Als der Herr diese Worte zu Ijob gesprochen hatte, sagte der Herr zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und deine beiden Gefährten; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Ijob. (Hiob 42,7)
In Woody Allens Film „der Stadtneurotiker“ gibt es eine schöne Szene, die ich gern in Predigerseminaren benutze um einen Apostroph zu demonstrieren: Alvy Singer und seine Freundin stehen in der Schlange vor einem Kino und müssen sich anhören, wie jemand Unsinn über Marshall MacLuhan redet. Es entwickelt sich ein kleines Streitgespräch, dass damit endet, dass Singer MacLuhan hinter einem Aufsteller herholt, der dem unbekannten Sprecher versichert, dass er ihn völlig falsch verstanden hat. „Wenn es im Leben doch immer so wäre!“

Der Vergleich zu dieser Stelle drängt sich natürlich auf. Nach ewig langen Gesprächen darüber, was Gott denn nun meint und sagen will, taucht Gott selber auf, stellt sich 100% hinter Hiob und weist die selbsternannten Weisen in ihre Schranken. Bei manchen Diskussionen würde ich es mir auch wünschen, Jesus hinter einer Kinowerbung herholen zu können um die Diskussion zu beenden – natürlich zu meinen Gunsten.
Um ehrlich zu sein, habe ich es oft anders erlebt. Das Normale ist ja nicht, dass Gott unsere Gegner vor unseren Augen zurechtweist, sondern dass er zu unserem eigenen Herzen redet und uns unsere Schuld zeigt. Das Wort Jesus aus Johannes 21,22 ist schon fast universal gültig: „Frag nicht dauernd nach Deinem Bruder. Folge Du mir nach!

Gottes Klarstellungen und Zurechtweisungen sind ein grosses Geschenk seiner Gnade. Wir sind nicht verlassen in dieser Welt sondern bekommen das feedback von Gott, das wir so dringend nötig haben. Im letzten Hiobkapitel war es schon fast Gericht, als Gott endlich antwortet. Bei uns Christen wird es kein Gericht geben. Gottes Ansagen an uns dienen nicht der Bloßstellung sondern unserem Schutz und Aufbau: Gott formt durch sein feedback unseren Charakter um uns weiterzubringen und vor dem katastrophalen Einfluss der Sünde in unserem Leben zu schützen.

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4 Kommentare

  1. Ich liebe Woody Allens „der Stadtneurotiker“…
    Björn

  2. …schöne Gedanken, die mich, besonders seitdem ich Karl Barth gelesen habe, immer wieder bewegen.
    Gott offenbart sich uns durch seinen WIDERSPRUCH. Barth spricht in einer sehr krass an die expressionistiche und sozialistische Literatur seiner Zeit erinnernden Sprache von Kratern, die durch Christus in unsere Wirklichkeit geschlagen werden (weiß leider gerade nicht mehr den Wortlaut und die genaue Quellenangabe), er offenbart sich uns oft erst im entschiedenen Nein zur real existierenden Welt um Platz zu schaffen für das kleine und zarte Pflänzlein des Reiches Gottes, dass überall dort wächst, wo Gootes Liebe Raum gewinnt.
    Das Verbot, sich ein Bildnis von Gott zu machen – und sei es auch ein scheinbar noch so christliches – will uns ja gerade auffordern, den all unsere Vorstellungen von Gott weit übersteigenden wahren Gott zu suchen, uns immer als Suchende in einer Gemeinde von Gott-Suchenden zu begreifen.
    Und trotzdem bleibt Karl Barth nicht einer dualistischen und irrationalistischen Betrachtung verhaftet. Die Unanschaulichkeit Gottes bleibt bei Karl Barth auf die Vernunft bezogen (wohlgemerkt hat ausgerechnet Kant diese Freiheit Gottes gegenüber den menschlichen Vernunftkategorien erkannt), wird aber durch die Offenbarung Christi dialektisch ergänzt. Gott ist also unvorstellbar und durch Vernunft nicht erklärbar, aber er offenbart sich uns aber durch Jesus als Gegenüber…eben oft durch ein Nein, eine bestimmte Negation des Bestehenden.

  3. das ist nicht ganz falsch, hoffentlich aber auch nicht immer ganz richtig. das ziel sollte ja sein, aus gottes widerspruch hinauszukommen.
    gottes widerspruch ist besser als sein schweigen, aber noch besser ist es, seinem willen gemäss zu leben.

  4. Woody Allen Filme finde ich stinkelangweilig , aber das ist ein weiteres Beispiel dafür dass Gott auch aus Scheisse Dünger machen kann.

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