13. November 2007 8

Markus 4,1-20

1 Ein andermal lehrte er wieder am Ufer des Sees, und sehr viele Menschen versammelten sich um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot auf dem See und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer.
2 Und er sprach lange zu ihnen und lehrte sie in Form von Gleichnissen. Bei dieser Belehrung sagte er zu ihnen:
3 Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen.
4 Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie.
5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war;
6 als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
7 Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat, und sie brachte keine Frucht.
8 Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht; die Saat ging auf und wuchs empor und trug dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach.
9 Und Jesus sprach: Wer Ohren hat zum Hören, der höre!
10 Als er mit seinen Begleitern und den Zwölf allein war, fragten sie ihn nach dem Sinn seiner Gleichnisse.
11 Da sagte er zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes anvertraut; denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen gesagt;
12 denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, damit sie sich nicht bekehren und ihnen nicht vergeben wird.
13 Und er sagte zu ihnen: Wenn ihr schon dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann all die anderen Gleichnisse verstehen?
14 Der Sämann sät das Wort.
15 Auf den Weg fällt das Wort bei denen, die es zwar hören, aber sofort kommt der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät wurde.
16 Ähnlich ist es bei den Menschen, bei denen das Wort auf felsigen Boden fällt: Sobald sie es hören, nehmen sie es freudig auf;
17 aber sie haben keine Wurzeln, sondern sind unbeständig, und wenn sie dann um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt werden, kommen sie sofort zu Fall.
18 Bei anderen fällt das Wort in die Dornen: sie hören es zwar,
19 aber die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen machen sich breit und ersticken es, und es bringt keine Frucht.
20 Auf guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören und aufnehmen und Frucht bringen, dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach. (Markus 4,1-20 nach der Einheitsübersetzung)

Parallel: Matthäus 13 | Lukas 8

Das Gleichnis vom Ackerboden ist eine der bekanntesten Geschichten Jesu. Sie sagt sehr viel über Menschen aus und darüber, wie wir Gottes Wort aufnehmen. Jesus sprach hier nicht einfach über Ackerbau, er benutzte den Ackerbau lediglich als Bild. In diesem Bild ist der Same Gottes Wort und das Ackerfeld sind wir, die Menschen. Was kann man tun, damit Gottes Wort in unserem Leben Frucht bringt und nicht einfach spurlos an uns vorbei geht?
Die Zuhörer haben das Gleichnis damals nicht verstanden und ich bin unsicher, ob wir es heute verstehen würden wenn wir nicht die Auslegung kennen würden, die Jesus selber gegeben hat. Gleichnisse sind nicht immer einfach zu verstehen, überhaupt ist vieles, was Gott uns sagt nicht einfach.
Wenn man etwas nicht versteht, dann hilft es einfach mal nach zu fragen. Jakobus sagt, dass Gott gerne jedem Weisheit gibt, der sie braucht (Jakobus 1,5). Der Unterschied zwischen den Jüngern und denen, die abgezogen sind ohne auch nur eine Idee zu haben, was Jesus meinte ist nicht, dass die Jünger klüger waren; sie verstanden so wenig wie alle anderen. Aber die Jünger sind dran geblieben, sie liessen sich nicht frustrieren sondern sprachen Jesus an und wollten wissen, was er meinte. Das ist auch heute noch einer der grössten Unterschiede zwischen Menschen mit einem intensiven Jesusleben und Menschen, die wenig von Gott haben: die Motivation Hindernisse zu überwinden um von Jesus zu lernen.

der Weg – verstehen
Auf den Weg fällt das Wort bei denen, die es zwar hören (aber nicht verstehen), aber sofort kommt der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät wurde. (Markus 4,15) [Matthäus, der dieselbe Geschichte überliefert, fügt hinzu, dass sie es zwar hören, aber nicht verstehen]

