Es gibt eine Diskussion unter den Schreibern von Tierbüchern, die auch für uns als Bibelforscher interessant sein könnte. Man fragt sich, ob man die Tiere lieber fotografiert oder malt. Beides hat Vor- und Nachteile. Fotografien sind natürlich „echter“ und „lebendiger“, aber ein gemaltes Bild kann besser als die Natur alle typischen Merkmale eines Bildes zeigen. Es ist schon schwer ein Tier von jeder Art zu finden, dass alle typischen Merkmale schön ausgeprägt hat und dann auch noch so vorteilhaft vor der Kamera vorbeihuscht, dass man alle Merkmale gut sehen und fotografieren kann.
Also entscheiden sich Tierbuchherausgeber noch immer meist für gemalte Bilder.

Bei jeder Predigt steht man vor einer ähnlichen Frage: soll ich zur Illustration eine Geschichte erzählen, die ich oder andere so erlebt haben (Zeugnis), oder soll ich eine erfinden, die dann alle Merkmale ausdrückt, die ich vermitteln will? In annährend 100% aller Fälle entscheide ich mich für eine reale Geschichte.
Jesus hat sich in allen (?) überlieferten Predigten für eine erfundene Geschichte entschieden. So sind die Gleichnisse entstanden, die für seinen Predigtstil so typisch waren. Geschichten waren aber nicht nur für ihn typisch sondern haben einen festen Platz in der hebräischen Lehrkultur.

Ich frage mich schon seit längerem, ob das Buch Hiob eine tatsächliche Geschichte beschreibt oder ob es sich auch um ein Gleichnis handelt, eine Lehrgeschichte. Die Story ist ja wie aus dem theologischen Bilderbuch, die Ansagen der Freunde und der Auftritt Gottes am Ende auch. Das stimmt mich misstrauisch. Handelt es sich um einen der seltenen Fälle in denen ein Tier sich mit allen ausgeprägten Merkmalen seiner Art vor die Kamera begibt, oder ist es einfach eine gemaltes Bild?
Wenn Gott in der Person Jesu in NT gemalt hat, wieso sollte er dann auch nicht im AT gemalt haben? Aus verschiedenen Gründen gibt es zwei AT-Bücher, bei denen ich misstrauisch bin, ob sie sich so zugetragen haben: Hiob und Jona. Bei Jona habe ich mich mit der Frage mehr auseinandergesetzt als bei Hiob. Bei beiden bin ich dennoch unsicher.

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25 Kommentare

  1. da bin ich nicht gleicher meinung. ich kann leider (noch) kein griechisch deshalb kann ich es nicht im urtext nachlesen. aber in lukas 11, 29-32(jedenfalls in deutsch) tönt es recht eindeutig. wie steht es im griechischen? so wie es im deutsch steht würde ich mit fast 100% sicherheit sagen, dass jesus von einer wahren begebenheit (von jona) spricht.

