09. August 2011 3
Gebete und Almosen
Die längste Bekehrungsgeschichte im Neuen Testament ist die Geschichte von Kornelius, von der Apostelgeschichte 10 berichtet. Kornelius wäre selbst nach heutigen Maßstäben eine echte Herausforderung für die meisten Gemeinden. Er war Ausländer und Offizier der römischen Besatzungsmacht. Ausgerechnet zu so jemandem schickte Gott den frommen Petrus, der für den Besuch weiter über seinen jüdischen Schatten springen musste als wir uns vorstellen können.
Früher hat mich am meisten der Teil beeindruckt in dem Gott Petrus mit einer Vision dazu überredet mit den Boten zu gehen und bei Kornelius zu predigen. Ich liebe diesen Teil der Geschichte weil er einmal mehr zeigt wie abhängig Evangelisation von Prophetie ist. Wenn Gott mit und durch uns redet und die Herzen der Menschen vorbereitet, ist es viel leichter sie zum Glauben zu führen als wenn wir selber versuchen sie von etwas zu überzeugen was sie nicht interessiert. Diesmal bin ich aber an einer ganz anderen Stelle hängen geblieben, die bereits ziemlich am Anfang steht.
Auf einmal steht ein Engel in dem Zimmer in dem Kornelius betet. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er betete vielleicht schon seit Jahren in diesem Raum und liebte es, seine Gedanke vor Gott zur Ruhe zu bringen. Aber noch nie war irgendetwas Besonderes dabei passiert. Nun stand auf einmal ein Engel vor ihm und Kornelius war erschrocken. Dann redete der Engel auch noch mit ihm und begann mit den Worten:
„Deine Gebete und Almosen sind zu Gott gelangt, und er hat sich an sie erinnert. (Apostelgeschichte 10,4 nach der Einheitsübersetzung)
Das ist einer dieser Sätze die man sich nicht zu sagen trauen würde, wenn sie nicht von einem Engel Gottes persönlich kämen. Dass Gebete zu Gott kommen glauben wir alle. Aber das Gott auf Almosen reagiert klingt ganz schön unevangelisch. Unser Verständnis von Gnade klammert unser Verhalten oft völlig aus dem Glauben aus. Gnade ist für uns, dass Gott uns unabhängig von dem segnet, was wir tun. Gebet verstehen wir dabei selten als eine Leistung und denken deshalb, dass Gott auf Gebet reagiert. Aber dass Gott sich davon beeinflussen lässt ob wir spenden oder Gutes tun, das kommt uns fast wie Ketzerei vor.
Ich glaube, dass ein großer Zusammenhang zwischen unserem Lebensstil und Gottes Antwort besteht und dass er vielleicht damals noch offensichtlicher war als in unserer Kultur. Kornelius war ein sogenannter Gottesfürchtiger. Er war nicht als Jude geboren und war nicht ganz Teil der jüdischen Kultur, aber er betete Gott an und versuchte sich so weit wie möglich an die göttlichen Gebote und den jüdischen Lebensstil zu halten. Für einen Juden war es nicht möglich, seinen Gottesdienst mit Gebet, dem Studium des Gesetzes, Synagogenbesuch usw. von seinem Leben zu trennen. Spenden waren ebenso vorgeschrieben wie Zehnten geben. Nur beten und den Rest vernachlässigen ging nicht.
Kornelius zeigte mit seinem Lebensstil, dass er Gott ernst nahm und sich von ihm regieren ließ. Er gab ihm nicht den religiösen Teil seines Lebens sondern sein ganzes Leben. Für Gott hat sich daran nichts geändert: Er will noch immer der Gott unseres ganzen Lebens sein und nicht des einen Teiles. Wir beten Gott mit unserem ganzen Leben an. Dazu gehören gesprochene Gebete, aber auch Zeugnis geben. Dazu gehören Gottesdienste, aber auch Spenden. Dazu gehört Anbetung, aber auch Heiligkeit, Bibelstudium aber auch Nächstenliebe. Die Liste lässt sich fast beliebig verlängern.
