Grundtugend #2: erdung
manche, gerade moderne, theologien geraten leicht ins fahrwasser der willkürlichkeit. geistliche strömungen übernehmen oft die ansicht, dass alles gut ist, was gefällt und man bastelt an einer theologie herum, die vollkommen im luftleeren raum schwebt. man kann alles und jedes mit der bibel belegen, wenn man keine prüfkriterien hat.
um beliebigkeit zu entgehen schlage ich drei sicherungen vor: DIE SUMME DES WORTES, WISSENSCHAFT und KONSENS. alle drei sicherungen setzen gewissenhaftigkeit und philosophisch-theologische aufrichtigkeit voraus. da theologie keine „harte“ wissenschaft ist, ist alles interpretierbar und man kann alles gebrauchen und missbrauchen.

1. die summe des wortes
psalm 119,160 sagt, dass die summe des wortes gottes wahrheit ist. wahrheit ist also in den teilen, aber die teile sind nicht wahrheit. das ist ein wichtiges prinzip, denn es verbietet, einzelne aussagen der bibel absolut zu setzen und zu sagen, dass diese teile die ganze wahrheit sind. tatsächlich ist wahrheit in der bibel immer eine spannung zwischen zwei polen und man kann immer von zwei seiten vom pferd fallen. wenn uns klar wird, dass das so ist, ergibt sich daraus eine verpflichtung gegenüber der ausgewogenheit. man darf zwar radikal sein und auch gelegentlich mal einseitig predigen, aber es muss immer wieder auf eine ausgewogenheit hinauslaufen. wer konsequent das eine gegen das andere ausspielt, wird irgendwann sektiererisch.
ein bedeutendes wortpaar in der bibel ist z.b. gesetz und gnade. gerade hier wird oft sehr ungenau gearbeitet. viele behaupten, dass alte testament wäre ausschliesslich gesetz, das neue ausschliesslich gnade. das stimmt so nicht. zwar lässt sich im AT ein gewisser schwerpunkt auf dem gesetz finden und im NT auf der gnade, aber auch das AT enthielt gnade und das NT gesetz. ich habe nicht die zeit hier in details zu gehen, aber es ist auch in unserem leben so, dass wir in einer spannung leben zwischen gottes gnade („uns ist alles erlaubt“, „wir können alles“) und gottes gebot („wandelt würdig eurer berufung“). man kann von beiden seiten vom pferd fallen und es gibt für beide seiten beispiele. die anderen gemeinden bestehen nur aus regeln und gesetzen, in ihnen ist keine freiheit und kein raum für gnade. andere gemeinden leben nur aus der gnade und die maßstäbe gottes kommen nicht mehr in ihnen vor; in der folge stirbt eine solche gemeinde an den folgen fehlenden wachstums. beide richtungen sind in ihrer einseitigkeit falsch und werden jesus auf dauer nur schlecht widerspiegeln.

ein grosses problem sehe ich in diesem zusammenhang bei richtungen, die ganze teile der bibel, z.b. das alte testament, ablehnen. ohne das AT ist das NT nicht verstehbar. wer wissen will, was die jünger etwa unter „unzucht“ verstanden haben, kommt nicht darum herum im AT nachzulesen, denn das war ihr hintergrund. das AT bildet den hintergrund des NT. deshalb ist das NT in weiten teilen nicht verständlich, wenn man nicht das AT zu rate zieht.

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