  2. Die Lehrkultur der Hebräer ist das Erzählen, das stimmt für das AT, für den Talmud und alle anderen Bücher, die noch später im Judentum wichtig wurden. Da geb ich dir recht. Und wenn ich mich so reindenke, dann ist das sogenannte „narrative“ Predigen meiner Meinung nach auch das, was die Herzen der Menschen am tiefsten berührt. Schlicht deshalb, weil es das Leben buchstabiert.
    Deine Frage geht aber tiefer. Denn letztlich könnte man deine Frage als eine nach der historischen „Echtheit“ der Ijob und Jona Gestalten verstehen. Sprich danach, ob nun deren Leben und Erleben ein tatsächliches Geschehen in Raum und Zeit war.
    Ich kann mitgehen, wenn du Parallelen zwischen der Lehrtätigkeit des jüdischen Denkertums und den Modellen kanonischer Wirklichkeit ziehst. Doch liegt der Schlüssel zu einer Antwort auf diese Frage in der Schrift selbst – so meine ich.
    Gott zeichnet doch auch den Menschen – als sein Abbild. Gott erzählt also eine Geschichte – aber das nur als sein Abbild ?
    Das Abbild Mensch kann als „gemaltes Bild besser als die Natur alle typischen Merkmale (s)eines Bildes zeigen.“ Da will ich dir widersprechen. Klar, eine Geschicht, ein Bild der Wirklichkeit ist in vielen Beispielen beabsichtige, schärfer gezeichnete Wahrheit. Doch nie in der Fülle seiner Selbst. Weißt du, was ich meine?
    Von der anderen Seite her: Die Theologie unterscheidet „imago“ (Abbild) und „similitudo“ (Gleichgestaltigkeit) zwischen Gott und Mensch. Vor dem Fall gab es eine wie auch immer geartete similitudo zwischen Gott und seinem Geschöpf. Nach dem Fall blieb die „nur“ die imago übrig. Sprich, das Bild ist immer fehlerhaft. Immer!
    Und um in deinem Beispiel zu bleiben. Ein Photo ist auch nicht die Wirklichkeit. Ein gezeichnetes, bestimmte Merkmale betonendes Bild auch nie. Niemals Wirklichkeit…
    Die Gleichnisse Jesu und aller aderer Rabbiner sind nicht der nachprüfbaren Wirklichkeit entnommen, aber doch sind sie Wirklichkeit.
    Und da bin ich beim Punkt, den ich bei dieser Frage sehe.
    Jesus ist das vollkommene Eikon – die vollkommene „imago Dei“ – die vollkommene Abbildung Gottes. Und das besagt ein zweifaches. Nämlich in dem Obwohl seiner vollkommen Ähnlichkeit zu Gott ermöglicht er dem gefallenen Menschen in seiner vollkommenen Unähnlichkeit zu Gott (als Mensch) die Verstehbarkeit Gottes.
    Weil gemalte Geschichten Links in unserem Leben haben und bestimmte Merkmale pointiert vermögen auszudrücken, aber NICHT unser Leben sind, gibt es ein Verstehen Gottes, der Nicht unser Leben tangiert, darin, dass eine Erkennbarkeit nur im Menschen (imago) Jesus möglich ist.
    Daher sind in diesem Sinne für mich die Gestalten Ijob und Jona tatsächliche Gestalten. Wirklichkeiten und historisch. Mag sein, dass ihr Erleben zugespitzt erzählt wird, doch sie sind wahr!
    soweit

  3. ich sehe die bibel als eine einzige, grossangelegte predigt. in dieser predigt versucht gott, den menschen zu erreichen, ihm die wichtigsten dinge über das leben, die beziehung zu seinem schöpfer usw. nahezubringen. andere bevorzugen das bild des (liebes)briefes, aber da ich mehr predige als briefe schreibe, komme ich mit dem predigtbild besser klar.

    in diese predigt hat gott meiner meinung nach alles mögliche eingebaut: tatsächliche geschichte, die sein handeln zeigt (die königsbücher, evangelien, usw.), reine, schnörkellose lehre (in den briefen), prophetische bildsprache, auslegung realer ereignisse (wie vielfach die chronika als midrasch zu den königen verstanden werden), und eben auch: fiktive geschichten.

    ein foto ist nihct die realität, da gebe ich bernhard recht. aber der unterschied zwischen einer erfundenen geschichte, die alle merkmale enthält, die man rüberbringen will und einer tatsächlichen, die das nicht tut, ist davon unbeschadet.
    als gott einen predigtabschnitt über leiden, gerechtigkeit, wiederherstellung und die göttliche perspektive schreiben wollte, kann er da nicht einfach die geschichte eines mannes im lande uz erfinden, dessen leben genau so verläuft, wie es für die predigt richtig ist. dann gibt er ihm noch den namen „hiob“, der je nach einstellung entweder programm oder kitschig ist, hiob heisst „der verfolgte“…
    wenn es so wäre hätte die geschichte dennoch der wirklichkeit des menschen entnommen. wenn also bernhard schreibt: „Die Gleichnisse Jesu und aller aderer Rabbiner sind nicht der nachprüfbaren Wirklichkeit entnommen, aber doch sind sie Wirklichkeit.“ dann stimme ich dem zu, genauso meinte ich es auch mit hiob und jona. sie können als „gemalte“ bilder dennoch die menschliche wirklichkeit zeigen – vielleicht besser als ein tatsächlicher mensch, der nie mit solcher schärfe das durchlebt hätte, was gott sagen wollte.

