28. September 2010 0

Sprüche XCIV: Sprüche 11,15

15 Wer für einen anderen gebürgt hat, dem ergeht es übel, wer aber den Handschlag meidet, ist sicher. (Sprüche 11,15 nach der Zürcher)

Über Bürgschaft wurde schon in Sprüche 6,1-5 gesprochen und es gibt noch mehr Warnungen davor (z.B. 17,18 | 22,26-27). In Kapitel 6 steht, dass man alles tun sollte, um einer Bürgschaft wieder ledig zu werden. Selbst wenn man sich selbst demütigen muss, um wieder aus dem Wort entlassen zu werden, ist das besser, als gepfändet zu werden, wenn der Nächste seine Schuld nicht bezahlen kann. Der Unterschied zum sechsten Kapitel ist, dass hier davor gewarnt wird, überhaupt eine Bürgschaft einzugehen, während Sprüche 6 dazu rät, alles zu tun um eine bereits gegebene Bürgschaft wieder aufzulösen.

Der Handschlag wurde in diesen Tagen sehr ernst genommen. Die Option, sich einfach davon zu stehlen indem man wortbrüchig wurde, gab es nicht. Ein einmal gegebenes Wort musste auch eingehalten werden, komme was wolle. Wer mit einer solchen Ethik lebt und sich nicht das Hintertürchen des Vertragsbruches offen hält, wird sich zweimal überlegen, ob er eine Bürgschaft eingeht oder nicht. Wie die Menschen so sind, scheint sich im Laufe der Jahrhunderte eine Betrugspraxis herausgebildet zu haben. Der Handschlag reichte nicht mehr aus und man schwor bei allem Möglichen. Solche Schwüre boten eine Gelegenheit für Winkeladvokaten, die sagten, dass der eine Schwur gültig ist, der andere aber nicht. Damit hatte man eine Möglichkeit an der Hand, durch sein Wort zu betrügen. Gegen diese Vorgehensweise wandte sich Jesus im Matthäusevangelium:

33 »Ihr wisst auch, dass zu den Vorfahren gesagt worden ist: ›Einen Eid darfst du nicht brechen; du sollst alles halten, was du dem Herrn geschworen hast.‹
34 Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron,
35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.
36 Nicht einmal mit deinem eigenen Kopf sollst du dich verbürgen, wenn du schwörst; denn du bist nicht in der Lage, auch nur ein einziges deiner Haare weiß oder schwarz werden zu lassen.
37 Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein; jedes weitere Wort ist vom Bösen.« (Matthäus 5,33-37 nach der NGÜ)

Einmal mehr stellte Jesus also den Standard des Alten Testamentes wieder her. Wir sollen zu dem stehen, was wir gesagt haben, auch wenn wir es nicht schriftlich gemacht oder mit einem Eid versehen haben.

[systematisch durch die Bibel]

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