28. September 2011 4
Bill Johnsons Heilungstheologie 2
02| Einleitung
Um über Bill Johnsons Heilungstheologie schreiben zu können muss man zunächst einmal das Thema eingrenzen und schauen, wonach man sucht. Bill hat nichts geschrieben, was nach einer systematischen Beschäftigung mit dem Thema aussieht. Er ist kein klassischer Lehrer, der alle relevanten Bibelstellen einer exegetischen Betrachtung unterzieht, kirchengeschichtliche Quellen hinzuzieht und auf diese Weise zu Schlüssen kommt. Bill geht es auch nicht darum ein theologisches System aufzubauen sondern darum, Erfahrungen mit Gott zu vermitteln:
When God reveals things to us, we must put those things to work. If we don´t, we lose the power and opportunity that revelation offers us. Jesus warned:
„When anyone hears the word of the kingdom, and does not understand it, then the wicked one comes and snatches away what was sown in his heart.“ (Matthew 13,19)
The revelation of the kingdom is spoken of as a living seed of another world, that carries with it new possibilities. But when a person hears the word but doesn´t understand it, the enemy has open access to that seed and can snatch it away. In our culture, we define understanding as nothing more than cognitive reasoning, coming to conclusions, fully comprehending. But in eastern culture, which is the culture of scripture, understanding is an experience. It means engaging in activities, that involve our five senses. In fact, the Greek word for understanding in this verse means „learning which takes place through the five senses“. It means doing, as in practical human experience. The biblical view of understanding means far more than to give mental assent; it means to practice in real life what one has come to know by revelation[1].
Natürlich kann man sich über die exegetische Richtigkeit dieser Aussage streiten. Mit der Ansicht, dass SUNIHMI ein Lernen bezeichnet, das durch die fünf Sinne geschieht, hat er sich sicherlich weit aus dem Fenster gelehnt. Dennoch ist es richtig, dass der Vorgang des Lernens nicht abgeschlossen ist bevor das Gelernte Erfahrung wird. Im Grunde ist das auch heute nicht anders, denn niemand sucht graue Theorie, schon gar nicht im theologischen Bereich. Hier liegt jedenfalls ein Schlüssel um Bill zu verstehen: Erfahrung geht in allem was er tut und sagt über Theorie: „Until we act on what we know, our knowledge is nothing more than a theory. Real learning comes through doing[2].“
Das dritte Kapitel von Bills erstem Buch, „when heaven invades Earth“, ist dem Thema Glaube gewidmet. Die Kernaussage ist, dass wir durch den Glauben verstehen (Hebräer 11,3[3]). Es kommt also erst der Glaube und auf dessen Grundlage steht nachher das Verstehen. Beginnt man die Bibel mit dem intellektuellen Verständnis, kommt man bei falschen Schlussfolgerungen heraus, weil die Dinge auf den Kopf gestellt sind. Hier zeigt sich auch ein Verständnis vom Glauben, das weit vom kognitiven entfernt ist. Auch beim Glauben geht es letzten Endes um Erfahrung. Wissen, das im Kopf hängen bleibt ist in diesem Sinne nicht interessant. Glaube ist „superior to the intellect[4].“
Auch in der „Bethel School of Supernatural Ministry“, Bethels Bibelschule geht es nicht um Systeme.
The school emphasizes hands on training and experience along with academic understanding. This creates a do and teach culture where all of the students are expected to take risks to stretch their faith and grow in their understanding of God. BSSM believes that each verse of the Bible is an invitation into an experience with the Lord, therefore the students are challenged to live the Bible. This produces a class environment that often feels very much like a laboratory where disciples practice the things they are being taught while instructors coach the process and all this takes places in a setting of passionate worship.
(…)
The academic instruction at BSSM is unique because it is taught by apostles, prophets, evangelists, pastors and teachers – not by professors or theologians.
(…)
The students receive a great deal of historic commentary and insight into the scriptures but they are also immersed in a revelatory culture where the Holy Spirit becomes the chief instructor and tour guide. He causes His Kingdom to come alive through the pages of the Bible[5].