Die Botschaft des Engels an Kornelius ist im Grunde denkbar einfach: Gott gehört das ganze Leben und nicht nur der vermeintlich fromme Teil hat Gott erreicht sondern der ganze Lebensstil des Kornelius. Mich beschäftigt das Thema schon länger und je mehr ich darüber nachdenke, um so sicherer bin ich, dass unser Leben unsere Gebete völlig durchstreichen kann. Wenn wir Gott nicht mit unserem ganzen Leben ehren und ernst nehmen, wird der kleine „christliche“ Anteil sicher nicht die Effektivität haben die wir uns manchmal wünschen. Dann haben wir, wie Paulus sagte, eine fromme Form, verleugnen aber mit unserem Leben die Kraft der Frömmigkeit und sind damit im schlimmsten Fall „getünchte Gräber“.
[auch veröffentlicht im kranken Boten]
J.Clim schrieb am
9. August 2011 um 09:05Guten Tag, Herr Storch! Wie zumeißt, sind ihre Ausführungen sehr praktisch angereichert. Das gefällt und hat eine zeitbezogende Anwendung. Ich will erst einmal etwas zusammenfassen:
Wenn wir Gott nicht mit unserem ganzen Leben ehren und ernst nehmen
Ich glaube, dass ein großer Zusammenhang zwischen unserem Lebensstil und Gottes Antwort besteht und dass er vielleicht damals noch offensichtlicher war als in unserer Kultur
Aber dass Gott sich davon beeinflussen lässt ob wir spenden oder Gutes tun, das kommt uns fast wie Ketzerei vor.
Die Botschaft des Engels an Kornelius ist im Grunde denkbar einfach: Gott gehört das ganze Leben und nicht nur der vermeintlich fromme Teil hat Gott erreicht sondern der ganze Lebensstil des Kornelius.
Es tut mir Leid. Ihre Ausführungen übersahen die Gnade vorab.
1 Es war aber ein Mann zu Cäsarea, mit Namen Kornelius, ein Hauptmann von der Schar, die da heißt die italische, 2 gottselig und gottesfürchtig samt seinem ganzen Hause, und gab dem Volk viel Almosen und betete immer zu Gott.
gottselig und gottesfürchtig bedingt schon die Gnade.
Hier wird berichtet, das Gott die Christusahnung(gottselig)bei Kornelius geweckt hat. (wie übrigens auch bei Mose und anderen Menschen)
Heut zu Tage sind diese Wörter nicht mehr so
Aussagekräftig; fromm, heilig, beten usw.
Nun, das Lukas sich traut dies so zu berichten, lässt eine Inspiration Gottes erkennen.
Ansonsten könnten wir den Text so Hand haben, wie die sogenannten Zeugnisse und Interpretationen heutiger Menschen und Ausleger;
´Es kann so gewesen sein, man kann die Dinge so sehen- oder eben auch nicht´cic J.Clim
Iris schrieb am
27. August 2011 um 00:00Beim Durchstreifen älterer Beiträge bin ich auf diesen hier gestoßen. Auch dafür ein dickes DANKE; da hast Du mich an was wichtiges erinnert. Nur beten ist wirklich nicht genug… vielleicht eine Anregung fürs nächste 24h-Gebet, auch eine Sammelbüchse aufzustellen?! Nicht nur für Somalia beten, sondern auch geben?! Die Idee gefällt mir. Mal sehen, ob sie sich umsetzen lässt.
Wobei Geben ja eine sehr große Bandbreite hat und sich nicht unbedingt auf „Geld spenden“ begrenzen lässt.
Vielleicht bezieht sich dieser einfache Satz des Engels ganz allgemein auf unseren Umgang mit unseren Ressourcen/unserem Geld/mit dem, was „uns gegeben ist“.
Seh schon muss öfters bei Dir rein lesen, ist so viel guter Input. Habe hier früher öfter gelesen, fand aber Deine Ansichten zu Heilung für mich manchmal schwierig, da ich im medizinischen Bereich tätig bin/sein werde.
Gruß Iris
storch schrieb am
29. August 2011 um 14:14schön, dich mal wieder hier zu lesen, iris! alles Gute dir.