Wem trägst du die Reden vor, und wessen Atem geht von dir aus? (Hiob 26,4)

„Wem sagst Du das?“, fragt man immer wieder. Meist wenn jemand uns etwas erzählt, was uns schon lange klar ist. Bei Hiob klingt es noch etwas schärfer: „was denkst Du, mit wem Du redest?!“ So langsam ist er die Binsenweisheiten seiner Freunde leid; letztlich reden sie doch alle nur dasselbe, mit immer anderen Worten wollen sie ihm eines klar machen: „Du trägst selbst Schuld an Deinem Unglück“. Vielleicht ist das der Grund, warum Hiob irgendwann einmal langweilig wird. Es tut sich einfach nichts. Die Freunde wollen kapitellang einfach nicht verstehen was eigentlich augenfällig ist: dass sie nicht einmal halb so weise sind, wie sie selber denken und Hiob wird zusehends genervt von ihren Plattheiten. Ein interessantes hat es natürlich, Hiobs konsequente Ironie kann unser rhetorisches Arsenal für ähnliche Situationen auffüllen…

Aber hier stellt Hiob eine entscheidende Frage: „wessen Atem geht von Dir aus?“ Welche Stimme spricht durch dich? Ist es die Stimme (menschlicher) Weisheit (oder Dummheit)? Ist es die Stimme Gottes oder noch eine andere?
Diese Frage habe ich mir schon so oft gestellt, dass ich irgendwann aufgahört habe mitzuzählen. Kennst Du es, wenn Du merkst, dass in der Stimme eines Menschen etwas mehr mithallt, als einfach nur menschliches? Michael Card hat es in einem Lied einmal so ausgedrückt: „the word of god can echo in the voice of a man.“ Oder auch die Stimme eines Dämons. Ich habe beides immer wieder erlebt, öfter allerdings, dass Gottes Wort durch die Stimme eines Menschen gekommen ist.
Das Schwierige ist nun, dass man es manchmal schlecht auseinanderhalten kann, „wessen Atem aus einem Menschen spricht“. Deshalb gibt es eine Geistesgabe, die uns dabei helfen kann zu beurteilen, aus welcher Quelle etwas kommt, „die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden“ (1.Korinther 12,10).
Mit dieser Gabe der Geisterunterscheidung können die meisten wenig anfangen. Fast jeder Christ hat schon einmal jemanden in Sprachen beten hören, eine Prophetie bekommen oder kennt jemanden, der geheilt wurde. Diese Gaben scheinen irgendwie anschaulicher und bekannter zu sein, als Geisterunterscheidung.

Meiner Erfahrung nach ist Geisterunterscheidung eine ausserordentlich intuitive Gabe. Sie hat mit einem „Bauchgefühl“ des Heiligen Geistes zu tun. Ich erinnere ich mich an einen Gottesdienst in dem der Prediger nach vorne gekommen ist und anfing zu predigen und sich sofort ein ganz diffuses Unwohlsein bei mir einstellte. Ich hätte nicht sagen können, was los ist, aber irgendwas hat nicht gestimmt. Im weiteren Verlauf der Predigt wurde das Gefühl immer stärker und ich musste irgendwann rausgehen, weil der Geist in mir „kabolzgeschlagen hat“.
Ein andermal ist es genau anders rum, man redet mit jemandem und es muss nicht einmal um geistliche Dinge gehen aber man spürt auf einmal die Gegenwart Gottes im Gesagten.
So wie ich es erlebe, wird die Gabe der Unterscheidung stärker, oder schärfer, je näher man an Jesu Seite lebt. Es ist keine Gabe, die man „beherrscht“ sondern eine immer stärker werdende Intuition des Geistes, die uns vor einigem Schaden bewahren kann.
Wie alle Gaben ist sie für den Verstand sehr schwer zu fassen. Es ist halt immer dasselbe: wer sich auf Gott einlässt, muss damit rechnen einen Weg zu gehen, den der Verstand nur teilweise mitzugehen bereit sein wird. Das ist der schwere Teil des Lernens „im Geist zu wandeln“.

