08. März 2006 16

Mystik – Hiob 11,7-9

Die Tiefen Gottes willst du finden, bis zur Vollkommenheit des Allmächtigen vordringen? Höher als der Himmel ist sie, was machst du da? Tiefer als die Unterwelt, was kannst du wissen? Länger als die Erde ist ihr Maß, breiter ist sie als das Meer. (Hiob 11,7-9)

Es gibt eine menschliche Arroganz die versucht, Gott zu verstehen. Das „Faustische“, dass wir verstehen wollen „was die Welt im Innersten zusammenhält“ und damit konsequenterweise auch vor dem Übernatürlichen und – in letzter Konsequenz auch vor Gott – nicht Halt machen. Es wird uns nicht gelingen, denn Gott ist immer „überintellektuell“, er ist greifbar aber nicht begreifbar. Der Verstand kann sich mit ihm be-fassen aber nur das Herz kann ihn er-fassen.
Gottes Tiefe, Breite und Höhe ist der Ende des Verstehens und zugleich der Beginn der Anbetung. Der Verstand kann uns immer nur bis zur Klippe des Unendlichen bringen, dann muss er sich trollen und dem Staunen Platz machen.

Ich empfinde das als eine der grössten Herausforderungen des Glaubens: zu Staunen ohne zu begreifen. Ich bin auf begreifen ausgelegt, den Faust-Monolog habe ich auswendig gelernt weil es mich so fasziniert hat: nachdem Faust alles studiert hat mit eifrigem Bemühen steht er vor dem Nichts und muss erkennen „ich bin so klug als wie zuvor“. So geht es mir mit dem Vater im Himmel, ich kann lernen und studieren aber immer wenn ich meine etwas verstanden zu haben entgleitet es mir wieder und ich erkenne wieviel grösser Gott ist als mein kleines Gehirn. Das liegt mir nicht und es ist die grösste Hürde zu einem konstanten Leben im Geist.

Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade. (Sprüche 3,5-6)

Paulus weist uns zwar an die Breite, Höhe und Tiefe der Liebe Gottes zu erfassen (Epheser 3,18), aber das hat nichts gemein mit einem Verstandeserfassen. Dasselbe Wort wird in Johannes 1,5 verwendet wo es heisst, dass die die Finsternis das Licht nicht erfasst hat. Ich verstehe es so, dass die Finsternis das Licht nicht in sich aufnehmen und damit auslöschen konnte. Ein schönes Bild für unsere Gotteserkenntnis: es geht nicht darum Gott zu verstehen sondern in aufzunehmen, mit ihm zu verschmelzen wie das gelöschte Licht in der Dunkelheit.

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16 Kommentare

  1. Zwischen christlicher Mystik und Häresie hat insbesondere die Römisch-Katholische Kirche keine sonderlichen Grenzen gezogen.

    „Der Schatz der christlichen Mystik“ wird heute gerne in den schon erwähnten New-Age Bewegungen neu entdeckt und ich bin mir nicht sicher, was da eigentlich kreiert werden soll.

    Faust, der ambivalente Grenzüberschreiter…eine herrlich menschliche Geschichte.

    Den kindlichen Glauben der Vaterliebe, eines der höchsten Güter, haben viele irgendwann einmal zwischen Sekt oder Selters verloren….aber…wie heisst es im Faust so schön: „Es irrt der Mensch, so lang er strebt“.

    P.S.: In meinem Arbeitsbuch wird Faust eine grosse Rolle spielen 😛

  2. da bin ich zwar nicht mr.hawkings ansicht, aber das würde es nur noch interessanter machen, die quelle zu erfahren.
    also gerne raussuchen, wenn es geht!

  3. Ah, da fällt mir noch etwas ein, dass zu Sprüche 3,5-6 passt.
    Leider steht mir hier nicht die Quelle zur Verfügung, aber bei Interesse such ich Sie raus. Es ging in jedem Fall um eine Untersuchung von Dr.Stephen Hawking zum Thema Fremdbestimmung mit dem Ergebnis, DASS der Mensch Fremdbestimmt sein, es jedoch nicht wüsste.

