Wundert Euch nicht, dass heute die Musiker während der Predigt auf der Bühne bleiben. Wir probieren heute etwas Neues aus und wollen gemeinsam sehr praktisch verschiedene Arten musikalischer Anbetung kennen lernen und üben. Die Bibel ist voller Anbetung Gottes, speziell im Alten Testament ist viel davon die Rede wie Gott ist, wer Gott ist und wie wir ihm begegnen und ihn anbeten können. Das ist ein großes Thema mit dem man sich viel und aus den verschiedensten Perspektiven beschäftigen kann. Wir wollen Euch heute nur drei Formen der Anbetung zeigen, die in den Psalmen und auch in unseren Gottesdiensten regelmäßig vorkommen.
Die Psalmen sind das Gebetsbuch Israels und auch wir als Gemeinde des Neuen Testamentes können viel aus ihnen lernen.

1 Lobpreis aus der eigenen Erfahrung

Bei einem Lobpreisertreffen haben wir darüber diskutiert mit welchen Worten man Gott anbeten kann. Muss Lobpreis immer positiv sein? Muss immer der Name Gottes darin vorkommen und Gott im Mittelpunkt aller Lieder stehen?
Sicherlich geht es in der Anbetung letzten Endes um Gott, aber das Ganze hat immer zwei Seiten. Auf der einen Seite haben wir Gott, der angebetet werden will und auf der anderen Seite den Menschen, der anbetet. Es ist nicht möglich, sich selbst aus der Sache rauszuhalten, also geht es um Gott und den Menschen.
Manche Psalmen haben nur einen einzigen Inhalt: Die momentane Befindlichkeit des Dichters. Viele dieser Psalmen entstanden in schwierigen Umständen und enthalten eigentlich nur an Gott gerichtete Klagen. Ich lese mal ein besonders drastisches Beispiel vor in dem jemand im babylonischen Exil seine ganzen negativen Gefühle vor Gott ausbreitet.

An den Strömen von Babel, / da saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten.
2 Wir hängten unsere Harfen an die Weiden in jenem Land.
3 Dort verlangten von uns die Zwingherren Lieder, / unsere Peiniger forderten Jubel: «Singt uns Lieder vom Zion!»
4 Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn, fern, auf fremder Erde?
5 Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand verdorren.
6 Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, / wenn ich an dich nicht mehr denke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe.
7 Herr, vergiß den Söhnen Edoms nicht den Tag von Jerusalem; sie sagten: «Reißt nieder, bis auf den Grund reißt es nieder!»
8 Tochter Babel, du Zerstörerin! Wohl dem, der dir heimzahlt, was du uns getan hast!
9 Wohl dem, der deine Kinder packt und sie am Felsen zerschmettert!
(Psalm 137 nach der Einheitsübersetzung)

Darf man wirklich so beten? Wir haben einige Gebete im Alten Testament die nicht eben vor Feindesliebe glänzen und bei denen ein neutestamentlicher Leser rot werden will. Wir haben eine religiöse Kultur entwickelt in der wir politisch korrekt mit Gott reden und in der Konsequenz unsere negativen Gefühle mit uns allein ausmachen. Vermutlich trägt diese Kultur zu den Burnouts und der Heuchelei bei, die man in der frommen Szene vorfindet und die Ungläubige so stört. Wenn man nicht mehr mit Gott ehrlich sein kann, mit wem dann?
Im Grunde ergibt es keinen Sinn einem allmächtigen Gott etwas vormachen zu wollen. Dennoch fällt es uns manchmal schwer wirklich unser Inneres vor ihm auszuschütten, wenn das Innerste negativ ist. Wir haben aber nicht einen Sommergott, der nur in den guten Tagen taugt sondern einen Gott für alle Tage der immer für uns da ist.
Im Gottesdienst ist es manchmal schwer, mit negativen Gefühlen umzugehen. Natürlich singen wir keine Lieder mit einer Pointe wie Psalm 137. Man muss sich nur einmal die Presse vorstellen, wenn man solche Lieder singen würde. Damit würde man es garantiert in den Kölner Express und die Bild schaffen. Statt dessen nehmen wir ein Modell des Neuen Testamentes:

13 Leidet jemand unter euch? Er bete. Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen. (Jakobus 5,13 nach der Elberfelder)