    @ tobuk:
    auf einer solchen geschichte kann man dann weiter aufsatteln. lukas 11,29ff ist ein gutes argument, aber eben auch nicht zwingend. wenn ich predige: „wenn du nach gerechtigkeit strebst und alles dafür gibst, dann geht es dir am ende wie mel gibson in „braveheart“ (und den meisten anderen seiner filme 😉 ): du wirst gefangen und gefoltert“, dann heisst das nicht, dass ich glaube, dass braveheart unbedingt korrekt ist. nicht mal, wenn ich in derselben predigt sage: „wenn du es nicht tust, werden am jüngsten tage alle bravehearts, luxemburgs und guevaras zum zeugnis gegen dich aufstehen und ihr blut wird hinausschreien: „es geht doch! man kann sich auflehnen!““ (sollte ich mal halten, klingt „hollywood“)

    von daher halte ich die stelle für nachdenkenswert, aber nicht für beweiskräftig.

  4. wieso erwähnte jesus jona an dieser stelle überhaupt?
    wollte jesus nicht die pharisäer eifersüchtig machen mit dieser geschichte. im sinne: ninive (keine israeliten) haben einem propheten gottes geglaubt, was ihr aber nicht tut! für die pharisäer wäre das doch kein argument gewesen wenn es sich nur um eine erfundene story gehandelt hätte.
    (wir gehen davon aus, dass die pharisäer wussten, dass die geschichte jona erfunden (ein gleichnis) war oder eben nicht.)
    sie haben ein zeichen von jesus gefordert und jesus sagt es gibt kein anderes als das zeichen von jona.
    ich weiss es nicht genau, i frage dich. was will die geschichte von jona sagen? wieso erwähnte sie jesus an dieser stelle?

  5. was hiob betrifft:

    ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand danebensaß und alles „mitgemeißelt“ hat.

    ich vermute, es war so:
    -realer Hiob und reale Leute
    -realer Kern der Geschichte

    aber alles lyrisch aufbereitet und aufgebohrt

  6. ich glaube Gott hat da mit Menschen gemalt. So als ob man eine Foto stellt oder bei einer Fotographie einzelne Teile mit Photoshop hervorhebt. Er hat seinen starken Diener Hiob und seinen schwachen Diener Jona in Situationen geschickt, in denen sie handeln durften, damit es uns zum Vorbild wird.

  7. also mein evangelikales bibelbild schmerzt da natürlich leicht.
    irgendwie fände ich den ansatz komisch, dass etwas in der bibel in historischer erzählform geschrieben wäre (jona), dann aber nicht tatsachenbericht (das wort habe ich von paddy gelernt) wäre.

    Ich weiß nicht, ich würde dem intuitiv widersprechen. Die Tatsache, dass jesus auch immer jona benutzt, lässt mich auch darauf schließen. Er spricht über ihn auch eher als existente person. jona ordnet sich ja schon in geografie und historische ereignisse ein, oder?

    bei hiob ist das natürlich schwieriger. was lässt sich überhaupt über hiobs zeiteinordnung sagen?

    und übrigens: rick joyner ist ja auch in einer vision jona begegnet (weiß ja auch nicht, ist auf jeden fall lustig)

  8. Nun ja, wenn man die Bibel historisch ernst nehmen möchte, muss man sagen, dass die meisten Bücher im Alten Testament nicht tatsächlich so geschehen sind, wie sie dort stehen. Sie sind viel mehr theologische Texte, mit denen Gott uns und auch die Schreiber ihren Lesern etwas deutlich machen wollten. Nämlich: Das es das beste von der Welt ist mit dem einzig wahren Gott zu leben. Sie erzählen auch von Erfahrungen mit Gott. Es sind geistgewirkte Texte und trotzdem keine Tatsachen im Sinne von Ablaufberichten. Dafür enthält die Bibel an sich auch viel zu viele Widersprüche.

