24. Mai 2005 6
emerging oder emergent?
tja, die ec´s… eine unterscheidung, die kester brewin macht ist meiner ansicht nach sehr wichtig in dieser ganzen diskussion. auf seite 70 seines buches „the complex christ“ sagt er, dass wir sorgfältig zwischen emerging churches und emergent churches unterscheiden müssen. das bedeutet, es kann ein unterschied sein zwischen gemeinden, die einfach versuchen „emerging churches“ zu sein indem sie etwas machen und solchen, die es einfach sind. das, was ich so ermüdend finde ist, dass der begriff emerging zu einem modebegriff geworden ist, der alles und nix heisst. das betrifft auch nicht nur diesen begriff sondern auch viele andere, die in seinem fahrwasser mitschwimmen: netzwerk, paradigma, alternative worship…
ich vermute, dass es dieser bewegung wie tausend anderen ergehen wird und irgendwann wird es nur noch um konzepte gehen und wenn man ein paar äusserlichkeiten beachtet bekommt man den „EC“-stempel.
das, worum es brewin in seinem buch geht ist, das man am erbgut einer gemeinde erkennen kann ob sie ec ist oder nihct. aber man kann noch nicht sagen, wie ec einmal aussehen wird. damit kann ich sehr gut leben. denn dann sind die herausforderungen der ec nihct nur ein paar äusserlichkeiten sondern es geht um das, was darunter ist. ein spirit, eine geisteshaltung.
so gesehen bekomme ich auch vieles ganz gut zusammen. die gedanken fand ich nie besonders fremd. ich baue meine gemeinde in gedanken ständig auseinander und wieder zusammen, hinterfrage warum wir dieses und jenes machen und suche alternativen. all das sind zeichen für emergenz. auf der anderen seite unterscheiden sich unsere formen in remscheid deutlich von denen der gemeinden, die dem ec-spektrum zugeordnet sind (wobei ich da eigentlich in deutschland nur kubik kenne). nach brewins ansatz könnten wir ja emergent sein ohne die zeichen zu haben, die man landläufig mit emerging churches verbindet. die geisteshaltung finde ich richtig gut. das, was brewin als charakteristika der emergent churches beschreibt kann ich nur bekräftigen.
was für charakteristika das im einzelnen sind, werde ich die tage mal hier bloggen. aber für heute eine bitte: lasst uns zwischen dem geist und der form unterscheiden. vielfach geht es in diesen diskussionen nicht um das, worauf es eigentlich ankommt sondern um videobeamer, third places und irgendwelche konzepte.
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CD im Player:
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Bücher neben dem Sessel:
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Mark schrieb am
25. Mai 2005 um 11:31Die Gedanken einer Emerging Church treffen auf die christliche Szene und es entsteht eine neue Welle aus Büchern, Konferenzen und einer Menge überflüssigem Gerede…
Die Gedanken einer Emergent Church treffen auf eine postmoderne Kultur und es entstehen Ansätze von Gemeinde die in einen Austausch mit der Kultur treten wie wir ihn seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben… Das eine begeistert mich, das andere ist mir scheissegal !
Wen interessiert all die schicke amerikanische Literatur die ein Gesellschaftsbild beschreibt das wir hier vor 10 Jahren hatten? Wen interessiert all das schlaue Gelaber über Postmoderne von irgendwelchen Bibelschulabsolventen die selber ungefähr so postmodern sind wie ihre Oma… ? ? ?
Aber es gibt auch andere Leute! Leute die ihren Weg gehen und Dinge umsetzen die mich inspirieren und sie sind die 15% der ganzen Diskusion die interessieren! Mit denen lohnt es sich zu unterhalten, auch unter Zuhilfenahme all der nervigen Begriffe!
Ich denke auch das es mehr um die Gedanken als die Formen geht, aber Gedanken haben immer Form als Konsequenz oder?
Wenn ich die Kerngedanken einer EC umsetze werde ich bestimmt an verschiedenen Orten verschiedene Formen entwickeln müssen… Im Moment erreichen diese Gemeinden ein sehr spezielles Spektrum von Menschen. Aber wie sieht eine EC für Russlanddeutsche oder Sozialschwache aus?
Trotzdem lässt sicher meiner Meinung nach die Philosophie nicht von der Form lösen. Vielleicht wäre die richtige Frage jedoch nicht inwieweit stimmen meine Formen vor Ort mit denen von irgendwelchen ECs überein, sondern eher inwieweit stimmen sie nicht mehr mit denen traditioneller, moderner Gemeinde überein. Das ist gerade für die Freaks eine interessante Fragestellung!
storch schrieb am
25. Mai 2005 um 16:28da stimme ich weitgehend mit überein. natürlich muss eine philosophie in eine form gegossen werden, sonst wäre es ja nur gelaber. aber da fängt dann eben das gelaber wieder an, denn auf einmal diskutieren wieder alle über die form und form und inhalt werden, wie so oft, gekonnt verwechselt.
allerdings denke ich, dass die fragestellung der freaks sich nihct an anderen gemeinden orientieren sollte. ist mir doch latte, inwieweit unsere formen mit denen anderer (moderner) gemeinden übereinstimmen. die frage, die ich mir ständig stelle ist:“inwieweit passen unsere formen mit unserem auftrag zusammen?“ erreichen wir noch leute von aussen oder nihct? fördern unsere struktur menschen oder nicht? das sind die fragen.
und ich denke, dass das auch die fragen sind, die letztlich zur idee der emergent churches geführt haben.
die form wird dann wirklich immer anders aussehen. aber was soll´s? darauf kommt es ja auch nicht an.
