21. Dezember 2007 3
Markus 7,1-23
Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hielten sich bei Jesus auf.
Sie sahen, daß einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt.
Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?
Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.
Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.
Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.
Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung.
Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden.
Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, daß einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe.
Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun.
So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen.
Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage:
Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.
Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes.
Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Seht ihr nicht ein, daß das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann?
Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein.
Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.
Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord,
Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.
All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein. (Markus 1,1-23 nach der Einheitsübersetzung)
parallel: Matthäus 15,1-20 | Lukas 11,37-41
Jesu Geschichte mit den religiösen Leitern seiner Zeit ist ein einziges Trauerspiel. Keine Gruppe im Neuen Testament bekommt so viel Ärger mit ihm wie die Pharisäer – und keine arbeitet so wütend an seiner Zerstörung wie gerade sie.
Um ehrlich zu sein, mir machen die Pharisäer angst. Nicht weil sie mir etwas zuleide tun könnten. Ich fürchte nicht die, die den Leib verderben können (Matthäus 10,28). Was mir Sorge macht ist das Wissen, dass die Pharisäer nicht „die anderen“ sind sondern dass auch in mir ein ganz probater Pharisäer steckt. Auch in mir ist etwas, das Gottes Reich aufhalten kann und sich gegen die Erkenntnis Jesu stellen will.
Das ist eine ernste Warnung an jeden Nachfolger Christi. Offensichtlich schützt ein gutes Bibelstudium nicht vor Irrtum und garantiert schon einmal überhaupt nicht, dass man Gottes Reich sieht. Warum waren die Pharisäer so? Was hat dazu geführt, dass sie bei allem Bibelstudium Christus nicht erkannt haben? Die Antwort liefert wieder einmal Jesus selber.
Die Traditionen der Leute mit denen Jesus hier geredet hat waren so stark, dass sie es nicht mehr geschafft haben Gottes Wort einfach nur zu hören. Immer wenn sie in der Schrift gelesen haben, lasen sie nicht in erster Linie Gottes Wort an sie sondern sie lasen immer wieder ihre eigene Auslegungstradition. Ihre Traditionen wirkten wie ein Filter, durch den alles durchmusste was Gott sagte.
Obwohl es offensichtlich war, dass Gottes Wort sie herausforderte für ihre alten Eltern da zu sein und sie finanziell zu versorgen konnten sie sich dieser Verantwortung entziehen. Sie behaupteten einfach, dass sie das Geld als Opfergabe eingeplant hätten.
Tradition ist das einzige, wovon in der Bibel gesagt wird, dass es Gottes Wort wirkungslos macht. Tradition imprägniert uns, sie stellt einen wirksamen Schutz vor Gottes Reden dar, ihr Filter steht über allem. Wenn Gottes Wort seine Frische für uns verloren hat und uns über lange Zeit nicht mehr angesprochen hat, dann ist es gut möglich, dass sich Tradition eingeschlichen hat und es uns schwer fällt, Gottes Reden wahrzunehmen.
Jesus liess keine Gelegenheit aus, dieses falsche Denken bei den Pharisäern an zu prangern. Es war in ihrer Entwicklung ein so starker geistlicher Hemmschuh, dass es ungnädig gewesen wäre, sie damit stehen zu lassen. Alles, was sie hatten war ein Gesetz, dass auch Äusserlichkeiten abzielte. In ihrer Glaubenswelt war es in Ordnung innen völlig verrottet und meilenweit von Gott entfernt zu sein, so lange äusserlich alles gut aussah. Es war wichtiger, sich vor dem Essen die Hände zu waschen und Speisevorschriften ein zu halten als mit Gott im Reinen zu sein.
Jesus macht es ganz klar, dass das Herz einen Menschen “unrein” macht, nicht das, was er isst. Es kommt nicht auf äusserliches an sondern darauf, was im Menschen drin ist. Sünde ist nicht das Essen, das wir essen oder die Kleidung die wir tragen, sondern eine Haltung gegenüber Gott und den Menschen.
Deshalb hat Jesus immer an den Herzen gearbeitet und keine Regeln aufgestellt. Christentum ist keine Sache des Gesetzes sondern einer Beziehung. Bis heute verändert Gott die Herzen und wenn sich das Herz und Denken ändern, dann ändert sich zugleich das Leben. Es ist nicht der Stil Gottes uns Vorschriften zu machen sondern uns von innen her zu verändern.
2 Kommentare
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[…] aber nicht gefolgt ist (Matthäus 22) und er verstand seinen Auftrag als Dienst am ganzen Volk (Markus 7,24). Der Grund der Verstockung ist in menschlichen Ursachen wie Tradition zu suchen, nicht in einem […]
andichrist schrieb am
21. Dezember 2007 um 12:07amen, das ist meine weihnachtspredigt 2007.
ist ja wieder mal das fest wo festgestellt wird, dass wir alle christen sind. passend dazu ein artikel im neuen „stern“. dort werden pastören und bischhöfe und so menschen gefragt, was sie am heiligabend essen. da wird aufgetischt vom feinsten, nur einer sagt er wüsste es noch nicht, er gehe wie immer in ein obdachlosen heim zu seinen brüdern. zeugnis ? ja. gegen die verfälschung gottes und die probleme die du oben ansprichst hilft nur eins : zeugnise und ab und an mal die für die mehrheit unangehme wahrheit sagen.
bibel ist „in“ steht auch im neuen stern ( wo übrigens die volxbibel für sternverhältnisse lobend erwähnt wird…). aber bevor ich hier in ein „lass mich über die pharisäer ablästern“ kommentar verfalle, gehe ich meine eigenen splitter im auge suchen.
Deshalb hat Jesus immer an den Herzen gearbeitet und keine Regeln aufgestellt. Christentum ist keine Sache des Gesetzes sondern einer Beziehung. Bis heute verändert Gott die Herzen und wenn sich das Herz und Denken ändern, dann ändert sich zugleich das Leben. Es ist nicht der Stil Gottes uns Vorschriften zu machen sondern uns von innen her zu verändern.
amen, amen… AMEN !!!
Daniel schrieb am
21. Dezember 2007 um 16:23> Christentum ist keine Sache des Gesetzes sondern einer Beziehung.
> Bis heute verändert Gott die Herzen und wenn sich das Herz und Denken ändern, dann ändert sich zugleich das Leben.
Ja genau! Ich finde das ist es, was die Pharisäer verloren hatten (bzw. heutzutage haben) – nämlich die persönliche Beziehung zu Jesus. Ich hab gemerkt, dass meine Beziehung zu Gott etwas „dünner“ geworden war, als ein Kunde eine 1200Euro-Rechnung nicht zahlen wollte (und noch immer nicht). Ich war erst sauer auf ihn und meine Beziehung zu Gott hatte sich abgekühlt. Seit ich ihm vergeben habe ist es viel besser. Das Geld möchte ich natürlich trotzdem noch haben, aber die Beziehung zu ihm ist besser und die Beziehung zu Gott ist wieder top.
=> wenn die Beziehung zu Gott aus irgendeinem Grund etwas „verschüttet“ ist steht man in Gefahr irgendwelche Traditionen anzufangen, damit alles „irgendwie weiterläuft“.
Viele Grüße
Daniel