    Somit würde ich auch von Hiob und Jona sagen: Mythen, die so nie geschehen, aber auf jeden Fall wahr sind und eine riesige Aussagekraft haben, wie eine gute Predigt.

    PS: Ich war früher auch ein bibeltreuer Fundamentalist. Seit dem ich Theologie studiere, hat sich mein Welt- und Gottesbild um einiges verändert und erweitert. Zum Positiven! Theologie ist das geilste was es gibt.

  9. @Chrisse:
    Nur weil Jesus Jona als Beispiel benutzt, heißt das doch nicht, dass es Jona so wie beschrieben wirklich gab und das die Geschichte von Jona wirklich so passiert ist. Die Texte des AT lagen ja Jesus auch vor, daher kannte er diese Geschichte und konnte sie anführen. Die Geschichte von Jona will vielmehr eine Erfahrung mit Gott verdeutlichen und soll zeigen, wie es ist, wenn Gott Menschen benutzt, um sein Reich zu bauen (etwas verkürzte Darstellung, aber ich will hier jetzt keine theologische Auslegung der Jona-Geschichte schreiben). So oder so ähnlich.

  10. @storch:
    Sehe das alles ähnlich wie du. Die Beschreibung mit der Predigt bzw. dem gemalten Bild und dem Foto finde ich toll. Muss ich mir merken für den Fall, dass ich mal über die Historizität der Bibel ein Seminar halten muss.

  11. @sam K. könntest du mir diese theologische ausführung mailen, wenn du die schon mal geschrieben hast?
    meine frag dazu habe ich oben schon einmal formuliert.
    was will jesus damit sagen? warum erwähnt er diese jona geschichte? was ist der zweck davon? besteht dieser zweck noch, wenn es sich „nur“ um eine erfundene geschichte handelt? man müsste doch eigentlich versuchen herauszufinden, was hat die geschichte jona den pharisäern zu jesus‘ zeit genau bedeutet und so könnte man vielleicht darauf rückschliessen ob das von jesus gesagte noch sinn ergibt, wenn es sich um eine erfundene geschichte handelt. mich würde das sehr interessieren, wenn jemand mit theol. hintergrund das erklären könnte.
    besteht da nicht ein wenig die gefahr der liberalen theologie? z.b. die story des kranken, welcher am wegrand sass, und als jesus vorbeikam und ihm sagte steh auf und geh heim. das wird so ausgelegt: jesus hat den mann nicht (körperlich) geheilt, sondern hat ihn zurück auf den weg gebracht. (er sass vorher am wegrand!) oder die heilung der blinden. jesus hat sie nicht gesund von einer augenkrankheit gemacht, sondern hat ihnen die „augen geöffnet“ für etwas was sie vorher nicht begriffen hatten. wie gehst du/oder ihr damit um?

  12. @ storch. diese frage nach der historizität besteht ja schon etwas länger als dein post darüber. meine frage dazu ist auch: wieso zweifeln wir daran, dass es so passierte geschichten sind? gibt es einen grund an jona und hiob zu zweifeln aber ohne weiteres zu glauben, dass gott sein volk durch ein meer geführt hat und die ägypter dort ersoffen? hat gott die 10 gebote tatsächlich an mose so weitergegeben oder war mose nach 40tagen ohne feste nahrung in eine art trance gefallen und hat sich so einiges überlegt? meine frage ist: wo ziehen wir die grenze. wieso am einen zweifeln und das andere ohne fragen so akzeptieren? wenn jona „nur“ eine geschichte wäre, müssten wir doch auch an jeder heilungsgeschichte von jesus zweifeln.

