16 Eine anmutige Frau erlangt Ehre, Gewalttätige aber erlangen nur Reichtum. (Sprüche 11,16 nach der Zürcher)

Manchmal ist es schwer, den Autor von seinem Werk zu trennen. Auf den ersten Blick spricht aus diesen Zeilen eine tiefe Wertschätzung der Ehre. Sicherlich ist es auch so gemeint. Schwierig ist, dass diese Worte von einem König geschrieben sind (oder ihm zumindest zugeschlagen wurden), der selbst in märchenhaftem Reichtum lebte. Eine derartige Absage an den Reichtum würde besser zu einem Diogenes in seiner Tonne passen als zu einem Salomo der in luxuriöser Umgebung einem Schreibknecht diktierte.
Im Grunde war Salomo für beides bekannt: Seine Weisheit und seinen Reichtum. Beides steht also nicht im Gegensatz zueinander sondern kann zusammen in einem Leben bestehen. Eine weitere biographische Randnotiz wäre, dass Salomo das eine zugefallen ist; mit dem Thron kam der Reichtum automatisch. Die Weisheit musste erkämpft und erarbeitet werden.
Dieser Vers legt eine Priorität im Leben nahe: Es ist besser nach Ehre zu streben als nach Reichtum. Die meisten Menschen handeln gegenteilig, was zu innerer Verarmung führt. Es ist besser das Ideelle zu begehren als das Materielle: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Matthäus 16,26 nach Luther)

und noch mal eine andere Version….

16 Eine anmutige Frau erlangt Ehre, Gewalttätige aber erlangen nur Reichtum. (Sprüche 11,6 nach der Zürcher)

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Gewalttätige erlangen nur Reichtum. Für viele Menschen gibt es nicht wichtigeres als das; sie wünschen sich nichts mehr als Reichtum. Der Maßstab der Weisheit sieht anders aus: Ehre ist wichtiger als Reichtum. Ein gutes Ansehen bei Gott und den Menschen ist mit nicht mit Geld auf zu wiegen. Amen.

[systematisch durch die Bibel]

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3 Kommentare

  1. Ja.
    Kurzfristig gedacht ist es so:
    von Ehre und Weisheit kann ich mir nix kaufen.

    Langfristig ist es vermutlich so:
    hätte ich damals etwas mehr Weisheit gehabt, hätte ich es mir nicht gekauft…
    (es = was auch immer)

  2. in der Luther-Übersetzung hat der Vers einen völlig anderen Zusammenhang:

    „ein holdseliges Weib erlangt Ehre; aber eine Schande ist ein Weib, das Redlichkeit hasst. Den Faulen wird es mangeln an Hab und Gut, die Fleißigen aber erlangen Reichtum.“ (Sprüche 11,16)

    Und Salomo wurde doch direkt von Gott gefragt, was er sich von IHM wünschen würde. Da er die Weisheit wählte (statt Reichtum und Macht), war Gott so erfreut, dass er ihm nicht nur große Weisheit, sondern auch großen Reichtum versprach. Bei Salomo war es also ganz real so, dass er wegen seiner Bitte um Weisheit großen Reichtum obendrauf kriegte, als Geschenk…

    (vgl.1.Kön.3,5-15-Salomos Gebet um Weisheit)

  3. das gebet um weisheit ist eine interessante parallele. im grunde hätte salomo ja ohnehin großen reichtum bekommen, immerhin war er der könig. ich vermute, dass die weisheit diesen reichtum und salomos ansehen vermehrt hat, dass also ein mehr indirekter zusammenhang zwischen weisheit und reichtum bestand (und besteht).

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