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15 Kommentare

  1. schöne erklärung, storch. es gibt ja ne menge leute, die diese gabe einseitig negativ erklären und praktizieren, nämlich um „böse geister“ zu identifizieren. das gehört natürlich dazu, und ich kenne auch solche erfahrungen wie du, wo man „spürt“, da ist was faul. aber viel öfter hat mir diese gabe geholfen, gottes geist zu erkennen, manchmal an stellen, wo ich ihn sonst nicht erwartet oder nicht erkannt hätte.

    außerdem glaube ich, dass diese gabe nicht nur bösen oder heiligen geist, sondern auch nicht-geist spüren lässt. manchmal ist alles richtig, was gesagt wird, und trotzdem ist alles öde und wir finden nichts von gott in der sache.

    meine meinung: diese gabe ist weiter verbreitet, als wir denken. viele erkennen nur nicht, dass eine gabe in ihnen wirksam ist. sie halten ihr „bauchgefühl“ für ihre eigene befindlichkeit (gut drauf, schlecht drauf, gar nicht drauf), dabei hat gott ihnen ein geistliches gps verpasst.

  2. Ich persönlich glaube das Umschreibungen wie „Gewissen“ oder „Intuition“ Ihre Ursprünge nicht im Menschen haben. So naiv sich das anhört, aber ich bin fest davon überzeugt, dass uns Gott/Jesus so „beinflussen“ können. Genau wie die Erfahrung…eine wunderbare Eigenschaft, die wir da erhalten haben.

    Wenn du, lieber Storch, dass eine Gabe nennst, dann tue ich es somit auch.

  3. Guten Morgen,

    ich würde dies noch ein Stück unter dem „normalen“ Gewissen ansiedeln. Unser Gewissen ist durch Gefühle bestimmt und diese widerum erfahrungsbestimmt. Erziehung hat hier einen großen Einfluss. Manch einer hat einfach wegen allem ein schlechtes Gewissen. Selbst die eigene Existenz kann kann da schon zuviel sein.

    Unter diesem durch Umwelt beeinflussten Gewissen wirkt der Geist dann auf das Gewissen hinein in die Gefühlsebene ( ohne können wir ja nicht ).

    Je mehr man sich auf Gott verlässt und ihn fragt, desto mehr wird der alte Dreck weggespült. Lebendiges Wasser wäscht ihn ab 🙂

    So stell ich mir das vor.

    Liebe Grüße
    Trümmerlotte

  4. Gefühle, Erfahrung sind uns von Gott als Mechanismus gegeben, da unsere Grundausstattung ja bereits diese Tendenzen beinhaltet. Schon als Säugling. Sie müssen also Teil unseres „Grundprogramms“ sein. Die Fähigkeit Liebe/Ablehnung, die in uns grundverankert ist, sowie die Fähigkeit der Idee von Gut und Böse kommt meiner Meinung nach wirklich von Gott. Geprägt/korrumpiert/verändert/konditioniert werden diese dann natürlich durch die von dir genannten Bedingungen…da hat dann z.b. auch Mr. S seinen Ansatzpunkt.

    Deswegen habe ich ja letztendlich auch das buddhistische System abgelehnt, weil es eben genau diese Grundsensorik des Menschen völlig dekonditioniert und auflösen will. Keine Gefühle, kein Schmerz. Effektvoll aber ohne Gefühle auch keine Liebe.

  5. das gewissen meldet sich aber wenn WIR etwas machen und sagt uns nicht, aus welchem geist heraus jemand anderes etwas macht. das ist also etwas ganz anderes.
    ob das gewissen von gott ist oder nur (oderüberhaupt) von ihm bestimmt ist ist ein fass, das ich nicht aufmachen möchte.

