05. Februar 2006 10

zulassen – 1,12 II

hiob bietet keine eindeutige antwort auf das theodizeeproblem, das buch liefert keinen hinweis auf die fragen epikurs, die die grosse diskussion darum entfacht haben, wie ein guter, allmächtiger gott das leid in der welt zulassen kann. es ist ja ein altes paradox:
Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
oder er kann es und will es nicht:
dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
oder er will es nicht und kann es nicht:
dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?
:“(Quelle: wikipediaartikel zur theodizee)“:

ich kann mir nicht vorstellen, dass die frage jemals vollständig klärbar sein wird, zu vieles ist nicht offenbart und unser hirn ist wahrscheinlich einfach zu klein, so grosse probleme komplett zu erffassen.
ich hoffe aber, eine kleines schlaglicht auf die frage bieten zu können: zunächst zeigt hiob mir deutlich, dass gott nicht der urheber der probleme und des leidens ist sondern der teufel. das ist sehr beruhigend. wenn es anders wäre hiesse soziales engagement, gebet für kranke und selbst predigt, sich gegen gottes willen zu stellen. leider haben viele christen an dem punkt noch eine recht alttestamentliche theologie und sehen wirklich gott als den urheber des übels. das ist zum glück nicht so. wäre es so, wäre das ganze reich gottes, das heil, die erlösung ad absurdum geführt. normalerweise lehne ich mich nicht so weit aus dem fenster, aber im lichte des NT betrachtet kann ich eine lehre, die sagt, dass gott böses wirkt nur als dämonenlehre (1.timotheus 4,1) empfinden.

wenn ich davon ausgehe, dass die anfangssequenz von hiob gottes schutz darstellt, kommt natürlich die theodizee durch die hintertür geschlüpft und fragt: „wenn gott den willen satans reglementiert, warum dann nicht komplett?“. ich möchte das AT hier mit dem NT auslegen, wie es sich gehört:Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert. Gott ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr sie bestehen könnt. (1.Korinther 10,13)
gottes schutz bedeutet, dass die probleme die uns begegnen, mit dem mass an glauben und kraft, das wir aktuell haben, lösbar sind. das ist ein starker satz und wenn du ihn verstehst, wird er etwas in deinem leben verändern. ich war früher leicht zu entmutigen. ständig war mir irgendwas zu schwer, konnte ich mehr usw. als ich christ geworden bin ist mir irgendwann klar geworden, dass das eine tödliche einstellung ist, die zudem im widerspruch zu gottes wort steht.
daraufhin habe ich mir abgewöhnt zu sagen: „ich kann nicht mehr“, ich sage nicht mehr „das schaffe ich nicht“. nicht aus einem übersteigerten selbstvertrauen sondern weil ich weiss, dass gott selber die hand über mich hält. weil ich weiss, dass nichts in mein leben kommt, womit ich nicht klarkommen kann. zugegeben, ich lebe nicht immer in dieser erkenntnis und in gottes kraft. ich schaffe nicht alle herausforderungen meines lebens, aber ich bin wenigstens gewillt, sie anzugehen und weiss, dass es mit meiner momentanen kraftausrüstung möglich ist es zu schaffen!
Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern. (2 .Samuel 22,30 Einheitsübersetzung)

das klärt noch immer nicht die frage, warum gott etwas zulässt, aber es liefert eine ermutigung in schwierigkeiten auf „sieg“ zu setzen. der grund, warum überhaupt negatives in unserem leben passiert ist zutiefst positiv: der mensch wächst mit seinen herausforderungen. oder, biblisch gesprochen:
Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müßt. 7 Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, daß er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist. So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi. 1.Petrus 1,6 Einheit

das löst die frage immer noch nicht, aber mir gibt es immerhin frieden und einen ansporn mich weiter in gottes richtung zu entwickeln. meiner beobachtung nach ist einer der wichtigsten schritte zum geistlichen wachstum ein paradigmenwechsel in bezug auf herausforderungen und schwierigkeiten: weg von verzweiflung hin zum überwinden. wer diesen schritt nicht gegangen ist steht in der gefahr, die kraft und die wunder gottes zu verpassen.

PS: ich habe diesen post deshalb nicht mit dem voherigen zusammen veröffentlicht, weil er über die theologie des hiobbuches hinausgeht.