Der Grund dafür liegt darin, dass Bill Johnson und seine Gemeinde, die „Bethel Church“ in Redding, California, das Hauptgewicht nicht auf Methodik legen sondern auf Intimität und die Fähigkeit, Gottes zu Stimme zu hören[6]. Dem steht nicht entgegen, dass man sich in Bethel intensiv mit der Bibel und – vor allem der neueren – Kirchengeschichte beschäftigt. Der Stellenwert, den Erweckungsgeschichte einnimmt zeigt sich nicht zuletzt in der millionenteuren „House of Generals[7]“, die auf dem Gelände der Gemeinde entsteht und Zeugnisse, sowie alles Material aus vergangenen Erweckungen sammelt. Hier entsteht ein Fundus an Inspirationen und Herangehensweisen an das Übernatürliche, der seines gleichen in der Welt sucht.
Dabei sucht man aber nicht in erster Linie nach Methoden sondern will von der Vergangenheit inspiriert werden. Wenn Gott es sagt, werden auch die verrücktesten Dinge ausprobiert um Gottes Kraft in die Welt zu bringen. So gibt es auf dem Gelände der Bethel Church nicht nur ein Gebetshaus für die Nationen sondern auch einen Teich Bethesda[8] nach dem Vorbild von Johannes 5.
Laut Bill ist es eine Erfahrung der Vergangenheit, dass Gottes Reich sich um Wahrheiten versammelt hat und es so zur Ausbildung von Denominationen gekommen ist. Das hatte Vor- und Nachteile. Der Vorteil war, dass man so eine gewisse Einheit hatte und Spiritualität einüben konnte. Nachteilig war, dass so wenig Flexibilität und Variation vorhanden war. Heute ist es zunehmend anders und man versammelt sich nicht um Doktrinen sondern um geistliche Väter:
In this post-denominational era we are seeing an unprecedented movement of believers gathering around spirittual fathers (not gender specific). In times past we gathered around certain truths, which led to the formation of denominations[9].
Diese Erkenntnis legt es natürlich nahe, dass Bill nicht seinerseits in ein Muster verfallen will, dass der Vergangenheit angehört, indem er selbst ein systematisches und damit festes Lehrgebäude vorstellt und somit selbst in der Gefahr steht, eine Denomination zu gründen. Praktisch halte ich es dennoch für denkbar, dass bei den vielen Anhängern die Bethel hat und den großen Anstrengungen die in globales Networking investiert werden, dennoch eine Denomination entsteht. Lehrgebäude werden nicht immer von den Gründern gebaut sondern manchmal auch von den Nachfolgern… Aus dieser Haltung Bethels ergibt sich fast etwas wie eine Ablehnung kognitiven Theologiegebäuden gegenüber:
Men of sincere faith have been lured into a mindset of skepticism and doubt. Theology has been exalted at the expense of belief. Academic assessement has replaced firsthand, supernatural experience. There is good reason not to let the mind dictate how we will believe. (…) The great tragedy when a mind goes astray is that God´s freedom to establish His will on earth is limited. The mind is not to be tossed out; it is to be used for its original purpose[10].
Es ist also wichtig, den Verstand so einzusetzen wie Gott ihn geplant hat, nämlich zu seiner Ehre und zur Stärkung, nicht Schwächung des Glaubens. Das ganze Buch „the supernatural power of a transformed mind“ dreht sich im Grunde um diese Thematik. Zusammenfassend heißt es auf Seite 44: „Renewing your mind menans learning to recognize what comes from hell, and what comes from heaven, and agreeing with heaven.“
Diese Überlegungen bedeuten indes nicht, dass man keine verlässlichen Aussagen über Bills Theologie machen könnte. Heilung ist seit Jahren ein großes Thema für ihn und so gibt es viele Predigten und Stellen in seinen Büchern, die sich mit (körperlicher) Heilung beschäftigen. Insgesamt sind für seine Theologie einige hermeneutische Schlüssel von großer Bedeutung, deren wichtigster ist, dass „Gott gut ist – immer[11]“. Von diesem Schlüssel her versteht Bill Johnson die Bibel und das Leben: Gott will immer und überall jeden heilen. Dieser Schlüssel wird begründet durch die Stellen in den Evangelien in denen es heißt, dass „Jesus alle heilte[12]“. Das ist unser Maßstab: So lange bei uns nicht jeder Mensch von jeder Krankheit geheilt sind, sind wir nicht da angekommen wo unser Vorbild Jesus war.