Es gibt in jedem Gottesdienst die Möglichkeit, mit sich beten zu lassen, wenn man leidet. Aber auch in der Lobpreiszeit kann man dem Rat des Jakobus folgen. Wenn es mir schlecht geht, bete ich dennoch Gott an. Oft singe ich dann nicht die Lieder mit sondern nutze die Zeit in Gottes Gegenwart zum beten. Ich schließe die Augen, konzentriere mich auf Jesus und schütte ihm mein Herz aus.
Das ist viel besser als zu quatschen oder rauszugehen wenn man gerade nicht in Lobpreislaune ist. Wir haben auch manche Lieder, die sich weniger mit Gottes Größe als mehr mit unserer eigenen Befindlichkeit beschäftigen.
Davon wollen wir jetzt zwei singen und ich bitte Euch, die Zeit zu nutzen und ehrlich mit Gott und Euch selbst zu sein. Nutzt die Zeit um emotionalen Ballst abzuwerfen.

2 Anbetung Gottes

Einen wichtigen Teil der Anbetung hat mit dem tatsächlichen Lob Gottes zu tun. In Liedern dieser Kategorie wird Gott verherrlicht und man dankt ihm dafür dass er ist, wer er eben ist. Natürlich hat das mehr mit uns zu tun als mit Gott. Es rückt unsere Perspektive gerade und richtet uns auf den großen Gott aus dem wir dienen.

[Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Ein Psalm Davids.]
2 Herr, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.
3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, / deinen Gegnern zum Trotz; deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.
4 Seh‘ ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt:
5 Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst, des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst?
6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.
7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt:
8 All die Schafe, Ziegen und Rinder und auch die wilden Tiere,
9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.
10 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
(Psalm 8 nach der Einheitsübersetzung)

Im Kolosserbrief ermahnt Paulus die Gemeinde: „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist!” (Kolosser 3,2 nach der Elberfelder) Genau das geschieht in der Anbetung: Wir heben den Blick von unseren Problemen und schauen auf Gott. Dieser Teil kommt in den Psalmen häufig nach einem Teil in dem der Psalmist seinem Kummer Ausdruc verliehen hat. Nachdem wir unsere Lasten abgeworfen haben können wir Gott anbeten.
Philosophen aller Zeiten haben Gott diese Anbetung vorgeworfen. Sie stellten fest, dass kein Mensch sich so anbeten und anhimmeln lassen würde wie Gott es von den Menschen verlangt. Sie hätten Recht wenn es nur um einen Auftrag Gottes ginge. Ihr Denkfehler liegt darin, das sie nie selbst ihren Sinn über das Irdische erhoben haben und so nicht wissen, wie lebensnotwendig Anbetung für den geistlichen Menschen ist.
Gottes Anbetung geschieht nicht nur mit Worten sondern mit der ganzen Person. Der ganze Mensch betet an, nicht nur sein Mund. Deshalb drückt Anbetung sich auch in der körperlichen Haltung aus. Wir begegnen einem großen König und da gibt e seine gewisse Etikette. Oft missachten wir das und stellen unser Recht darauf, zu tun was wir wollen, über die Anbetung.
Paulus befahl, dass beim Gebet “heilige Hände erhoben werden” (2.Timotheus 2,8). David tanzte in der Anbetung. Im Alten Testament wurde ein Heidenkrach veranstaltet um Gott anzubeten. Um auf einen unichtbaren zu schauen kann es sinnvoll sein die Augen zu schließen um sich ganz auf Gott zu konzentrieren und von seiner Umgebung wegzuschauen.

3 Meditation und Proklamation

Die letzte Form der Anbetung, um die es heute geht, nenne ich Meditation und Proklamation. In der Meditation geht es darum, Gottes Wahrheit zu ergreifen; in der Proklamation darum, sie auf unser Leben anzuwenden. Ein Beispiel dafür ist Psalm 1 in dem es erst darum geht, Gottes Wort kennen zu lernen (Meditation) und dann um den positiven Einfluss den es auf uns hat, das Wort zu kennen.

Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, / nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt,
2 sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.
3 Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen.
4 Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
5 Darum werden die Frevler im Gericht nicht besteh’n noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund. (Psalm 1 nach der Einheitsübersetzung)

Christliche Meditation ist das Gegenteil von östlicher Meditation. An diesem Punkt kommt es manchmal zu Verwirrungen. In der Meditation östlicher Religionen geht es darum leer zu werden. Christliche Meditation füllt uns mit Gottes Wort. Das hebräische Wort für „sinnen“ in Psalm 1 bedeutet wörtlich übersetzt „murmeln“. Dahinter steht das Bild dass man sich bis zum überlaufen mit etwas füllt. Man beschäftigt sich so intensiv mit einem Thema, dass man beginnt laut zu denken.
Wenn man etwas von Gottes Wahrheit mit dem Verstand begriffen hat geht es darum, es mit dem Herzen zu ergreifen. Es genügt nicht, zu wissen, dass Gott uns vergibt und wiederherstellt. Es muss Erfahrung, ein Teil von uns werden. Wir ergreifen eine Wahrheit indem wir sie aussprechen und uns dazu bekennen. Das neutestamentliche Wort für bekennen heißt wörtlich „dasselbe sagen“. Wir sagen das, was Gott sagt.

Um das zu verdeutlichen machen wir eine kleine Meditation. In der Meditation gibt es einige wenige Bibelverse mit Musik und bunten Bildern. Es geht darum, sich mit Bibeltexten zu beschäftigen.
Als Abschluss gibt es dann noch zwei Lieder, die Bekenntnistexte enthalten.

[Leider war es schwer, die Predigt aufzunehmen weil zwischendurch immer wieder Lieder gesungen wurden und es ganz schön abging.]

Be Sociable, Share!

4 Kommentare

  1. Deshalb drückt Anbetung sich auch in der körperlichen Haltung aus. Wir begegnen einem großen König und da gibt e seine gewisse Etikette. Oft missachten wir das und stellen unser Recht darauf, zu tun was wir wollen, über die Anbetung.

    Wie meinst Du das?

    [Leider war es schwer, die Predigt aufzunehmen weil zwischendurch immer wieder Lieder gesungen wurden und es ganz schön abging.]

    Mmmm…da wär ich ja gern dabeigewesen…

  2. @Königstochter:

    Deshalb drückt Anbetung sich auch in der körperlichen Haltung aus.

    Ich vermute, damit ist das gemeint, was ich schon in vielen Kreisen erlebt habe: Da werden Lobpreislieder gesungen, aber keiner steht aus seinem Sessel oder Sofa auf. Man singt „Ich stehe vor dir“ und sitzt dabei bequem da. Anbetung (ich stehe vor DIR) passt eigentlich nicht zu der äußerlichen Haltung beim bequemen Sitzen (MIR geht es gut).
    Damit ist nicht gesagt, dass man nicht im Sitzen Gott anbeten kann, aber die Gefahr ist groß, dass sich die innere Haltung der äußeren, egozentrischen Haltung anpasst.

  3. Hallo Thomas, ja, das verstehe ich und sehe ich auch so. Deshalb hätte mich halt interessiert, was der Storch genau damit meint.
    Ich frage mich halt, ob sowas nicht auch schnell in religiöse Form umschlagen kann. Ich habe eigentlich fast immer das Bedürfnis, zumindest zum „klassischen“ Lobpreisen aufzustehen, eben aus dem Gefühl heraus, Gott zu ehren (wie man z.B. vor älteren oder sehr geachteten Leuten aufsteht), aber dann gibt es wieder Zeiten, wo es genau das Richtige für mich ist, im Sofa zu sitzen oder gar zu liegen und die Gemeinschaft mit Gott zu genießen. Da wäre es m.E. dann ganz falsch, auf die Etikette zu achten.
    Noch schwieriger finde ich es, wenn ich mich in einem anderen „Kulturkreis“ befinde. Neulich war ich bei meinem Vater in der Gemeinde, wo ein sehr gesetztes, andächtiges Klima herrschte. Während der Predigt hätte ich mehrfach am liebsten laut gejubelt oder geklatscht, und Anbetungslieder im Sitzen zu singen oder gar zu beten, fand ich echt seltsam, dennoch habe ich mich dann größtenteils den Gepflogenheiten angepasst – hinterher dann allerdings überlegt, ob das wirklich so wichtig ist… Naja, wahrscheinlich gibts darauf keine richtige Antwort.

  4. ja, so meinte ich das.

    ich meine schon, dass es (auch) was mit etikette zu tun hat. kannst du dir vorstellen, dass angela merkel in den gottesdienst kommt und leute einfach weiter quatschen? aber bei jesus ist das gang und gäbe. natürlich geht es nicht darum, dass man keine andere lobpreishaltung einnehmen kann oder darf.

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>