er vorbereitet für das was noch kommt. Uns daran zu erinnern, dass Er bereits voraus gesehen und uns auch vorbereitet hat, scheint zu einfach, aber es macht einen erheblichen Unterschied in unserer Reaktion auf Schwierigkeiten. Wenn unsere Herzen in dieser Wahrheit über Seine Natur verankert sind, bewegt uns das dazu unsere inneren Werkzeuge einer Inventur zu unterziehen und sie zu gebrauchen, wenn wir vor einer Herausforderung stehen. Als Grundstein unserer automatischen Reaktion brennt die Erkenntnis in uns, dass Gott gut ist und immer gut sein wird! Seine Güte in Zweifel zu ziehen, Erklärungen für unverständliche Ereignisse zu erfinden (die Quelle viel schlechter Theologien) oder in Angst und Enttäuschung zu verfallen stehen dann für uns nicht mehr zur Wahl. Das ist das Gleiche wie genau zu wissen, was man tun muss, wenn im Amaturenbrett die Lampe für die Ölstandsanzeige leuchtet.“

  10. @Tom: Ohha!… Da hab ich nicht dran gedacht, das Zeugnis ist nicht protestantisch kodiert sondern von einem Katholiken. Böse Worte wie Werk und Mitwirkung können auftauchen, die ja im protestantischen/evangelikalen Sprachgebrauch quasi verboten sind und durch Floskeln wie: „Am Reich Gottes bauen“ oder ähnliches ersetzt werden. –Vielleicht sollte jemand mal ein Wörterbuch für Fromme schreiben. Mein Vorschlag für den Titel: „evangelikal-katholisch; katholisch-evangelikal“. Dann müsste man sich nicht immer über die selben Begrifflichkeiten neu verständigen.
    Aber ich versuch es mal ohne Anspruch auf 100%ige Orthodoxie.
    Mitwirkung an der Erlösung: Die gibt es auch auf deiner Seite des Lattenzauns und wird eigentlich viel stärker betont als auf meiner Seite. Wenn Du jemandem von Jesus erzählst und der im besten Fall Interesse am Glauben bekommt und sich später Bekehrt, dann hast Du an dieser Erlösung freiwillig mitgewirkt. Gott zwingt Dich nicht die Klappe auf zu machen, es regnet kein Schwefel auf Dich herab, wenn Du die Schnauze hälst, also entscheidest Du dich – unter der Führung des Heiligen Geistes – jedes Mal an der Erlösung mitzuwirken, wenn Du von deinem Glauben Zeugnis gibst.
    Das Aufopfern: Das ist zugegeben ein häßliches Wort, niemand mag es gerne, irgendwie hört es sich nach Schlachthaus an. Hier hilft es einem zur Abwechslung mal einen Anglizismus zu bemühen. Im Englischen heißt es:to offer s.th. up, was auch mit „jemanden ein Angebot unterbreiten“ übersetzt werden kann. –und schwups, weg ist das Schlachthaus– Was also gemeint ist, ist dass man Gott anbietet/bittet in/durch eine Situation zu wirken. Das in vielen evangelikalen Gemeinden so beliebte Übergabegebet ist also nichts anderes als eine Selbst- bzw. Lebensaufopferung. Auf deiner Seite des Lattenzauns hält man es für ausreichend sich und Gott das nur einmal zusagen, auf meiner Seite findet man, dass es nicht schadet, es sich und Gott immer wieder zu sagen. Nicht weil Gott irgendwie vergesslich wäre, sondern weil wir unglaublich vergesslich sind und ständig dem einmal gefassten Vorsatz wieder fallen lassen. So gesehen ist das Leben ist eine ständige Umkehr, eine Abkehr von sich und ein sich Zuwenden zu Gott. Was auch eine Tätigkeit ist, zu der man sich entscheiden muss und daher etwas von Mitwirkung hat.
    Das Kreuzopfer: Ja, da gibt es wirklich theologische Differenzen und das ewige Missverständnis einer wiederholten Opferung. Anders als in protestantisch geprägten Gottesdiensten, wo die Predigt der zentrale Punkt ist, ist das Kreuzopfer der Mittelpunkt des katholischen Gottesdienstes und des Glaubens überhaupt. Hier wird nichts wiederholt oder so, es ist ewig, nicht auf Raum oder Zeit beschränkt, es geht nie mehr zu Ende, denn es war vollkommen und mächtig. Das Kreuzesopfer der Messe ist kein anderes als jenes Opfer, das Christus 33 auf Golgatha darbrachte, nur diesmal auf unblutige Weise gegenwärtig gesetzt. Christus ist also wirklich anwesend. – Das grob zur Sicht des Kreuzopfers im Allgemeinen.
    Wenn jemand davon spricht, sich mit Christus am Kreuz zu vereinen, dann redet er von radikaler Nachfolge und uneingeschränktem Vertrauen auf Gott. Es geht dabei nicht darum unangenehmen Situationen und dem Leid auszuweichen oder zu suchen, sondern auf Gott zu vertrauen, auch wenn alles nach Scheitern und Tod aussieht. Er redet davon, sein Leben bewust in der ständigen Gegenwart Gottes zu führen, grade auch dann, wenn er davon keinen weltlichen Vorteil hat und es ihm deswegen nicht besser geht wie Hinz und Kunz. Er redet auch davon, dass – wenn man sich zur Annahme seines Kreuzes, wie immer das aussehen mag, entschlossen hat, man mit der besonderen Nähe Jesu beschenkt wird, der mitleidet und mitträgt, was einem passiert. So wird das, was einem im kleinen passiert (passio) zum Teil der großen Passion Christi wird. Da wird der Mensch nicht künstlich aufgewertet. Gott selbst wertet den Menschen auf, weil der Mensch nicht nur als Ebenbild geschaffen ist, sondern auch weil Gott wirklich Mensch wurde, Leid erfahren hat und gestorben ist.
    @Graf-O: Ja, Gott kann aus Scheiße Gold machen.
    Auf der anderen Seite stellt sich bei mir auch immer die Frage, nach dem was wirklich nötig ist. Gescheiterte Beziehungen und kranke Ehen sind nicht nötig, wahrscheinlich ist Krankheit und Leid in keiner Form nötig für Gott. Gott hatte es auch nicht nötig Mensch zu werden und er hatte es auch nicht nötig zu leiden und zu sterben. Wenn er es nicht getan hätte, wäre er trotzdem immernoch Gott. Aber aus irgendwelchen — mir ehrlich gesagt nicht immer besonders einsichtigen– Gründen wollte er es so. Vielleicht ist Gott einfach ein unglaublicher Verschwender , weil er eben nicht nur das tut was nötig ist.

