28. November 2007 12

Markus 5,1-16

Sie kamen an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa.
Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er kam von den Grabhöhlen,
in denen er lebte. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln.
Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen.
Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen.
Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!
Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt: Verlaß diesen Mann, du unreiner Geist!
Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele.
Und er flehte Jesus an, sie nicht aus dieser Gegend zu verbannen.
Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde.
Da baten ihn die Dämonen: Laß uns doch in die Schweine hineinfahren!
Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle ertranken.
Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war.
Sie kamen zu Jesus und sahen bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war. Er saß ordentlich gekleidet da und war wieder bei Verstand. Da fürchteten sie sich.
Die, die alles gesehen hatten, berichteten ihnen, was mit dem Besessenen und mit den Schweinen geschehen war. (Markus 5,1-16 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 8,28-34 | Lukas 8,26-39 s.a. Markus 1,21-28

Wenn man mit Jesus unterwegs ist, dann war immer etwas los, es wird nie langweilig. Manchmal ist sogar zu viel los. Die Jünger stiegen nach einer schrecklichen Überfahrt noch ganz grün im Gesicht aus dem Boot. Sie waren dem Tod nur mit knapper Not entronnen, ohne das Eingreifen Gottes wären sie mit ihrem Boot gesunken. (s.a. Markus 4,35-41). Kaum sind sie an Land kommt die unheimlichste Erscheinung der ganzen Gegend auf sie zu gerannt. Ein Mann der mit “völlig wahnsinnig” noch höflich umschrieben wäre.
Er war so stark dämonisiert, dass er nachts in den Grabhöhlen schlief und laut heulte. Lukas schreibt, dass er nackt war, Matthäus sagt, dass er so gefährlich war, dass möglichst niemand in seine Nähe kam. Die Leute der Gegend hatten schon alles versucht, was ihnen einfiel, aber er hatte sogar Ketten zerrissen und sich von allem losgerissen. Also ließ man ihn einfach gewähren.
Ich bin sicher, dass den Jüngern ganz schnell Notfallpläne einfielen, es musste doch möglich sein, dass zwölf einen fertigmachen! Glücklicherweise fiel der Verrückte nur zu Jesu Füssen nieder und fing an halbwegs vernünftig zu reden. Einmal mehr waren es die Dämonen die Jesus lange vor den Menschen als Gottes Sohn erkannten.

So etwas wie “Besessenheit” gibt es nicht. Dafür ist der Gerasener das beste Beispiel. Die Dämonen waren so stark in seinem Leben, dass sie ihn völlig aus der Gesellschaft verdrängt und ihm ein schreckliches Leben bereitet haben. Aber er hatte dennoch so viel freien Willen behalten zu Jesus zu gehen und zu seinen Füssen nieder zu fallen, als er ihn sah. Jesus war seine einzige Chance und das wusste er. Nicht einmal eine ganze Armee von Dämonen konnte ihn davon abhalten zu Jesus zu kommen.
Satan und seine Dämonen sind real, aber sie können einen Menschen nicht so besitzen, wie das in Horrorfilmen dargestellt ist. Der Mensch behält sich immer noch einen Rest freien Willen.

Jesus gestattete den Dämonen in eine Schweineherde zu gehen. Dämonen sind körperlose Geister und sie sind ständig auf der Suche nach Körpern in denen sie leben können. “In der Not frisst der Teufel Fliegen”, heisst es im Volksmund und das Sprichwort erfüllt sich hier. Sie nahmen, was sie kriegen konnten.

Als die Dämonen ihn verlassen hatten war der Mann von einem Moment auf den anderen klar und vernünftig. Er zog sich an, sprach normal und verhielt sich wie jeder andere. Es war ein Wunder, dass auch ein Jahrzehnt Psychotherapie nicht hätte bewirken können. Der Befreiungsdienst war für Jesus genauso wichtig wie predigen und heilen. Wenn Jesus einen dämonisierten Menschen getroffen hat, dann hat er ihn befreit.
Die ganze Geschichte war so übernatürlich, dass die Leute der Gegend es mit der Angst zu tun bekamen. So etwas hat man nicht alle Tage! Ich bin sicher, dass auch die Jünger diese Geschichte nie vergessen haben. Immerhin haben drei von ihnen sie in ihren Aufzeichnungen in einiger Länge erzählt.

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12 Kommentare

  1. Die These: sowas wie Besessenheit gibt es nicht – finde ich gewagt. Ich denke nur an die Worte Jesu, dass man aufpassen soll, wenn man einen Dämonen heraus geschmissen hat, dass dieser nicht mit vielen Kumpanen aus der Wüste wiederkommt und in den frisch gekehrten und gereinigten Raum wieder einzieht. Sprich: es gibt keinen leeren Raum in dir – er muss gefüllt werden – deswegen ersetze das Böse durch das Gute, sonst kommt das Böse zurück… und wohnt wieder in dir. Dass selbst diese Einwohnung den freien Willen nicht komplett abtötet – das kann ich nachvollziehen.

  2. genau darum geht es doch. es gibt keine besessenheit, niemand ist besessen, aber man kann natürlich „dämonisiert“ sein, wie es im griechischen heisst. dann steht man natürlich unter dem einfluss eines geistes, aber man ist nicht sein ferngesteuerter besitz.

