12. Februar 2008 7

Markus 10,46-52

Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.
Sobald er hörte, daß es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!
Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.
Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. (Markus 10,46-52 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 9,27-31 | 20,29-34 | Lukas 18,35-43

Markus schreibt nichts über ihren Aufenthalt in Jericho. Vielleicht war das interessanteste oder eindrücklichste an der Stadt das, was auf dem Weg aus Jericho heraus passierte. Dennoch waren die Versammlungen in Jericho erfolgreich. Nicht nur die Jünger folgten Jesus aus der Stadt heraus sondern auch eine grosse Menschenmenge. Teilweise hatte Jesus richtig viele Jünger und nicht nur die berühmten zwölf.
Dann geschieht etwas seltsames, das einen tiefen Blick in die Herzen der Menschen gewährt. Ein Blinder an der Strasse fängt an zu schreien als er hört, dass der berühmte Jesus von Nazareth dabei ist an ihm vorbei zu gehen. Dieser mann wollte seine Chance nutzen. Er war nicht so, wie viele andere zu der Zeit, die sich zufrieden gaben und Jesus nicht suchten. Er wollte um jeden Preis geheilt werden. Es war ihm völlig egal, was die Menschen um ihn herum dachten, er wollte nur zu Jesus.
Das seltsame ist, dass die neuen Jünger, die gerade erst anfingen Jesus nach zu folgen, ihn zum Schweigen bringen wollten. Viele dieser Menschen werden selber geheilt worden sein. Sie hatten erst in den letzten Tagen begonnen Jesus nach zu folgen und nun wollten sie einem anderen Menschen genau die Chance nicht geben, die sie selber ergriffen hatten.
Ich habe so etwas oft gesehen. Christen, die anderen nichts von dem weiter erzählen, was Gott für sie getan hat und die durch ihr Verhalten eher noch andere Menschen davon abhalten, die gute Botschaft zu hören. Gottes Reich will sich immer ausbreiten. Jede neue Stadt in die Jesus kam war ein Erntefeld, dass er abernten wollte. Für Jesus gab es keine schlechten Zeitpunkte um Menschen etwas Gutes zu tun und er hätte niemals einen Menschen davon abgehalten mit ihm in Kontakt zu kommen. Leider sind seine Nachfolger anders drauf.

Bartimäus liess sich davon nicht abhalten. Er schrie einfach weiter, bis Jesus ihn hörte. Als Jesus ihn rief geschah etwas Seltsames. Dieselben Leute, die ihn gerade noch am liebsten zum Schweigen gebracht hätten weil er sie so störte, ermutigten ihn nun, zu Jesus zu kommen. Das ermutigt auch mich, denn es heisst, dass ein Wort Jesu uns verändern kann – aus jemandem, der das Evangelium eher gehindert als gefördert hat kann durch ein Wort Jesus jemand werden, der Gottes Reich ausbreitet. So lange wir ernsthaft Jesus folgen, ist so etwas möglich.
Ich bin froh, dass Bartimäus nicht geschwiegen hat. Ich wünsche mir mehr Leute wie ihn, die einfach so lange schreien, bis sie erhört werden. Viele werden irgendwann von ihrer Menschenfurcht zum Schweigen gebracht, das ist keine gute Sache. Wir sollten nicht aufhören zu beten und Gott zu bestürmen bis wir Antwort von ihm haben.
Eine Lehre, die wir alle hören sollten ist, dass wir uns immer wieder gerade über unsere eigenen Geschwister hinwegsetzen müssen wenn wir mehr von Jesus haben wollen. Jesus ist nicht immer in der Stimme der (fromme) Menge zu hören. Oft sind gerade diejenigen, die uns am nächsten stehen die, die uns von Gott abhalten wollen.

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5 Kommentare

  1. vielen dank, andichrist. mit der glaubenslehre habe ich auch einen schweren start gehabt. ist ja auch einfach so, dass sie zwar sehr gute akzente setzen und etwas predigen, was unbedingt gepredigt werden muss, aber die lehre auch ihre härten und spitzen hat, die man nicht unbedingt übernehmen muss…

  2. teil 1 ) : überführt. als ich die „glaubenslehere “ entdeckte und merkte, dass dauerte jetzt alles solange bis du das kapiert hast, dass behälste jetzt alles für dich und machst aus dem andichristen einen aroganten besserchristen…

    teil 2 ) : erlebt. du darfst dich doch nicht mit der fiesen „glaubenslehre “ befassen, dass ist doch alles pfui…, ich will aber…

    ach storchi, oft denke ich es ist gut „prediger des herzens “ zu haben 😉

  3. … prüft alles
    ich behaubte ja, dass die ausgewogene glaubenslehre nichts exklusives ist, sondern basis… das sie hier und dort „überzogen“ wird ist traurig…, scheint aber wie mit allen dingen normal (menschlich) zu sein… und sollte dienen die mitte zu finden…

  4. Hallo Storch,

    zwei Fragen an deine Andacht:
    1. Woher weißt du das die große Menge Anhänger Jesu waren?
    Jericho ist die letzte Station vor Jerusalem. Viele, auch Jesus und die Jünger, sind auf dem Weg zum Passahfest. Darraus schließe ich. Es sind viele verschiedene auf dem Weg zum Fest. Manche folgen Jesus kurz und manche länger. Manche folgen weil es Jesus ist, andere aber auch vielleicht nur damit sie in einer Gruppe sicher nach Jerualem kommen. Dabei kann man auch diesem interresanten Mann zuhören.

    2. Woher weißt du wer Bartimäus zu Jesus geholt hat?
    Es steht nicht geschrieben. Waren es die Jünger? Leute die ihn vorher beschimpften? Oder waren es Leute die Bartimäus nicht beschimpft hatten?

    Ich glaube wir müssen beim Predigen genau hinschauen, denn von einem Stimmungswechsel wird nicht direkt berichtet.

    Auch wenn der Eintrag schon älter ist, hoffe ich auf Antwort.

    Mit Jesus Christus – Mutig voran!
    Andi

  5. Hi Andi,

    herzlich willkommen hier!

    zu deinen fragen:

    1) ich meine, dass der zusammenhang das zeigt. er verliess die stadt mit seinen jüngern und einer großen volksmenge. schlachter sagt: samt seinen Jüngern und vielem Volk. ich finde, dass alle deutschen übersetzungen zeigen, dass er mit jüngern und maße unterwegs war und die leute nicht nur zufällig denselben weg hatten wie er.

    2) die masse wird gesammt angesprochen. die leute, die weit von bartimäus entfernt waren, wird er nicht gestört haben. die leute, die nahe standen haben erst mit ihm geschimpft und ihn dann ermutigt. da sie jesus aus der stadt gefolgt sind, liegt der verdacht nahe, dass sie ihm folgten (unabhängig davon, wie lange oder treu sie das taten).

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