Irgendwie möchte ich gleich die nächste Gebetsreihe anfangen. Gebet ist ein so wichtiges Thema, dass man sich damit nicht zu viel auseinander setzen kann.

Jesus bringt in Lukas 18 ein ebenso bekanntes wie missverstandenes Gleichnis:

Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, daß sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: 2 In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. 3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! 4 Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; 5 trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie läßt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. 6 Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. 78 Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden? (Lukas 8,1-8) Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern?

Ein Problem, das wir mit vielen der Gleichnisse Jesu haben ist, dass sie uns zu bekannt sind. Manche von uns sind mit diesen Geschichten gross geworden, sie haben sie im Kindergottesdienst und in der Sonntagsschule gehört, später immer wieder gelesen und im Gottesdienst Predigten darüber gehört und denken nun, dass sie alles verstanden hätten was in diesen Geschichten steckt. Oft ist es gerade die Vertrautheit die wir mit manchen Bibelgeschichten haben die uns davon abhält tiefer in das vorzudringen was Gott in sie hineingelegt hat.
Ich selbst habe diese Geschichte dutzende Male gelesen und nicht selten darüber gepredigt, dennoch sehe ich wie sie sich im Laufe der Jahre immer weiter entfaltet und mir mehr und mehr zeigt wie Gebet gedacht ist und was für einen Gott wir haben.

Der Hintergrund

Den Hintergrund kann jeder verstehen, der einmal beim Amt etwas haben wollte. Wer noch nie mit Bürokratie zu tun hatte wird wenigstens jemanden kennen, der ihm ein gewisses Verständnis der Sache vermitteln kann.
Witwen gehörten zur Zeit Jesus zu den unterprivilegiertesten Schichten überhaupt in der Gesellschaft. Deshalb ist das Neue Testament auch so voll mit Anweisungen darüber wie wir mit Witwen umzugehen haben. Eine Witwe war in sehr abhängiger Position, sie war tatsächlich aller Möglichkeiten beraubt sich selbst Recht zu verschaffen und absolut darauf angewiesen, dass andere für sie eintreten.
Wir wissen nicht, was das Problem dieser speziellen Witwe war, aber sie brauchte die Hilfe des örtlichen Richters. Man kann sich diesen Richter besser als kleinen Stadtdespoten vorstellen als als Richter in unserem heutigen Sinne. Dieser Mann hatte Einfluss und in vielen Belangen das Sagen, je nachdem was man wollte führte an ihm kein Weg vorbei. So musste auch die Witwe zu ihm.

Sie trug ihr Anliegen vor und erntete Unverständnis. Das könne man leider nicht machen, ihr wäre so nicht zu helfen, sie müsse sich in ihr Schicksal fügen und unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen.
Die Witwe war zäh, die Not war gross und die Abfuhr stärkte nur den Willen sich durch zu setzen. Am nächsten Morgen stand sie wieder auf der Matte:“verschaff mir Recht gegen meinen Feind!“ Keine Chance, sie ging wieder nach Hause ohne Recht bekommen zu haben. So gingen Tage, vielleicht Wochen ins Land. Die Witwe kam jeden Tag und trug ihr Anliegen immer aggressiver vor. Sie war verzweifelt, andere Möglichkeiten gab es nicht mehr, sie musste es einfach schaffen!
Eines Nachts wachte der Richter schweissgebadet auf. Er hatte einen schrecklichen Alptraum: Die Witwe kam in sein Büro, sie sah anders aus, keine nette alte Dame mehr, eher ein fieser Zombie. Mit hasserfülltem Gesicht schlug die Zombiewitwe die Tür mit einem Baseballschläger ein, trat die Bruchstücke beiseite und schaltete die Kettensäge ein…

Am nächsten Morgen war alles anders. Der Richter hatte sehr schlecht geschlafen und sah noch beim Rasieren die Kettensäge auf sich zukommen. Er ging ins Büro und die erste Anweisung die er gab war: „sorgt dafür, dass die Witwe bekommt was sie will!“

[Fortsetzung folgt]

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5 Kommentare

  1. Mann, du machst es aber spannend! 😉 Ich werde dich ganze Nacht nicht schlafen können, bis ich weiß, wie es weiter geht. … freu

  2. Zum Thema anhaltendes Gebet möchte ich aufrufen, gerade nicht anzuhalten !!!
    Im Gegenteil – weiterbeten, weiterbeten, weiterbeten

    Beten für was ?

    Natürlich für höhere Benzinpreise, denn dies ist das Gebot unserer heutigen Zeit.
    Schon längst gehört ein Ölpreis-Psalm in die Bibel aufgenommen – macht alle mit!

  3. herzlich willkommen, gfhöp!
    das war zwar nicht ganz das anliegen dieses posts, aber ich freue mich über jeden, der betet. und seine umwelt liegt unserem gott ganz bestimmt am herzen.

  4. ja – im gebet vereint – an der tankstelle geht dann aber doch jeder seinen eigenen weg 🙂

  5. trifft man dich noch an der tankstelle?!

2 Pingbacks

  1. […] [Fortsetzung von diesem Post] Gott Für mich ist es unverständlich, dass wiedergeborene, geisterfüllte Christen an dieser Stelle sagen: „so ist Gott! Man muss ihn nur genug bitten, dann bekommt man was man will!“ Nein, so ist Gott nicht, und das hat Jesus auch glasklar gesagt, Gott ist nicht wie der ungerechte Richter. Die meisten Christen haben eine Vorstellung von Gott und Gebet, die einfach schrecklich ist. Wenn wir an Gott als denjenigen denken der Gebete erhört, dann stellen uns einen Schreibtisch im Himmel vor. Es ist der Tisch mit den Gebeten der Heiligen. Dahinter steht der Thron der Gnade, auf ihm sitzt Gott – überarbeitet, am Ende. Die Wangen eingefallen sitzt er vor einem überquellenden Aschenbecher, trinkt Kaffee nach Kaffee und wartet auf den Feierabend. An der Wand hängt ein Countdown und jeden Abend reisst Gott einen Zettel ab und freut sich, dass das Endgericht, und damit sein ewiger Feierabend ein Stück näher gerückt ist. Auf dem Schreibtisch gibt es ein Fach mit Eingängen, dahin kommen alle Gebete der Heiligen. Das Fach quillt über und ständig kommen Engel mit Schubkarren vorbei in denen sich neue Gebete türmen. Man könnte den Stapel leicht deutlich verkleinern wenn man die Gebete der Christen aussortieren würde die mittlerweile gestorben sind… Daneben ein weiteres Fach mit den Ausgängen. Ein paar Blätter liegen darin auf die Gott „genehmigt“ gestempelt hat und die sich in der nächsten Zeit erfüllen werden. […]

  2. […] über Gebet, Teil1 und Teil 2 , sehr interessant und super hilfreich, […]

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