  6. Nun..wenn Gewissen nicht antrainiert,sondern angeboren ist,was ich glaube (Fähigkeit zur Reue)…dann muss es in der Genetik verankert sein. Sicherlich stark konditionierbar durch Umfeld etc. (siehe Kindersoldaten etc.) aber dennoch vorhanden. Für mich ist damit der Schöpfernachweis gegeben.

    Fässer hin, Fässer her…“Ebenbild Gottes“ blinkt da bei mir.

  7. Gewissen:
    Für mich stellt sich das so dar: Das Gewissen ist eine Instanz innerhalb des Menschen, welche das eigene Handeln (bzw. Nicht-Handeln) anhand eines Wertemaßstabes beurteilt.
    Das Gewissen ist „built in“ – der Wertemaßstab nicht.
    Das bloße Vorhandensein des Gewissens ist für mich noch kein Gottesbeweis.. es könnte einfach Vorteile im Überleben bringen – somit ein „Evolutionsvorteil“..

    Der Maßstab ist anerzogen/Prägung .. zumindest soweit mir das bekannt ist.
    (wenngleich es Werte gibt, die fast alle Menschen bejahren würden und somit der Eindruck entstehen könnte, es gebe „angeborene“ Werte .. das ist sehr schwer experimentel zu überprüfen.. und es würde sehr unethische Experimente erfordern.. )

  8. Vorteile im Überleben bringt sicherlich Gewissen. Die Evolution bevorzugt nur den stärksten Organismus und der benötigt kein Gewissen. Eher das Gegenteil.

    Aber ich halte auf der anderen Seite nichts von der Evolutionstheorie 😛

  9. Erster Satz: Kein Gewissen natürlich…bin müde. Langt jetz 😛

  10. Kennt jemand Trainer für die Gabe der Unterscheidung der Geister?
    Viele Grüße
    Harald

  11. Guerillachrist Says:
    April 20th, 2006 at 22:58

    Vorteile im Überleben bringt sicherlich Gewissen. Die Evolution bevorzugt nur den stärksten Organismus und der benötigt kein Gewissen. Eher das Gegenteil.

    Das ist Unsinn. Es geht um das Überleben der ART. Da ist Altruismus innerhalb der Art ein Vorteil.
    Viele Grüße
    Harald

  12. harald b,
    ich würde mal bei prophetieseminaren fragen. die leute die so was machen halte ich am ehesten für geeignet. überhaupt: mit propheten lässt sich da gut arbeiten.
    sonst weiss ich es auch nicht. leute, die nur in dem bereich ausbildenkenne ich nihct.
    liebe grüsse,
    storch

  13. @Harald

    Sicher wäre er das. Nur das a.) Altruismus mit Evolutionstheorie nichts zu tun hat , b.) ich nicht an Evolutionstheorie oder Darwinismus glaube und c.) Altruismus eine Form der Nächstenliebe ist, die wiederum zum praktizieren gewisse Vorraussetzungen benötigt.

    Menschliche Gesellschaftsformen und „Organismen“ in einen Topf zu werden ist „Unsinn.“

  14. Für mich als Christ benötige ich die Gabe der Unterscheidung, um zu wissen, was die Bibel lehrt, entleert von allen menschlichen Traditionen. Dazu braucht es nicht nur das „Gefühl im Bauch“, sondern ein „so spricht der Herr“! Hier kann ich mich von Gott auf biblische Grundsätze leiten lassen, Ihn bitten, dass Er mich unterscheiden lässt, was richtig ist, und was relligiös verpackter Betrug ist.

  15. Das Gewissen ist von Gott gegeben, das ist doch ganz klar!
    In Römer 2, 11-14 heisst es:
    „Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott. Alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werdne auch ohne Gesetz verloren gehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durchs Gesetz verurteilt werden. Denn vor Gott sind nicht die gerecht, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein. Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie beweisen damit, dass in ihr Herz geschrieben ist, was das Gesetz fordert, zumal ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die aneinander anklagen oder auch beschuldigen – an dem Tag, an dem Gott das Verborgenen der Menschen durch Jesus Christus richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt…“

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