09. September 2005 2

Metatheologie #4 – systeme

jetzt kommt der letzte teil der metatheologiereihe. ich freu mich schon drauf, die sachen demnächst mal zusammenzufassen, ins reine zu schreiben und komplett zu überarbeiten. bis es soweit ist, kommen noch einige posts zu dem thema, manches habe ich ja übersprungen, so dass noch ein paar posts zu erkenntnis und den erkenntnisbedingenden faktoren zu erwarten sind. ich hoffe, dass ihr mit den vielen sprüngen, die die reihe macht klarkommt. manchmal frage ich mich schon, wie das für leser aussieht, was in meinem kopf klar ist – vermutlich recht verwirrend, oder?

als ich diese reihe begonnen habe, standen für mich zwei fragen im vordergrund:

    1. wie steht das individuum zur bibel?
    alle christen haben dieselbe bibel:“(jedenfalls im grossen und ganzen. apokryphen haben nicht alle und einzelne übersetzungen unterscheiden sich durch die verwendung verschiedener grundtexte zum teil erheblich. aber unterm strich ist es doch dieselbe bibel.)“:. warum verstehen wir sie dann alle unterschiedlich? ausgehend von der these, dass die bibel gottes wort für jeden ist und nicht für alle, habe ich einige erkenntnistheoretische aspekte der theologie beleuchtet.
    2. wie stehen die systeme zueinander?
    in dieser frage geht es um die kommunikation theologischer systeme untereinander und wie diese überhaupt zueinander stehen. können anhänger zweier theologien miteinander in konstruktiven diskurs treten? falls ja, welche faktoren müssen gegeben sein um einen theologischen diskurs konstruktiv werden zu lassen? wie, wenn überhaupt, können wir voneinander lernen und die erkenntnis, die in einem system gespeichert ist, für geistliches wachstum nutzen?

im laufe der posts sind mir schwächen des konzepts aufgefallen. das ist gut, denn es zeigt, dass die methode über blogs zu denken und das web als diskursplattform zu nutzen, funktioniert. diese schwächen waren in erster linie semantischer natur. schlüsselworte wie „erkenntnis“ und „theologie“ waren nicht hinreichend definiert um wirklich sinnvoll und logisch über das thema schreiben zu können. überdies fehlte an ein paar stellen die anbindung an bibel und praxis und die abgrenzung gegenüber philosophischen disziplinen.

ab jetzt geht es also um systeme. das wort ist nicht im sinne der systemtheorie gemeint. vielmehr geht es um glaubenssysteme, die entstehen, wenn dogmatische sätze für mehr als eine person soviel sinn ergeben, dass diese personen sich zu ihnen bekennen. so entsteht ein system. wenn das system sich dann noch eine soziale ordnung gibt, die den fortbestand der erkenntnis sichert, die in ihm enthalten ist, entsteht eine bewegung. wenn diese bewegung sich hinreichend durch grösse und tradition verfestigt, anfängt hierarchische strukturen aufzubauen und sich gegenüber anderen systemen abzugrenzen entsteht eine denomination – und spätestens ab da wird es spannend, denn denominationen beschneiden den theologischen diskurs ihrer mitglieder….

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2 Kommentare

  1. Dazu fällt mir ein: Auf dem Greenbelt-Festival hat diesen Sommer Richard Rohr über Spiritualität ein Seminar gehalten, dabei hat er zwei Phasen im Leben eines Menschen beschrieben: Eine Phase, in der man sich von anderen abgrenzt und versucht zu definieren, was richtig ist und was nicht – er nannte das „einen Container bauen“ und eine zweite Phase (das kann ich nicht so gut beschreiben), in der die Abgrenzung ihre Bedeutung wieder verliert, man sich weniger, um sich selbst dreht – „den Container füllen“ – vielleicht am besten beschrieben mit ‚einfach sein‘.

  2. Ups, eigentlich wollte ich den Post zu „Systemen mit Rand-/Zentrumsorientierung“ kommentieren…

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