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9 Kommentare

  1. Da zu den anderen Post schon so viele Kommentare da sind, schreibe ich mal hier:

    Cool, dass Du Dich mit Hiob beschäftigst, ich finde dies eines der spannenensten Bücher der Bibel, damit meine ich jetzt nicht die Kapitel-langen und ziemlich monotonen Dialoge, die sind eher nicht *so* spannend, sondern die theologische Auslegung dieses Buches. Ich würde sogar mal soweit gehen und sagen, bei der Auslegung Hiob’s zeigt sich das wahre Angesicht einer jeglichen Theologie (innerhalb der theolgischen Bandbreite, die in unserem Kreisen im Umlauf sind, nicht irgendwelche, die die Auferstehung Jesu mythisch auffassen etc., die dürfen da jetzt mal nicht mitspielen… 😉 )

    Zweitens hat Uwe vor 2-3 Jahren mal eine Predigtreihe zu diesem Thema gehalten, die ich überaus gelungen fand. Evtl. kannst Du daraus ja weitere Anstösse zu diesem Thema ziehen…

    Fetten Segen,

    Bob

  2. schön, dass indien dir zeit lässt um blogs zu lesen, bob. das sah ja in deutschland anders aus.
    mal sehen, ob ich mir die reihe besorge. uwe hat ja eigentlich immer was zu sagen. bin aber noch nicht sicher weil ich den text lieber erbeten will und ausserdem gespannt bin, wie sich meine einsichten durch die blogkommentare entwickeln.

  3. mein Senf: Im Buch Hiob gehts nicht um das Theodizeeproblem – denn mein lieber: das ist, das war und das wir nie ein biblisches Thema sein!!! Nie. Die Frage nach der Rechtfertigung Gottes ist ein Produkt der Neuzeit, genauer noch: Cartensianischen Ursprungs, letztlich aufklärerisch und im Grunde idealistisch. Und auch wenn ich dem lieben Bultmann in vielem in die Quere komme, aber einen überaus richtigen Satz hat er losgelassen: „Die Theodizeefrage ist letztlich eine Frage des Unglaubens.“ Krasser Spruch, bringt aber das auf den Punkt, was mein difuses Gefühl in Bezug auf Tsunamie und Consorten beschreibt. Die Theodizeefrage stelle eine Frage an die Immanez, die aber einen transzendeten Adressaten hat. Dass dieser Brief zurückkommt, würd dich auch die Post bestätitgen…
    sach havus!

  4. sag ich doch auch, bernhard. obwohl ich bisher nie so weit gegangen bin zu sagen, dass es in der gesamten bibel nicht darum geht. kann aber gut stimmen, die frage wird ja in römer 9,21-22 direkt abgelehnt.

  5. Eine Lösung des Theodizeeproblems wird solange unmöglich sein, solange die Christenheit die Tatsache der Reinkarnation leugnet.
    Mit dieser Leugnung behindert sie das Stärkerwerden des Glaubens an Tiefe und Umfang. Behindert sie Evangelisation und Mission.

    Das beste Buch zum Thema heißt “Warum gerade ich? – Schicksalsfragen im Licht neuester Erkenntnisse” und ist ausschließlich vom Autor dieser website zu beziehen, in der auch der folgende Beitrag zu finden ist:

    http://geheimnisdesmenschen.blogspot.com/2008/02/das-geheimnis-des-menschen.html

  6. hi teacher,

    willkommen hier. meinst du mit wiedergeburt, dass man – in anderer form – wieder auf diesen planeten zurückkommt?
    da wäre ich dann sehr anderer meinung, aber das bist du vermutlich von christen auch nicht anders gewohnt. 😉

    • Meinungen kann man viele haben. Aber was ist wahr? – Nur das interessiert. Jedenfalls sind die Ausführungen zur Reinkarnation in der Bibel sehr fundiert. Ganz abgesehen davon, dass Reinkarnation als Tatsache nicht länger zu leugnen ist. Dagegen zu Kämpfen ist ein Kampf gegen Windmühlen.
      http://bit.ly/MkDKJE

  7. Herzlich willkommen. J.J.,

    ich denke, dass ich die Bibel recht gut kenne, aber fundierte Ausführungen zur Reinkarnation habe ich noch nicht gefunden. Ich kenne die Theologie, aber die baut mehr auf Platons metempsychosis auf, als auf klaren Bibelstellen.

    • Hallo,

      tja, diese Aussagen liegen nicht so an der Oberfläche. Sie hängen eben mit der Anthropologie zusammen. Was ist Geist, Seele usw. Wie ist der Zusammenhang zwischen beiden?

      Wer aber die Bibel mit geöffnetem Sinn liest, und Erkenntnisse der Wahrheit hat („Ihr werdet die Wahrheit erkennen…), der sieht in der Bibel eine Fülle von Belegen für die Reinkarnation!

      Ich wünschte mir, dass Christen nach der Wahrheit suchen würden, dann würden sie auch finden – und die Widersprüche z.B. zur Naturwissenschaft, könnten auch aufgehoben werden.

      Aber „Theologie“ ist ja immer noch Schmoren im eigenen Saft.

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    […] [Originalpost] […]

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