  13. @ tobuk:
    das ist eine gute frage. zunächst einmal: ich bin nicht ganz sams ansicht. ich gehe davon aus, dass das meiste im AT so geschehen ist. vieles scheint sich ja auch ganz gut belegen zu lassen. es gibt allerdings ein paar sachen, bei denen ich nicht sicher bin. das meine ich genau so, wie ich es sage: ich bin nicht sicher; eine abschliessende meinung habe ich (noch) nicht.

    sowohl hiob als auch jona sind literarisch aussergewöhnlich gute geschichten: sehr schöner, zwingender aufbau, spannend, interessant, gut geschrieben. das setzt sie von normaler geschichtsschreibung ab. gerade hiob hat einen so guten plot, dass er einfach „ausgedacht“ rüberkommt. bei jona habe ich mich mehr mit dem text als solchem auseinandergesetzt und da lässt die textgestalt und einige übertreibungen, die für die geschichte sinnvoll sind (zum beispiel die grösse ninives, die verglichen mit archäologischen funden arg übertrieben ist), aber eben nicht ganz exakt sind. wenn dich die diskussion da mehr interessiert empfehle ich dir:

    Achtemeier, Elizabeth Rice (1996): Minor Prophets I. Peabody Mass. ;Carlisle Cumbria: Hendrickson Publishers; Paternoster Press (Reihe New International Biblical Commentary / Old Testament Series, Bd. 17).

    es geht gar nicht um wunder oder so (die ja auch bei hiob nicht gross vorkommen) sondern einfach um die wirkung des textes. die wahrscheinlichkeit, dass jemand tatsächlich alles so erlebt hat, wie hiob oder jona, erscheint mir gering. das bedeutet nicht, dass es nicht sein kann, nur, dass gott, wenn er eben eine solche geschichte in der bibel haben wollte, schon lange suchen müsste um jemanden zu finden, der genau das erlebt hat.

    mindestens wird der text stark redigiert worden sein, denn sicher hat niemand die gespräche mitgeschrieben, die in wörtlicher rede zitiert werden. von der erzählperspektive ist es der „omniscient author“, den es eigentlich nur in entweder überarbeiteten oder ganz erfundenen geschichten geben kann.

    deshalb bringt das auch mein evengelikales bibelbild überhaupt nicht in gefahr, so was zu denken. es geht ja nicht um die historizität der bibel oder sonstwas. es geht um die wahl der mittel, wenn gott einen punkt rüberbringen will. und wer sagt, dass er dafür nur real passierte geschichten verwenden darf? wenn jesus-gott geschichten erfunden hat, kann vater-gott das auch tun. insofern sehe ich mich, im unterschied zu sam k. durchaus als „bibeltreuen fundamentalisten“.

  14. ich würde mich ein stück weit tobuk anschließen.
    ich habe gestern mit einer freundin auch nochmal darüber geredet.
    müssen die angesprochenen geschichten denn gleichnisse sein? können sie nicht auch einfach passiert sein. warum sollten sie in der bibel dann nicht als gleichnisse gekennzeichnet sein? bei jesus sind gleichnisse ja als solche klar zu erkennen.

    ich würde mich, was die genauigkeit der geschichten angeht, micha anschließen.

    sam k hat natürlich recht, dass die art und weise, wie jesus über jona spricht, nicht zwangsläufig auf eine historische geschichte deuten muss. er spricht ja auch eher von einem bild, von den drei tagen und so.

    aber ich finde den gedanken komisch: es gibt geschichten von menschen mit gott, aber das die wahr sind, ist nicht verbürgt.

    warum sollten sie denn nicht wahr sein?

  15. @ tobuk:
    sorry, ich habe deine frage gar nicht beantwortet. jesus erzählt die jona-geschichte weil er eine prophetie auf seine auferstehung gibt: wie jona drei tage im bauch des fisches war wird der menschensohn drei tage im bauch der erde sein. das soll das zeichen für die ungläubigen sein.