Josha Eisenhut schrieb am
25. Mai 2005 um 18:36Alklerdings ist es wichtig, zu reflektieren, wo man herkommt. Wo kommen die Jesus Freaks gemeindemäßig her ? Woran haben sie sich orientiert und warum ? Das halte ich für sehr wichtige Fragestellungen. Nur wer weiß, wo er herkommt, kann bestimmen, wo er hin will…
Martin.D schrieb am
25. Mai 2005 um 19:03Ich habe immer ein komisches Gefühl, wenn man versucht nach irgendeinem Konzept Gemeinde zu bauen. Ich habe oft das Gefühl, da wird am „Schreibtisch“ etwas konstruiert was dann letztendlich nur das beschreibt, was brereits in der Gemeinde existiert hat. Und dann geht man los und hält Seminare dadrüber. Aber diese „Verkopfte“ herangehensweise hat in meiner Erfahrung nie wirklich geistliches Leben hervorgebracht. Ich würde gerne mal von Mark wissen (der ja immer als einsames Vorbild in Deutschen emrging church Bereich angesehen wird) wie denn das Cubik tatsächlich entstanden ist. Haben sich da wirklich eine paar Kids hingesetzt, über Monate eine Konzept entwickelt, und das dann umgesetzt? Wenn das so wäre fände ich das echt erstaunlich. Also bei den Freaks war das auf jeden Fall nicht so. Das Konzept kam erst nach dem Aufbruch. Und der Aufbruch kam, weil ein paar Leute in Brand gesteckt wurden für Jesus und für ein Vision.
Mark schrieb am
25. Mai 2005 um 21:52@Storch
Die Sache mit Form und Inhalt ist denke ich ein allgemeines Problem. Inhalt lässt sich nicht wirklich kopieren, Form hingegen sehr gut…
Trotzdem wünsche ich mir mich mit Leuten die den selben Inhalt sehen über die Form auszutauschen ohne mir dauernd anhören zu müssen es gehe nur noch um die Form…
Natürlich geht es mir nicht darum einfach nur anders wie traditionelle Gemeinde zu sein, genauso wenig wie ich Dinge tue um Emerging Church zu sein. Ich habe traditionelle moderne Gemeinde mit einer nicht mehr funktionierenden Struktur gleichgesetzt… Die Aussage war darauf bezogen das ihr in Remscheid Sachen anders macht als Gemeinden die dem EC Spektrum zugeordnet sind. Wollte sagen ist nicht wichtig auf das EC Spektrum zu schauen, sondern auf die Dinge die keinen SInn mehr machen (traditionelle Gemeindeformen). War sehr pauschal… zugegeben
@ Martin
Hallo erstmal
Ich verstehe nicht so ganz warum Du die ganze Diskusion als etwas auffasst das Gemeinde am Reisbrett zu konstruieren versucht….
Wenn Du mich ein bisschen kennst müsstest Du wissen das das nicht mein Problem ist…
storch schrieb am
25. Mai 2005 um 23:51@ mark:
ok, dann waren es nur unterschiedliche worte und wir sehen das gleich.
übrigens sind diese anfragen wegen „nur über formen reden und formen kopieren“ überhaupt nicht an deine adresse gerichtet. in allen gesprächen, die wir bisher hatten und die sich um das thema gedreht haben hatte ich immer den eindruck, dass du das wirklich bist, was du machst und es dir um inhalte geht, die in einer form ihren ausdruck finden. wie ich aus deinem ersten kommentar entnehme, nerven dich dieselben leute und meinungen wie mich. nicht ec ist schlecht sondern das, was daraus wird wenn es auf die christliche szene trifft.
ich kann auch verstehen, dass dich die sache gelegentlich nervt, ich habe dieselben diskussionen 1000x geführt: gott anbeten mit punk? säkulare musik im gottesdienst? rauchen und bierausschank? das sind alles spielarten der „form-inhalt-verwechslung“.
selbstverständlich ist es auch ok, über die formen zu reden, wenn man denselben inhalt hat. das tun wir alle, wie sollte man sich sonst gegenseitig befruchten und inspireren?
mich nervt es nur, dass ein konzept konstruiert wird, normalerweise von leuten, die ec nicht leben und das konzept dann als DAS konzept an die grosse glocke gehängt wird.
tatsache ist, dass ich sogar viele aktionen, die ihr macht super finde.nur, es ist nicht remscheid und für uns nicht umsetzbar. in einem äusserst überfüllten raum kann ich keine stationen aufbauen, denn die nehmen zwei leuten den stehplatz weg. die musikalische richtung, die wir vertreten spiegelt einfach die kultur der stadt wider. wir haben auch hiphop, deathmetal und techno probiert; mit unter 10 zahlenden gästen.
trotzdem finde ich mich in the complex christ sehr wieder und denke, dass das meiste davon jf ist. wie es gelebt wird ist eine andere frage. ob ich damit zufrieden bin, wie es gelebt wird auch.
was ich halt stressig finde ist, wenn leute kommen und sagen: „wo ist euer DJ? ihr seid ja voll retro.“ oder „wo sind eure stationen?“. well, wir hatten einen dj während der predigt, jetzt grad nihct mehr, aus verschiedenen gründen. zu den stationen habe ich schon was gesagt. ich weiss, dass das nihcts mit dem grundgedanken von ec zu tun hat, aber mit solchen ansagen hat man immer mehr zu tun.