20. März 2011 2
Nachfolge 21
Über „die Vergeltung“ hat Bonhoeffer einiges interessantes zu sagen. Wir befinden und nun in den Versen 38-42 von Matthäus 5. Das Gebot, lieber Böses zu leiden als Gleiches mit Gleichem zu vergelten, erscheint dem normalen menschlichen Verstand widersinnig. Deswegen hat die Reformation eine Unterscheidung zwischen Amt und Person eingeführt: Was der Person angetan wird, fällt unter das Nicht-Vergeltungs-Gebot Jesu, aber das Amt kann es erforderlich machen, dem Bösen die Stirn zu bieten, sonst würde das Böse ungehindert überhand nehmen.
Nun sah sich Bonhoeffer einer schwierigen Situation gegenüber (und wieder einmal kommt dieser Konflikt in den Fußnoten klarer heraus als im Text): „Durch das nationalsozialistische Regime waren viele „Ämter“ in Staat und Gesellschaft korrumpiert, und die Berufung auf den Amtsgehorsam konnte der eigenen Entlastung beim Teilnehmen an bösen Aktionen dienen.“ (Fußnote 125 auf Seite 138). Vor dieser Situation konnte die reformatorische Unterscheidung für Bonhoeffer keinen Sinn mehr ergeben. Zudem ergibt sich die Schwierigkeit zwischen beidem zu unterscheiden:
Wo bin ich im wirklichen Leben nur Privatperson, wo nur Amtsträger? Bin ich nicht, wo ich angegriffen werde, zugleich der Vater meiner Kinder, der Prediger meiner Gemeinde, der Staatsmann meines Volkes? (Seiten 137-138)
Wenn eine Unterscheidung nicht mehr tragfähig ist, muss man das Gebot doch wieder wörtlich nehmen und also auf Vergeltung verzichten. Bonhoeffer bemerkt dazu, dass gerade das Erleiden des Bösen, dieses stoppt. Das Böse erwartet (allerdings personifiziert der Autor hier nicht), einen Widerstand und verbreitet sich gerade durch diesen Widerstand: Böses bringt Böses hervor – bis es von der duldsamen Vergebung gestoppt wird.
Das Böse wird darin ohnmächtig, dass es keinen Gegenstand, keinen Widerstand findet, sondern willig getragen wird. Hier stößt das Böse auf einen Gegner, dem es nicht mehr gewachsen ist. (Seite 135)
Jesus selbst geht diesen Weg voran. Er erfüllt sein eigenes Gebot am Kreuz. So ist die Nachfolge Christi einmal mehr ans Kreuz gebunden.
miriam schrieb am
21. März 2011 um 18:00„Das Böse wird darin ohnmächtig, dass es keinen Gegenstand, keinen Widerstand findet, sondern willig getragen wird. Hier stößt das Böse auf einen Gegner, dem es nicht mehr gewachsen ist.“
hat funktioniert, danke!
storch schrieb am
25. März 2011 um 00:15freut mich zu hören 🙂