[lange posts scheinen wordpress probleme zu bereiten, deshalb ist dieser jetzt zweigeteilt. sorry, wegen der umstände…]

2. wissenschaft
die wissenschaftliche herangehensweise an die bibel ist in unseren kreisen ziemlich verpönt. man vermutet skeptizismus und einen bibelkritischen ansatz hinter allem, was mit wissensachft zu tun hat. tatsächlich ist vieles in diesem bereich von der historisch-kritischen methode:“(ein buch, das sich mit dieser methode kritisch auseinandersetzt ist von gerhard meier: „das ende der historisch-kritischen methode“. kann sein, dass es nur noch die schräge englische übersetzung gibt: „the end of the historical-critical method“. )“: geprägt und inspiriert. viele „bibelwissenschaftler“ gehen davon aus, dass die bibel ein ganz normales buch ohne göttlichen hintergrund ist.

diese art von wissenschaft meine ich natürlich nicht. worum es mir geht ist, dass theologie in guter exegese gegründet sein muss. es gibt leider sehr viele theologische ansätze, die voller fehler sind, weil ihre urheber eine eher wissenschafts-kritische linie fahren. das erkennt man z.b. daran, dass ganze theologien auf einer interpretation des grundtextes aufgebaut sind, die haarsträubend ist. natürlich kann man nicht von jedem verlangen, sich in den grundsprachen und am besten noch der textkritik auszukennen, aber wenn eine theologie sich verfestigt und für viele menschen prägend wird ist es wünschenswert, dass ihre grundlagen stimmen.
exegese bedeutet, den inhalt eines bibeltextes auszupacken. man versucht herauszufinden, was er für die damaligen adressaten bedeutet hat. es gibt manche „pneumatische:“(okay, ich gebrauche den begriff gerade etwas pejorativ, obwohl mir pneumatische ansätze sonst natürlich heilig sind….)“:“ ansätze, denen der hintergrund von bibeltexten völlig egal ist und unter „leitung des heiligen geistes“ ganze bibelpassagen umdeuten. wenn das zulässig ist, dann ist der reformatorische grundsatz, dass „die schrift die schrift auslegt“ ausgehebelt. dann legt nur noch die momentane situation die schrift aus, wie es gerade angebracht erscheint. dann sagt die bibel alles aus, was man möchte, dass sie aussagt.

ein prominentes beispiel ist die auslegung der zeugen jehovas der zahl 144.000 in der offenbarung (7,4; 14,1; 14,3). um aus diesen die einzigen zu machen, die ins himmelreich eingehen, während die anderen auf einer grunderneuerten erde bleiben, braucht man phantasie. mit einer guten exegese wäre es sofort klar gewesen, dass der bibeltext das nicht gemeint haben kann.

3. konsens
dieser punkt wird vermutlich am meisten widerspruch erregen. wir sind erben einer langen tradition der christlichen kirche. vor uns haben grosse theologen sich mit gottes wort auseinandergesetzt und haben teilweise jahre diskutiert und gebetet um zu bestimmten lehrsätzen zu kommen. „wenn ich etwas weiter sehen konnte als andere, so nur deshalb, weil ich auf den schultern von riesen stand“, sagte newton einmal. ebenso stehen wir auf den schultern von riesen.
umso mehr ärgert es mich manchmal, dass theologische diskussionen geführt werden,als würde das christentum gerade erst aus der wiege gehoben. nach zweitausend jahren ist es unwahrscheinlich, dass grundlegend neue gedanken kommen und überhaupt konstatiert schon der prediger im AT, dass „es nichts neues unter der sonne gibt“ (1,9). das rad neu zu erfinden ist nicht nötig und auch nicht möglich.

im verlauf dieser beiden jahrhunderte christlicher geistesgeschichte hat sich in vielen fällen ein theologischer konsens herauskristallisiert. teilweise betrifft das sehr schwierige fragen, wie die dreieinigkeit. die göttlichkeit und menschlichkeit jesus. usw. in solchen fragen tut man theologisch gut daran, sich an dem zu orientieren, was man schon vorfindet.
theologische systeme, die teile der dreieinigkeit nicht mehr brauchen oder die ganz ohne gott auskommen, die eine einheit aller religionen finden, das opfer jesu ablehnen usw. stehen in krassem widerspruch zu dem, was im christentum konsensfähig ist. ich bin persönlich sehr vorsichtig mit gedanken, die ich nirgendwo wiederfinden kann. in der regel halte ich diese für falsch oder stelle sie zumindest noch einmal zurück und forsche weiter.

es gibt insgesamt recht wenig dinge, die sich eines globalen konsens erfreuen. je nachdem wie man den leib christi kategorisiert, gibt es aber grössere segmente, die in ihren richtungen inhaltlich ähnlich sind. die mindestunterscheidung wäre katholisch, reformiert, orthodox. für unsere szene wäre der reformierte block noch aufzuteilen in landeskirchlich (für deutschland), evangelikal und charismatisch. mit noch erhöhterer trennschärfe werden die unterscheidungen dann immer exakter.
ich behaupte, dass jede theologie sich irgendwo in diesem schema wiederfindet und es bezugspunkte gibt, die theologie erden und vor dem sektiererischen bewahren. diese bezugspunkte müssen nicht immer im selben system sein. tatsächlich bin ich eher systemkritisch und es gibt bezugspunkte für meinen eigenen glauben, in allen möglichen systemen.

bezüglich geistesgaben tendiere ich z.b. der pfingstlichen richtung zu. manches aus meinem geistlichen leben ist hingegen eher katholisch-mystisch geprägt. anderes übernehme ich fast komplett aus der glaubensbewegung. usw. es geht nicht darum, einem bestimmten system anzugehören sondern darum, sich überhaupt in der tradition verwurzelt zu wissen.


man kann jeden der drei erdungspunkte übertreiben. dafür lassen sich leicht beispiele finden. manche theologie ist so ausgewogen und abgefedert, nach allen seiten austariert und abgeschliffen, dass sie keine schärfe mehr hat um leben zu verändern. andere ist wissenschaftlich tot und im fernen elfenbeinturm beheimatet. wieder andere hängen in alten (veralteten!) systemen fest, werden strukturkonservativ und verlieren den bezug zum heute.
schiefgehen kann es immer – ganz klar. aber darauf müssen wir uns nicht ausrichten. erdung muss ja nicht übertrieben werden. wenn sie in einem gesunden mass geschieht, kann sie die theologie erheblich vereinfachen und gegen missliche entwicklungen absichern.

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