    Frieden!

  4. Fremdbestimmung ist hier als „Gott“ anzusehen…vielleicht sollten wir das noch erwähnen !

  5. Mich beschäftigt das Thema „christliche Mystik“ grad sehr.

    Gibt es gute Bücher zu dem Thema die weder total katholisch angehaucht sind noch irgendwie sektenmäßig. Halt christozentrisch (oder wie das heisst), am besten von jemand geschrieben der kein zweifelhafter Autor ist ( also von dem nicht die halbe Welt sagt er wär ein Idiot).

  6. Hallo Stefan,

    wenn du unter Wikipedia schaust werden so Namen genannt, wie „Johannes vom Kreuz“, „Theresa von Avila“, „Meister Eckhart“. Das sind wohl die bekanntesten. Meister E. fand ich sehr enttäuschend. Klingt alles sehr abstrakt, philosopisch aber in vielen Grundzügen total unbiblisch.
    „Johannes vom Kreuz“ kann ich auch nicht wirklich empfehlen. Hab das Buch „Die dunkle Nacht“ mal gelesen – ist schon lange her – aber aus heutiger Sicht erscheint es mir sehr fragwürdig.
    Von Theresa v. Avila hab ich noch nichts gelesen.

    Aber dafür kann ich dir den „Bruder Lorenz von der Auferstehung“ empfehlen. Bruder Lorenz (Nikolas Hermann; 1611-1691) war Laienbruder im Karmeliterkloster in Paris.

    In dem Buch v. Gerhard Tersteegen „Allzeit in Gottes Gegenwart“ findet man Briefe, Gespräche und kleine Schriften von Bruder Lorenz.“ http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3937896198/qid=1141848615/sr=1-3/ref=sr_1_8_3/028-2846485-5111760

    Mich hat das Buch damals sehr beeindruckt und geprägt. Soweit ich weiß, zählt das Buch mit zu den „christlichen Klassikern“

  7. Hey!
    Du wolltst ja die Fortschritte des SBK wissen. Hab mir heute nen Blog gemacht. Da werd ich das dann von Zeit zu Zeit (je nachdem halt was so los ist) draufschreiben. Also einfach mal vorbeischaun.
    Jesus Rocks!
    die Steffi:)

  8. Danke Vater-Sucher.

    Wie vielleicht schon gesagt ich interessiere mich für das Thema gerade erst , ich weiss weder besonders viel darüber noch bin ich Experte. Vielen Dank daher für die Tipps .

    Weitere sind sehr willkommen

  9. preach it .. sehr geiler Post Storch

    .

  10. erst einmal ein wort der klärung: mit „mystik“ meinte ich nicht die phase/schule der kirchengeschichte sondern „das mystische“, das einswerden mit gott usw. der begriff kann so oder so verwendet werden. was die mystische periode angeht bin ich kein experte, kann aber folgendes buch empfehlen, lange her, dass ich es gelesen habe, aber es ist mir als interessant im gedächtnis geblieben:

    gerhard wehr: europäische mystik (zur einführung, junius-verlag).
    ders. deutsche mystik.

  11. @steffi: gute idee mit dem blog. ich habe schon mal gleich deinen feed abonniert.

  12. Hallo Stefan,

    ein sehr gewagtes Thema.

    Kleine Philokalie & Wolke des Nichtwissens sind Klassiker. Beide bei Amazon zu finden !

    Meister Ekkehart ist sehr nah an der östlichen Glaubenswelt, da wäre „Einheit mit Gott“ ein interessantes Buch über den Mystiker und seine Werke.

    Oder eben der ehemalige Beneditkinter Pater und Zen-Roshi Willigis Jäger:
    Kontemplation-Gott begegnen-Heute. (Aber hier ist eine Verschmelzung zwischen den Zazen Praxis und Meditation nach dem Herzensgebet gegeben…nichts für Unsichere.)