Dieser und andere hermeutische Schlüssel lassen sich auch aus Bills Vergangenheit begründen. Er entstammt einer Familie mit einem „reichen Erbe im Übernatürlichen[13]“ und setzt als Pastor eine lange Familientradition fort. Seit einigen Generationen erlebt die Familie Johnsons übernatürliches. Seine Großmutter konnte z.B. In Sprachen schreiben. Sie schrieb unter Einwirkung des Heiligen Geistes Chinesisch, obwohl sie diese Sprache nie gelernt hat. Wenn man in einer solchen Familie aufwächst liegt es nahe, dass man sich für das Übernatürliche interessiert und entsprechende Wege im Dienst beschreitet.
Schließlich gibt es einige Systeme und Bewegungen zu denen sich Bill Johnson entweder selbst bekennt oder mit denen er assoziiert wird. Dazu gehören pfingstliche Bewegungen, das Erbe John Wimbers und die Glaubens-Bewegung. Auf den Erkenntnissen dieser Bewegungen baut Johnson seine eigene Theologie auf ohne das Rad neu erfinden zu müssen. Viele Erkenntnisse dieser Bewegungen wird man aber ohne weiteres auf Bill Johnson übertragen können und kann so zu einigen Schlüssen über seine (Heilungs-)Theologie gelangen.
[1] Johnson (2005), Seite 82
[2] Johnson (2003), Seite 104
[3] Einige englische Übersetzungen schreiben hier „by Faith we understand“.
[4] Johnson (2003), Seite 46
[5] http://www.ibethel.org/bethel-school-of-supernatural-ministry
[6] Johnson (2007) handelt viel vom Thema „Gottes Stimme hören“. Unter anderem schreibt Bill auf Seite 95 zu Lukas 1,37: „An extended literal translation of this verse [Luke 1,37] could be, „No freshly spoken word from God will ever come to you that does not contain ist own ability to perform itself!“
Es ist wichtig, Gottes Stimme zu hören und so zuu leben, dass man Gott begegnet und nicht nur nach Prinzipien lebt die man gelernt hat.
[7] http://www.bjm.org/blog/9/anointings-come-from-honor.html
Einen sehr kleinen Einblick in die entstehende Bibliothek gibt es in einem Video in dem Bill die Vision vorstellt: http://mandate.ibethel.org/
[8] Bill berichtet darüber im letzten Teil der Reihe „Healing out neglected Birthright“
[9] Johnson (2003), Seite 90
ebenso auch Johnson (2006), Seit 146
[10] Johnson (2005), Seite 43
[11] Die Google-Suche „“god is good all the time“ bill johnson“ ergibt mehr als 25.000 Treffer. Einige davon Predigten von Bill, in denen dieser Satz vorkommt.
[12] Matthäus 4,24; 8,16; 12,15; Lukas 4,40; 6,19;
[13] siehe die Autorenbeschreibung aller seiner Bücher.
Elisabeth Lantman schrieb am
24. November 2011 um 15:05In this post-denominational era we are seeing an unprecedented movement of believers gathering around spirittual fathers (not gender specific). In times past we gathered around certain truths, which led to the formation of denominations[9].
Warum versammeln wir uns nicht um Christus?
jovan schrieb am
25. November 2011 um 22:20hey elisabeth,
das ist eine gute und berechtigte frage. das spannende dabei ist, wie sieht das dann in der praxis aus?
Elisabeth Lantman schrieb am
26. November 2011 um 11:59Johannes 14,18 „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.
19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben.
20 An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“
Wenn so Christus nicht erfahren wird, ist es nie eine Begegnung, sondern ein Kampf mit äusseren Dingen, wie; Lobpreis, Lieblingsthemen,Gottesdienst, hauskreis, Bibellesen, ect.
oma elisa
Friedrich schrieb am
12. Februar 2012 um 22:31Das Problem ist vielleicht, dass wir AUSSEN suchen. Das Himmelreich ist aber nicht am Menschen oder am Dinglichen oder am Gedanklichen festzumachen. Es hier oder dort ausmachen zu wollen, führt immer wieder in die Irre. Elisabeth hat wohl Recht: Christus ist die Lösung, der Heilige Geist ist die Antwort. In der Wildnis, im stillen Kämmerlein, im Lauschen auf sein Flüstern und Wispern in unseren Ohren: Glückselig die Bettelnden im Geist- IHRER ist das Reich der Himmel. Von der Warte her dann sicher auch laut zu verkünden. Uns mangelt es vor allem am Stillesein, bevor wir uns versammeln- über welcher Frage auch immer. Sonst hätten wir keinen anderen Lehrer nötig, denn der Heilige Geist ist genug.
Friedrich