16. März 2006 7

Apologetik – Hiob 13,7-8

Wollt ihr für Gott Verkehrtes reden und seinetwegen Lügen sprechen? Wollt ihr für ihn Partei ergreifen, für Gott den Rechtsstreit führen? (Hiob 13,7-8)

Wikipedia definiert Apologetik so: Unter Apologetik (aus dem griechischen απολογια apologia Verteidigung, Rechtfertigung) versteht man die Verteidigung einer Anschauung, insbesondere die wissenschaftliche Rechtfertigung von Glaubens-Lehrsätzen, und den Teilbereich der Theologie, in dem man sich mit der wissenschaftlich-rationalen Absicherung des Glaubens befasst. In der katholischen Theologie wird dieser Bereich heute meistens Fundamentaltheologie genannt.

In der christlichen Theologie hat diese intellektuelle Rechtfertigung Gottes immer einen breiten Raum eingenommen – und manchmal groteske Blüten getrieben. Vieles von dem, wie Evolutionstheorie für apologetische Zwecke missverstanden wird, philosophische Positionen falsch wiedergegeben werden und überhaupt ein „wissenschaftliches Christentums“ zusammengestrickt wird, ist peinlich. Es gibt einige Traktate die ich vorsorglich wegwerfe wenn ich sie irgendwo finde damit die Ungläubigen weniger Grund zum Spotten haben.
Es ist üblich für Gott „Verkehrtes zu reden“ und um seinetwillen „Lügen zu sprechen“. Natürlich nicht aus böser Absicht, es liegt in unserer Natur es mit der Genauigkeit nicht zu genau zu nehmen, wenn wir von etwas überzeugt sind. Angeblich hat Sigmund Freud seine Untersuchungsergebnisse der Theorie angepasst, in der jüngsten Gentechnik hört man von ähnlichen Frisierungen. Das gehört offenbar zum Geschäft.

Neben diesen Blüten gibt es auch gute christliche Apologetik, keine Frage. Manches von dem, was zu Gottes Verteidigung geschrieben wurde entsprach und entspricht der Höhe der Forschung und der Wissens der jeweiligen Zeit. Oft wurde gute Übersetzungsarbeit geleistet, biblische Wahrheiten wurden in die Sprache der Erkenntnisse einer Zeit hineinübersetzt.
Dennoch glaube ich, dass Apologetik generell eine Systemschwäche hat. Credo, quia absurdum est hat Tertullian sinngemäss geschrieben: ich glaube es, gerade weil es wider die Vernunft, übervernünftig ist:“(zum Originalzitat und dessen Bedeutungswandel s. Wikipedia)“:.
Glaube und Gott sind nicht 100%ig intellektuell fassbar. Deshalb Jesus auch nicht mit allerlei theologischen und philosophischen Spitzfindigkeiten versucht die Köpfe seiner Zuhörer zu überzeugen. Statt dessen hat er ihnen die Kraft des Geistes gezeigt und zu ihren Herzen gesprochen. Die beste Apologetik greift zu kurz, wenn sie nur den Verstand anspricht, selbst wenn sie korrekt ist. In Deutschland ist das Christentum so sehr verstandesgeprägt, dass es gefährlich ist, weiter in diese Richtung zu gehen. Wir versuchen Gott auf einer intellektuellen Ebene zu verstehen und leben so an seiner Kraft und Offanbarung vorbei. Bei allem Guten was es sicherlich mit sich bringt für Gott zu argumentieren dürfen wir nicht vergessen ihm den nötigen Raum zu geben sich selbst zu erweisen.
Denn nicht in Worten erweist sich die Herrschaft Gottes, sondern in der Kraft. (1.Korinther 4,20)

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7 Kommentare

  1. cool. fühle mich bestätigt. vor jahren habe ich der apologetik entsagt. (auch wenn ich wie du feststelle, dass manche leute sie gut machen und damit auch gutes bewirken.) ich habe keine lust, über den glauben zu diskutieren. ich möchte leute lieben, mich ihnen im geist jesu zuwenden. wenn es passt, bekenne ich meinen glauben oder erzähle von meinem gott. aber streitgespräche meide ich wie der teufel das weihwasser. lieber „more love, more power“.

  2. Ich stimme grundsätzlich zu, aber im Sinne der Evangelienverbreitung ist es nur recht, wenn man Leute in Ihrer Sprache überzeugen kann.

    C.S. Lewis hat mit seinem Mere Christianity sicherlich ein gutes Buch geschrieben, obwohl er eine apologetische Haltung vertreten hat.

    Wenn Haso sagt, er habe keine Lust über den Glauben zu diskutieren kann ich das verstehen. Aber: Es gibt Menschen, die aufgrund Ihrer eigenen Geschichte, Erziehung und Ihrer Mentalität im Allgemeinen sehr grosse Schwierigkeiten mit Emotionen haben. Emotionen sind so oder so ein heilles Thema. Wenn man diese Menschen erreicht, indem man Sie durch Eigenüberlegung zu Gott bringt und Sie dadurch dann auch spüren können, das Gotte Liebe der Zugang zur Ausübung von echter Nächstenliebe ist, hat man Ihnen sehr geholfen.

    Weiterhin hat „das Christentum“ nicht immer alles richtig gemacht und sich eine gewisse Skepsis auch selbst eingebracht. Eine totale, selbstgerechte Friss-oder-Stirb Haltung wäre arrogant und unchristlich. Als Knecht Gottes muss man sich auch den unangenehmen Dingen des Lebens stellen können und dazu gehört, dass man Leuten auch die Freiheit einräumen muss mit Gott distanziert umzugehen, oder gar Ihn zu verleugnen.