  3. aaahh – jetzt habe sogar ich das verstanden, erschien mir vorher auch nicht ganz eindeutig – Einfluß / Besessenheit… ja, so gesehen gibt es wohl keine B. – GsD
    habe mir erst vor ein paar Tagen Gedanken über diese „Schweinerei“ gemacht – (nat. mit anderem Schwerpunkt) – und überlege, ob ich das Wort jetzt tat. ändern sollte… ist doch „normaler“ Sprachgebrauch – (so wie „Gottesdienst“ z.B… 😉 )

  4. ich habe beobachtet, dass das wort bessenheit bei leuten doofe assoziationen weckt, deshalb benutze ich es nicht mehr. da denken viele an das, was sie in horrorfilmen gesehen haben und räumen dem teufel damit mehr macht ein als er tatsächlich hat.
    wenn man immerzu an „der exorzist“ denkt, baut das eine grosse hürde für befreiung(sdienst) auf.
    (natürlich kann es vorkommen, dass es fies wird, aber dann ist der befreiungsdiener nicht fit. der exoruzist und ähnlich fälle war einfach nur unprofessionell).

  5. was macht den ein professionellen Berfreiungsdiener aus, ich habe Filme wie exorzist und so nicht gesehen und habe da keinen unprofessionellen Vergleich

  6. würde mich auch mal interesieren wie befreiungsdienst ausschaut. ist es eine gabe, wie merkt man das man sie hat…???

  7. Also, was ich mitbekommen habe ist das Befreien eines Menschen keine so spektakuläre Sache, sondern ein ruhiger Befehl und fertig ist (wenn die Vorbereitung gut war). Nirgendwo im NT wird großes Tamtam gemacht, ein Wort kann den Teufel fällen, wie Luther so schön sagt. Voraussetzung ist Seesorge (um den Kern herauszufiltern und nicht an psychischen Problemem herumzuexorzieren) und gründliches Gespräch, zudem gibt es den Ratschlag, niemals allein an sowas ranzugehen (es sei denn, es geht nicht anders). Eine Gabe in der Richtung gibt es meines Erachtens schon, zumindest kennt der Gabentest sie und ich denke, eine Sensibilität für die Unsichtbare Welt gehört dazu und die haben eben nicht alle.

  8. sorry, ich komme wieder mal erst ein paar tage später zum antworten.

    ich habe es auch eher so erlebt wie wegbegleiter. wenn man meint, dass schreien authorität vergössert, dann hat man sich getäuscht. wer authorität hat muss nicht schreien.

    bei befreiungsdiensten ist es sehr hilfreich dem geist zu verbieten, eine show zu machen. das macht er natürlich gerne um angst zu erzeugen, ist ja schon unheimlich wenn frauen mit männerstimmen sprechen, leute die augen auf links drehen, kotzen, aggressiv werden usw.
    ist ja alles schon vorgekommen, aber das lässt dann darauf schliessen, dass der „befreier“ seinen job nicht gut macht oder einfach noch unerfahren ist. die effektivsten befreiungsgebete sind ruhig.

    ob es eine gabe ist weiss ich nicht. ich denke aber eher nicht, weil jeder gläubige vollmacht über den feind hat. aber es gibt sicher welche, die sich dieser vollmacht mehr bewusst sind und sie mehr trainiert haben als andere. das kann dann nach aussen hin schon wie eine gabe aussehen.
    allerdings gibt es eine gabe die bei leuten im befreiungsdienst recht häufig ist: geisterunterscheidung. die macht einiges leichter.
    aber auch hier bleibe ich bei meiner theologie, wer geisterunterscheidung ernstlich und anhaltend begehrt, der wird auch die gabe bekommen.

  9. Ich hatte mal ein erlebniss, als ich auf fs für einen jungen mitte 20 gebetet habe und der auf einmal mit atemnot total verkrampft auf dem boden lag als ich biblische wahrheiten über ihm ausgesprochen hatte. ich habe damals überhaupt nicht damit gerechnet und habe in sprachen gebetet und gebetet das jesus die macht der finsterniss besiegt hat, nach zehn minuten war dann alles vorbei und seelsorger sind dann gekommen. ich habe ihn hinterher mal gefragt und er meinte das etwas finsteres bedrückendes von ihm abgefallen ist. mit der situation habe ich überhaupt nicht gerechnet habe aber das meiste richtig gemacht, so ist meine erfahrung mit befreungsdienst.

  10. geile geschichte norbi. von so was habe ich sonst immer nur gelesen, aber noch niemanden getroffen, der so was erlebt hat.

  11. storch.. lustig dass du hier das ding gerade hattest weil wir in nem forum auch gerade drüber labern… mal ne frage… warum wurden da überhaupt schweine gehütet, wenn die doch von juden nicht gegessen werden durften… und dann noch so viele? …

    ansonsten kann ich mich so befreiungsgeschichten auf 2 teeniefreizeiten erinnern die auch beim gebet einigermassen ruhig verliefen… wobei der einen auch ne längere sache vorausging mit scheinbarem krankwerden (heftigen kopfschmerzen) beten, dann richtigem zusammenbruch der person und hyperventilation was damals zum ruf des krankenwagens führte… interessant war dabei aber, dass die person plötzlich so schwer wurde, dass 2 erwachsene männer sie nicht mehr tragen konnten……..erst nach dem krankenhaus kam raus, dass da andere sachen hintersteckten (weil die nichts fanden und sie das selber merkte).. dann alle dafür gebetet und war schon heftig mit ziemlicher körperlicher unnatürlicher kraft der person (die eher klein war) aber hat dann auch geklappt…
    das 2. mal war eher ruhig…

    muss aber auch sagen, dass n gewisses know how da echt wichtig ist… hatten in HH vor n paar jahren auch mal ne person, die aus ner sehr krassen szene kam und teilweise wurde das glaube ich auch unterschätzt bzw. hat sie teilweise bei menschen gewohnt, wo ich nicht weiss ob die das handeln konnten…

  12. so ich mich recht erinnere, war es keine jüdische gegend in der das passiert ist. die anderen (also nicht-juden) assen schweine und hielten sie deswegen auch.

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