  11. @Bee
    Danke für deine ausführliche Antwort. Zunächst einmal möchte ich gern klären, dass es zwischen uns nicht wirklich zwei Seiten / Lager gibt. Ich bin in einer gemisch evangelikal / katholischen Familie aufgewachsen. Am Beispiel meines Vaters und seiner Freunde haben ich Menschen kennengelernt, die in der katholischen Kirche lebendige Christen / Christusnachfolger sind. Wenn Gott ihnen jedoch nicht deutlich gesagt hätte, dass sie in der Kirche bleiben sollen um ein Beispiel vorzuleben, wären sie wegen diverser massiver Lehrprobleme schon lang draußen.

    Ich fand deine Erklärung sehr gut, hilf- und aufschlußreich… allerdings las es sich für mich so, als würden wir beide ein Pferd betrachten und du erklärst mir die Pracht seines Hauptes und ich hab mich drüber beschwert, dass das Pferd Pferdeäpfel fallen lässt. Entschuldige das drastische Bild. Aber leider gibt es genügend Katholiken und auch Priester die leiter genau das lehren bzw. meinen, was ich oben beschrieben habe.

    Mir ging es jetzt aber auch weniger darum, ob die Lehre nun katholisch oder Hauskircherlisch oder sonst was ist. Sie hätte aus jedem Lager kommen können. Aber sie hat für mich immer noch den oben beschriebenen Anschein. Wenn meine katholischen Geschwister alle nach deinem Erklärungsmuster handeln würden, hätte ich kein so großes Problem mit gewissen katholischen Lehren. Leider sieht die Realität oft anders aus.

    Das ist nur eine ehrliche Meinung, kein Ablenken von den Fehlern auf meiner Seite oder in anderen christlichen „Lagern“….

    Gute Nacht!

    Tom

  12. noch mal eben zu mir und blue: ich habe da nur ein kapitel zusammengefasst, nicht eine einstellung als unchristlich dargestellt.
    wobei ich ihm aber recht gebe: leidensergebung ist nicht christlich. uaf keinen fall.

  13. Wenn jemand davon spricht, sich mit Christus am Kreuz zu vereinen, dann redet er von radikaler Nachfolge und uneingeschränktem Vertrauen auf Gott. Es geht dabei nicht darum unangenehmen Situationen und dem Leid auszuweichen oder zu suchen, sondern auf Gott zu vertrauen, auch wenn alles nach Scheitern und Tod aussieht.

  14. willkommen, forum.

    was seid ihr eigentlich für ein forum? ich habe nichts verstanden. außer, dass die Sprache wohl türkisch ist.

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  1. […] seinem Kapitel “Die Glaubensformel” setzt Blue sich kritisch mit der Glaubensbewegung auseinander. Er zitiert niemanden, spielt aber mindestens […]

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