    In jeder menschlichen Intention liegt letztendlich nur eine gute Absicht, „die Bösen“ wählen nur den falschen Weg bzw. sind korrumpiert.

    Gerade diese haben Nächstenliebe am dringensten nötig. Wenn ein Mensch nie Liebe empfangen hat,wie soll er dann auf einmal Liebe geben können. Da ist Sensibilität gefragt und nicht blosse Verachtung a la „Wirst schon sehen, wo dein Unglaube dich hinführt“.

    Ich beziehe mich hier auf dein Einzelnen. Storch hat vollkommen recht, wenn er davon spricht, dass wir Gott nicht transzendieren sollten und können, aber der Mensch ist nunmal aufgeklärt und lässt sich mit Blitz und Donner nicht mehr einschüchtern.

    Umso mehr geht es heute auch um VORLEBEN und nicht VORBETEN.

    Frieden!

  3. Also, wenn ich da richtig verstanden habe (war für mich ein bisschen schwierig zu lesen), dann findest du es nicht gut, wenn es Christen gibt, die auf der Wissenschaftlichen Ebene Argumentieren?
    Muss sagen ich denke darüber teils, teils. Es ist wahr, dass man nicht immer irgrndwie argumentieren kann für Gott, und die Leute überzeugt sind. Aber ich denke, es kann nicht schaden sich damit ein bisschen auszukennen. Also, mal ein Beispiel wie ichs meine: In der Schule wird immer wieder Evolution gelehrt. Wenn man jetzt einfach nur sagt: ICh glaub an Gott, während die Lehrerin alle Möglichen „BEweise“ für die Evolution bringt, dann denken die andern auch man hat ’n Ding am Rad drehn. Kommt man jetzt aber mit Wissen an, welches man sich angeeignet hat und kann richtig Argumentieren, wie die Lehrerin es ja auch tut, dann kommt vielleicht auch der ein-oder andere ins Nachdenken. Vor allem wenn Gott seinen Segen zu gibt.
    Ansonsten bin ich auch fürs Vorleben.
    Liebe Grüße:)

  4. Och, ich denke, man kann seinen Glauben sehr wohl vernünftig begründen. Ihn wissenschaftlich, im Sinne der Naturwissenschaften begründen zu wollen, ist ein aussichtsloses Unterfangen, da die klassischen Naturwissenschaften Dinge untersuchen und Gott kein Ding neben anderen Dingen ist, also niemals Gegenstand einer naturwissenschaftlichen Untersuchung sein kann. Das Theodizee-Problem lässt sich nicht im Labor lösen.
    Wir können immer, aus unserer persönlichen Erfahrung heraus und nur von unserem Gott reden. Diese Rede wird immer unsere Interpretation der Wirklichkeit Gottes sein und daher immer nur eine Annäherung, gefärbt durch unsere Ausbildung, Herkunft und persönlichen Fehler, an das Absolute, dass wir Gott nennen. Das finde ich nicht schlimm. Damit befinden wir uns (Theologen und Laien) in der guten Gesellschaft der Autoren der Evangelien, der Brief-Schreiber, der Kirchenväter- und lehrer, Reformatoren und Heiligen. Dabei können Diskusionen zwischen verschiedenen Lehrströmungen sehr fruchtbar sein und ich empfinde, den von Dir so oft als lästig bezeichneten, Dialog über unser Verhältinis zu Grundlegenden Glaubensaussagen für sehr hilfreich. Arme hoch und Kopf aus ist für mich kein Gottesdienst, sondern Selbstbetrug. Das Reden über Gott ist neben dem Reden zu/mit Gott, meiner Meinung nach, Grundbedingung für geistliches Wachstum. Ich mag es, wenn jemand mit ortodoxem Hintergrund seine Position zur Eucharistie darlegt, weil es nicht mich oder meinen Glauben in Frage stellt, sondern mich dazu bringt, nachzudenken.
    Natürlich kann man auch alle Spannung aus seinem Glaubensleben raushalten und andere Glaubensvorstellung oder gar wissenschaftliche Erkenntnisse für ungültig erklären, aber ob man so erwachsen wird? Ich halte mich an 1. Petrus 3,15 LG Sabine

  5. ich bin auch absolut dafür über den glauben zu reden. nur, ihn beweisen zu wollen halte ich für müssig. die bibel ist kein wissenschaftliches lehrbuch, von daher sehe ich keinen sinn darin contra darwin zu argumentieren.
    das bedeutet nicht, dass man den glauben nicht vernünftig argumentieren könnte, aber ich denke dennoch, dass eine solche argumentation zu kurz greift denn glaube ist über-intellektuell!

  6. „Credo quia absurdum“ bedeutet,“Ich glaube wider alle Vernunft.“ Hier fehlt nämlich das „est“.

    Dieser Satz, der aus der Geringschätzung der menschlichen Vernunft gegenüber der göttlichen Weisheit entspringt und einer Stelle Tertullians: »De carne Christi V.«, nachgebildet ist, wo es heißt: »Gestorben ist Gottes Sohn; es ist ganz glaubhaft, weil es ungereimt (ineptum) ist. Und begraben, ist er auferstanden: es ist gewiß, weil es unmöglich ist.« Dort heißt es dann aber auch „Credo, quia absurdum EST!“

    Und … Wissenschaft und Glaube schließen sich durchaus nicht aus.

    LG, Conny

  7. Hallo Conny,

    herzlich willkommen und danke für den Hinweis. Ich habe es geändert.

    Alles Gute,

    Storch

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