    Alles weitere geht definitiv in Richtung Buddhismus.

    Viel Spass

  13. @Storch

    Egal ob Mystik oder kirchliche Mystik…es ist ein sehr heikles Thema. Wenn man da zuviel rumrührt kommt man vielleicht sogar auf die Gnosis und die Gnostiker, die Schriften von Naq-Hammadi und die Apokryphen. In den neutestam. Apokryphen (z.b. von Schneemelcher) gibt es in dem umstrittenen Thomasevangelium (das auch als Vorage für den Film „Stigmata“ genommen wurde) eine krasse Aussage:

    Jesus sagte: ,,Der Suchende soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet. Und wenn er findet, wird er in Erschütterung geraten; und (wenn)
    er erschüttert ist, wird er in Verwunderung geraten, und er wird König über das All werden.“

    Passt natürlich zu den koptischen Schriften der Gnostiker, die ja angeblich eine Geheimlehre Christi kannten, die nur den Gelehrten des Christentums zugänglich sein sollte, weil Sie für die breiten Massen zu kompliziert sei.

    Die Gefahr des Suchens liegt meiner Meinung nach darin, dass sich der Suchende zuerst einmal die Frage stellen sollte, was er eigentlich finden will ? Wann gibt er sich zufrieden ? (Siehe Faust!)

    Wirklich erschütternd ist meiner Meinung nach eher, dass selbst in einer ganz gewöhnlichen Lutherbibel (vollkommen egal, wie und was verändert wurde) die Grundlehre Christi bei meditativer Betrachtung zum Erkennen völlig ausreicht. Und Meditation ist keine buddhistische Erfindung…ganz sicher nicht. Wir haben nur in unserer Kirchenwelt verlernt zu meditieren und diesen Schatz zu pflegen. Vor lauter Gebimmel und Gesinge ist gerade im Gottesdienst kaum noch Platz für Stille. Gerade die Benediktiner sind im Meditieren fast schon Meister…und „Ora et labora“ ist fast Zen.

    Aber das führt alles zu weit.

    Das traurige ist, dass so viele Menschen nicht erkennen wollen, welchen Schatz Jesus von Nazareth hinterlassen hat. Durch die Verkörperung Gottes hat er uns keine Lehre gegeben, wie z.B. Buddha oder Krishna oder Micky Maus egaljetzt. Seine Person ist identisch mit seiner Lehre und letztlich so einfach, dass jedermann ihm folgen kann und die Wahrheit erkennen darf. Kein anderer hat das vollbracht. Er war wahrhaftig Gottes Sohn, im übertragenen und wirklichen Sinne.

    Ist es nicht interessant, dass die buddhistischen Schulen des Mahayana und Vajrayana NACH Christi gekommen sind ? Dort wird auf einmal Mitgefühl in den Vordergrund gesetzt und sogar Gebetsformen und Meditationsgottheiten „eingeschmuggelt“. Selbst Siddharta Gautama (der historische Buddha), der von sich nie behauptet hat göttlich oder prophetis ch zu sein, wurde im Nachhinein dann als ein Buddha erkannt. (Für die, die es nicht wissen. Es gibt unendlich viele Buddhas. Buddha heisst lediglich der Erleuchtete und beschreibt ein erwachtes Wesen). Übrigens wird alle paar tausen Jahre ein neuer Buddha erwartet, der kommt um den Wesen zu helfen!!!)

    Ich wünschte mir, dass auch andere Sucher Ihren Frieden in Christus finden können. Ich weiss genau wovon ich rede.

    Frieden!

  14. @Storch: Was heißtn das: Feed abboniert?

  15. wenn du in der adresszeile auf „RSS“ klickst oder unten im blog auf „Entries RSS“, wird eine art selbst-aktualisierendes lesezeichen erstellt und du siehst immer wenn ich was neues geschrieben habe. RSS ist ein feed, ein anderes ist z.B. „atom“. probier mal aus, ist super um die übersicht über die ganzen blogs zu behalten.

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