    @ chrisse:
    wäre es denn so schlimm, wenn sie nicht „wahr“ sind (also im sinne von tatsächlich so geschehen)? würde es einfluss auf deinen glauben haben, wenn es so wäre? ich finde, dass da ein zweifelhaftes paradigma ist: alles in der bibel muss tatsachenbericht sein.
    sicher wäre es schöner, wenn dann dranstehen würde: „achtung, jetzt kommt eine fiktive geschichte“. aber die bibel enthält sich ja im AT meistens auch aller moralischer wertungen. dass z.b. lot sein töchter schwängert wird nur erwähnt, nicht gewertet. wenn im einen fall nicht „achtung sünde!“ dran steht, dann muss im anderen fall auch nicht „achtung fiktion!“ dranstehen.

  16. mann, storch, du hast geantwortet, während ich gerade noch meinen kommentar geschrieben habe! 😉

  17. nur noch: spannendes thema. ich muss ja an der stelle sagen, dass ich bei dem gedanken, at-geschichten als göttliche illustrationen zu sehen, ein unwohlsein verspüre. das hängt wahrscheinlich mit meiner prägung zusammen. ich weiß nicht einmal woher dieser absolute tatsachen-anspruch kommt. wäre für mich mal ein gedankenstoß.

    ich widerspreche ziemlich dem liberalen theologischen gedanken. es heißt ja auch, dass alle schrift von gott eingegeben ist. ich glaube, dass gott uns nicht so ein zufallsprodukt überlässt. bei der kanonauswahl sehe ich das ähnlich.

    aber nochmal: spannendes und kein neues thema. ich habe in letzter zeit paddy-predigten gehört. die sind ja quasi auf der „100%-tatsache“-basis.
    schwierig, schwierig. die frage ist ja auch: was würde es für meinen glauben und mein bibellesen bedeuten, wenn hiob nicht gelebt hätte?

  18. ich sehe im ganzen eine gewisse gefahr. ich will mich mit diesem thema mehr auseinander setzten, weil ich in einem jahr mit meinem theologiestudium starten werde. ich möchte nur wissen, wieso wird an jona mehr gezweifelt, als an anderen geschichten. sind wir ehrlich – textstruktur hin oder her – gott kann die geschichte von jona problemlos so geschehen lassen wenn er das will. mein „(un)gesunder“ verstand läutet sowieso alarm wenn ich wunder, heilungen und erst recht wenn ich von einem mann höre der 3 tage in einem fischbauch verbracht hat und anschliessend eine 600000 mann grosse stadt kurz mal mit drei predigten bekehrt hat. es ist genau so unglaublich wie: vor knapp 2000 jahren starb ein politischer aufrührer am kreuz, wenn ich an ihn glaube bin ich frei, und habe ewiges leben. wir kommen nicht darum herum es zu GLAUBEN! es ist eine unglaubliche story. die ganze bibel ist (un)glaublich!! von der offenbarung haben wir ja nun noch nicht einmal gesprochen, da käme auch noch einmal ein wenig stoff zum diskutieren dazu…
    zu den gesprächen in hiob glaube ich auch, dass gott dem schreiber einen gewissen freiraum gelassen hat. wie will ich etwas darstellen. aber auch das ist doch bei allen büchern der bibel der fall.
    machen wir ein beispiel aus heutiger sicht. gott gibt drei predigern den auftrag bring den menschen XY bei. einer macht es auf diese weise der zweite etwas anders und der dritte nochmal auf seine weise. trotzdem sie haben den auftrag von gott erhalten (beisp. auch die 4 evangelien).
    wenn die geschichte von jona oder von hiob von anderen leuten aufgeschrieben worden wäre, wäre es vielleicht beim einen noch viel blumiger, bei einem anderen vielleicht viel sachlicher, ich weiss das nicht. ich glaube gott hat den schreibern der bibel einen gewissen freiraum gelassen.
    ich denke wie chrisse, wenn es sich um gleichnisse handeln würde, wären sie wie im NT als solche gekennzeichnet.

    ich werde mir das buch mal anschauen und dir meine meinung dazu schreiben.

