10. Mai 2006 1

Zeitverlust

Oft passiert es, dass uns im Vorgebet für eine Veranstaltung noch ein paar notwendige Programmänderungen einfallen. Ich mag das nicht besonders weil ich viel Wert auf Pünktlichkeit lege und deshalb nervös werde wenn langsam der Lobpreis beginnen sollte während wir noch dabei sind Eindrücke auszutauschen und letzte Details zu checken – eigentlich wäre ich gerne pünktlich vorne, aber mit solchem Austausch kann man tierisch Zeit „verlieren“.
Als ich gestern durch Prag lief fiel mir die griechische Mythologie ein und speziell die Nornen, die dem Menschen den Schicksalsfaden spannen und somit die Lebenslänge zumassen. Ich fragte mich, ob es vielleicht im Himmel hinter den Kulissen, hinter die keines Menschen Auge je geblickt hat, ähnlich abläuft. Als die grossen Zeitpläne gemacht wurden, sah es vielleicht so aus, dass Gott einen jeden fragte:“wie lange brauchst Du um ein Leben zu führen, dass auf die höchsten Ideale ausgerichtet ist? Wie viele Jahre soll ich Dir geben um mich kennenzulernen, dein Ego zu überwinden und für Christus zu leben?“ Der eine mag angesichts der Herrlichkeit vor Gottes Thron mutig gesagt haben: „dreissig Jahre werden genug sein“, eine andere, ängstlichere Seele wollte lieber auf Nummer Sicher gehen und siebzig Jahre im Körper bleiben. Wie ich es mir für dieses kleine Märchen vorstelle sind sie alle idealistisch gestartet, voller Zuversicht ihre göttliche Aufgabe zu erfüllen.

Wie wir alle wissen, ist es für die meisten Menschen eine Illusion. Das Leben ist schwierig und anfechtungsreich. Wenige finden den Weg zu Jesus, noch wenigere lernen es im Geist zu wandeln. Am Ende des Lebens ist es wie beim Vorgebet: die meisten wollen in die Verlängerung gehen. Auf einmal scheint das Leben gar so kurz gewesen sein (Jesaja 38).
Aber normalerweise klappt das nicht. Die Zeit vor dem Sterbebett ist die Zeit, die Gott und gegeben hat. Alles kommt darauf an, diese Zeit zu nutzen.

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Ein Kommentar

  1. Hier finde ich die germanische Mythologie viel interessanter 😉
    Da gibt es Nornen, die in der Weltenesche die Schicksalsfäden spinnen. 3 sind das, eine für das gewordene, eine für das seiende, und eine für das werdende, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    Wollt ich nur mal gesagt haben 😉

    Ansonsten geb ich dir Recht, aber ich finds wichtig hier nochmal auf den Frieden hinzuweisen. Ein vordergründig nicht eingehaltener Gottesdienstplan, kann hintergründig, schon genauso richtig sein.
    Blöderweise kann das natürlich auch ausrede sein, und ist es bei uns Freaks wohl auch häufig. Da bleibt die Frage ob den Unfrieden den du darüber spürst, Göttlich ist oder nicht.
    Keine Ahnung wie man das erkennt. Entgegen neuerer Theologischer Strömungen bei uns, dürfen wir uns wenigstens klar machen, das es diesen göttlichen Unfrieden… Trauer… durchaus gibt.

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