Es ist möglich, Worte zu hören, aber nicht zu verstehen. Das Evangelium ist an sich nicht schwierig, es ist keine besondere Intelligenz nötig, um Gottes Wort zu verstehen. Aber Jesus spricht hier auch nicht von Intelligenz, denn es geht nicht darum, Gottes Wort mit dem Kopf zu verstehen, sondern mit dem Herzen. Es ist ein riesen Unterschied zu wissen, dass Gott die Welt liebt oder ohne den Schatten eines Zweifelns im Herzen zu haben, dass er mich liebt. Das eine ist graue Theorie und verändert kein Leben, das andere kann ein Leben völlig umkrempeln.
Man merkt, wenn man von Gottes Wort tief erwischt wird. Als der auferstandene Jesus einigen Jüngern begegnete und ihnen die Bibel auslegte, sagten sie: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, als er uns die Schrift öffnete? – Lukas 24,32
Gottes Wort verändert uns wenn es in unseren Herzen und Köpfen brennt.

der Fels – vertreten
Ähnlich ist es bei den Menschen, bei denen das Wort auf felsigen Boden fällt: Sobald sie es hören, nehmen sie es freudig auf;
aber sie haben keine Wurzeln, sondern sind unbeständig, und wenn sie dann um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt werden, kommen sie sofort zu Fall. (Markus 4,16-17)

Nachdem man das Wort verstanden hat, ist es wichtig, dazu zu stehen. Oft ist das erheblich schwerer als es klingt. Anstoss nehmen heisst, sich von dem Wort wieder abzuwenden um der Menschen willen.
Gottes Wort kann keine Wurzeln schlagen, wenn wir nicht stabil genug sind, auch gegen die Meinung anderer dazu zu stehen. Manche Menschen hängen immer ihr Fähnchen nach dem Wind. Eine Predigt versetzt sie in helle Begeisterung, aber wenn sie wieder zuhause sind oder in der Schule oder auf der Arbeit, wenden sie sich genauso schnell wieder von Jesus ab, wie sie sich gerade noch zu ihm hingewendet haben.
In einem solchen Menschen kann sich das Wort nicht entfalten, denn es dauert seine Zeit, bis aus dem Samen die Frucht hervorkommt. Frucht kommt durch Glauben und Geduld (Hebräer 6,12). Wir müssen Gott diese Zeit geben und nicht zwischendurch wegen der Umstände wieder aufgeben. Oft ist es so, dass es erst mal hart wird nachdem Gott zu uns gesprochen hat. Wir werden nicht selten gerade in den Bereichen bedrängt in denen wir von Gott angesprochen wurden. Dann heisst es durch zu halten und nicht auf zu geben,

die Dornen – verdauen
Bei anderen fällt das Wort in die Dornen: sie hören es zwar,
aber die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen machen sich breit und ersticken es, und es bringt keine Frucht. (Markus 4,18-19)

Sorgen sind Gedanken, um die wir uns ständig drehen und die dadurch jede Beschäftigung mit Gott verhindern. Man kann seine Kapzität eben nur einmal einsetzen. Entweder für Gott und das Wachstum im Verständnis seines Wortes oder in Gedanken an etwas anderes. Das Wort braucht nicht nur Zeit zum Wachsen, es braucht auch Pflege.
Jeder, der einen Garten hat, weiss wie schwer es ist Pflanzen ordentlich wachsen zu lassen. Manchmal muss man die kleinen Pflänzchen an Stöcke binden, oft muss man wässern, düngen usw. Ebenso ist es mit Gottes Wort. Man muss sich damit beschäftigen, darauf herumkauen, es in Gedanken bewegen.

Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rate der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, da die Spötter sitzen; sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und in seinem Gesetze forscht Tag und Nacht. – Psalm 1,1-2

Forschen bedeutet hier so etwas wie angestrengtes Nachdenken. Das hebräische Wort kann auch mit „murmeln“ übersetzt werden, also ein so tiefes Nachdenken und Meditieren über Gottes Wort, dass man anfängt, laut zu denken und in Gedanken vor sich hin zu reden.
Es geht also letztlich darum, bei Gottes Wort zu bleiben und es immer tiefer in sich eindringen zu lassen.