  19. hey chrisse, vielleicht sollten wir chatten? 🙂

    das AT ist eine illustration. das ist einer der wichtigsten aspekte des AT, meine ich: 1.Korinther 10,11 gilt, meiner ansicht nach, für das komplette AT: Das aber geschah an ihnen, damit es uns als Beispiel dient; uns zur Warnung wurde es aufgeschrieben, uns, die das Ende der Zeiten erreicht hat.

    und eine kleine richtigstellung: es steht nirgends, „dass alle schrift von gott eingegeben ist“. es steht im 2.Timotheus 3,16-17, dass alle schrift, die von gott eingegeben (gottgehaucht) ist, zu allerlei nütze ist.

  20. Alles sehr interessante Gedanken! Ich liebe Theologie!

    Mir fällt dazu eine sehr interessante Aussage von einem unserer Dozenten ein:
    „Wir müssen Wissen und Glauben unterscheiden, aber wir dürfen sie nicht trennen.“

  21. nachtrag:
    hatte den eintrag von tobuk erst nach dem absenden gesehen.

    mir geht es wirklich nicht um die wunder. kein prob damit. der gottglaube macht ohne wunderglauben keinen sinn.

    also ist es hier scheinbar konsens, dass die schreiber der bücher sich einige freiheiten rausgenommen haben könnten? jedenfalls lese ich das so aus den beiträgen heraus. wir gehen also davon aus, dass die geschichten nicht 100% deckungsgleich mit ihren realen vorbildern sein müssen, oder?

  22. @ storch: du glaubst sicher auch, dass als der kanon zusammengestellt wurde der heilige geist die kirchenväter geführt hat… oder wie gehst du damit um? ist auch ganz interessant. was gehört rein was nicht…. das thema ist so gross und unerschöpflich nur gott weiss wie es wirklich richtig ist.

    hey storch, hast du nicht so einen fragenbriefkasten? ich könnte mir vorstellen ein solcher würde rege benützt… 🙂

  23. ich glaube wenn gott den menschen einen auftrag gibt: z.b. „storch nütze das internet um einem jungen schweizer die bibel zu erklären“, dann gibt gott den menschen verantwortung und „macht“ in ihrem tun. vielleicht wäre vollmacht das bessere wort. und so gesehen will gott nicht, dass wir er uns wie einer marionette alles vorgibt, sondern er gibt uns einen verstand welchen wir benutzen sollen und einen geist welcher mit gottes geist kommuniziert und alles was wir tun sollen wir im blick auf gott tun, aber gott sagt doch auch mach mal!!!! (hei ich schreibe das sowas von mir selber…hihi)
    auf jeden fall glaube ich, dass gott somit den autoren einen gewissen freiraum, wie wollen sie eine geschichte erzählen, lässt…. beisp. die 3 prediger oder eben die 4 evangelien die scheinbar an manchen stellen überhaupt nicht zu einander passen…. was meinst du?

  24. mmhhh … mit dem 2. timotheus. das ist natürlich so eine sache, mit bibelstellen, die man sich falsch einprägt. Ist das nicht so eine der hauptbibelstellen, die bei so etwas immer ins feld geführt wird?

    das ganze thema führt ja auch zu anderen dingen: sieben-tage-schöpfung, …

    ich glaube, der punkt, an dem es wirklich gefährlich wird, ist der, an dem man glaubt, dass die bibel hauptsächlich menschenwerk ist, also quasi nicht gott selbst sie inhaltlich bestimmt hat. natürlich von menschen aufgeschrieben.
    denn sonst kommt so ein komischer relativismus ins spiel.

  25. ich habe einen fragebriefkasten: meine inbox. allerdings behalte ich mich mir da das recht vor, auch nicht zu antworten…

    einem relativismus will ich nihct das wort reden und ich glaube auch, dass gott bei der zusammenstellung der bibel über seinem wort gewacht hat. auf jeden fall!
    was die inspiration angeht stelle ich es mir wie bei einem unserer grunddogmen vor: so wie jesus 100% gott und 100% mensch war, ist auch die schrift beides ganz zugleich: menschlich und göttlich. es ist eine kopreduktion, die zu dem geführt hat, was wir heute „gottes wort“ nennen.

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