Der letzte Boden ist der gute Boden, ein Boden mit weniger Disteln, Wegen, Dornen und Steinen. Der gute Boden hat nicht mehr als die anderen, er hat weniger. Es sind nicht ein paar besonders gesegnete Menschen, die in ihrem Leben viel mit Gott erleben weil sie von Haus aus gute Vorraussetzungen mit bringen. Tatsächlich geht es nicht um unsere Voraussetzungen sondern um das, was Gott aus uns machen kann wenn wir ihn wirken lassen. Wir sind nur der Boden, das was wirklich zählt ist der gute Same, der gesät wird.

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7 Kommentare

  1. Wiederholung? 😉

  2. ja. ich wollte einfach die markus-chronologie beibehalten auch wenn ich neulich das handout dazu gepostet habe. soll halt jeden zweiten tag einen markus geben bis ich durch bin.

  3. wow. du bistn klugscheisser!

  4. du hast vergessen die predigten dazu zu tagen

    http://www.jfrs.de/theologie/mp3/mp3/20051202.mp3

    http://www.jfrs.de/theologie/mp3/mp3/20051209.mp3

    habe ich am we zufällig gehört und ist mir dann in den sinn gekommen, parallel dazu ist diese ganz nett :

    http://www.online-predigt.de/scripts/stream.php?file=1349

    nen mich klugscheisser man… 😉

  5. Hallo Storch,

    Was mich im Moment brennend interessiert ist dieses kleine Verschen „12 denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, damit sie sich nicht bekehren und ihnen nicht vergeben wird.“. Da spreizt sich bei mir innerlich was. Hast Du dazu evtl. auch schon einen Artikel geschrieben?

    Danke und Grüße,
    Gert

  6. Hallo Gert,

    ich weiß, was Du meinst und zitiere Dir hier mal meine eigene Anmerkung an den Text, die es aber nicht bis in den Kommentar geschafft hat, weil dieser einfach sein sollte und sich deshalb Joachim Jeremias als Quelle nicht anbietet 🙂

    02012010: Die Verstockungstheorie
    wegen der Verse 10-13 nimmt dieses Gleichnis eine Sonderrolle unter den Gleichnissen Jesu ein. Es bietet einen Generalschlüssel zum Verständnis des Reiches ohne den man nicht weit kommen wird in der Erkenntnis der Bibel. Gleichzeitig lieferte es Raum für Spekulationen, die es jahrhundertelang gab und die unter dem Namen „Verstockungstheorie“ bekannt sind. Vers 12 ist ein sehr freies Zitat von Jesaja 6,9 (das allerdings sehr wörtlich mit dem Targum übereinstimmt und deswegen Joachim Jeremias zu der Annahme führte, das ganze Logion in 1Markus 4,10-12 sei eine ältere Einfügung in den Text – Joachim Jeremias, die Gleichnisse Jesu, Seite 11). Man hat es oft so gelesen, als wäre es Gott, der willentlich Menschen für das Verständnis des Evangeliums verstockt, so dass sie nicht verstehen konnten, was Jesus sagte. Demgegenüber steht zunächst einmal der Zusammenhang, den es wäre ja auch für andere Zuhörer möglich gewesen, zusammen mit den Jüngern, Jesus nach der Auslegung des Gleichnisses (oder aller Gleichnisse) zu fragen.
    Joachim Jeremias kommt über diese einfache Erklärung hinaus, durch sorgfältige Exegese der Stelle zu folgender Übersetzung:

    Euch hat Gott das Geheimnis der Gottesherrschaft geschenkt; denen aber, die draußen sind, ist alles rätselvoll, auf dass sie (wie geschrieben steht) „sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen, es sei denn, dass sie umkehren und Gott ihnen vergebe.“

    So enthält auch der Text selbst das Versprechen Gottes, das Reich und die Gleichnisse der Gleichnisse zu verstehen, wenn Buße getan und Christus angenommen hat. Der Punkt ist also, dass sich Gottes Reich von innen her erschließt, aus einer Position heraus, in der Jesus selber die Gleichnisse und das Reich erklärt. Aus einer Außenperspektive ist das nicht möglich.

  7. Der Punkt ist also, dass sich Gottes Reich von innen her erschließt, aus einer Position heraus, in der Jesus selber die Gleichnisse und das Reich erklärt. Aus einer Außenperspektive ist das nicht möglich.

    Hier ist Weisheit des Herrn. Amen!

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