An unserem Umgang mit Gottes Worten kann man erkennen, was sie uns bedeuten. Es ist traurig zu sehen, wie oft Gott uns etwas sagt, das in das eine Ohr hinein und aus dem anderen gleich wieder hinausgeht. So sollte es nicht sein. Vielmehr sollte man an unserer Haltung gegenüber Gottes Wort erkennen, dass es uns kostbar ist.
Die folgenden beiden Punkte haben damit zu tun, etwas von Gott zu hören und zu erleben, dass es in Erfüllung geht.

1) Gottes Reden hören

Auf meinem Posten will ich stehen und auf die Befestigung (Luther: Turm) mich stellen, und ich will Ausschau halten, um zu sehen, was er zu mir reden wird und was ich zu antworten habe auf meine Vorhaltung.
2 Und der HERR hat mir geantwortet und gesagt: Schreibe auf, was du geschaut hast, und schreibe es deutlich auf die Tafeln, damit, wer es liest, keine Zeit verliert.
3 Denn die Schauung gilt für die festgesetzte Zeit, und sie spricht vom Ende und lügt nicht! Wenn es sich verzögert, warte darauf, denn es wird kommen, es bleibt nicht aus! (Habakkuk 2,1-3 nach der Zürcher)

Habakkuk hatte dieselbe Frage, wie sie auch heute viele haben, die mit Gott leben: Wenn Gott existiert und es gut meint mit seinen Leuten, wieso geht es dann den Guten oft so schlecht und den Schlechten so gut? In seiner Zeit stand es um Israel nicht besonders gut und viele werden solche Fragen gewälzt haben.
Habakkuk tat das einzig Produktive und fragte Gott danach. Auch Philosophie und Politologie geben uns Antworten auf diese Frage, aber für eine tiefe Klärung und einen tiefen Frieden über Lebensfragen braucht man schon ein Wort von Gott.
Diese paar Verse sind im Grunde programmatisch für den Umgang mit Prophetie und jedem anderen Reden Gottes schlechthin. Sie sind absolut ergiebig wenn man sich auf sie einlässt.

Habakkuk will sich auf die Wache legen und auf seinem Turm Ausschau halten. Er benutzt also ein militärisches Bild für die Haltung, die er einnimmt um Gott reden zu hören. Die Wache ist dazu da, Ausschau zu halten und nicht nachzulassen oder wegzudösen bis sie abgelöst wird oder einen Feind erspäht hat. Dazu setzt sich die Wache natürlich nicht in ein Loch sondern bezieht einen hochgelegenen Posten oder, wie Luther übersetzt: Turm, um möglichst viel zu sehen. Ein Turm ist zudem nach allen Seiten offen, damit den Feind aus jeder Richtung kommen sehen kann.
Hier sind zwei wichtige Aspekte enthalten, die uns helfen können, Gott besser zu verstehen: es hilft, eine ungebrochene Aufmerksamkeit zu haben und sich nicht ständig ablenken zu lassen. Man kann Gottes Antwort verpassen, wenn man nicht aufmerksam ist. Zudem ist es gut, auf einer Warte zu sitzen, in der man nach allen Seiten offen ist.
Beim „Hören vom Himmel“-Seminar hat Kristian gefragt, auf welche Weisen, oder wodurch, man schon einmal Gottes Reden gehört hat. Als Ergebnis kamen einige gewöhnliche und einige sehr ungewöhnliche Möglichkeiten heraus, Gott zu hören.
Gott wird oft durch Eindrücke, Bilder, Gefühle, Umstände oder die Bibel reden. Er spricht aber auch durch anderes, scheinbar alltägliches zu uns. Wir sollten Augen und Ohren offen halten und nicht darauf festgelegt sein, dass Gott auf eine bestimmte Weise spricht. Oft will er uns in der Kommunikation überraschen.

2) Gottes Reden bewahren

Fast jeder Christ den ich kenne, hat Gottes Reden schon einmal erlebt. Jeder kennt diese inspirierenden Momente in denen der Himmel selbst zu einem spricht und Gott den Schleier einen Moment lang zur Seite schiebt. Die Frage ist, was wir dann mit dem Reden Gottes tun.
Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass die meisten es beiseite legen und es so schnell wieder vergessen wie es gekommen ist. Manche gehen davon aus, dass ohnehin alles von selbst geschieht, was Gott gesagt hat, und wir keine Rolle mehr in der Erfüllung seines Willens spielen. Nur wenige nehmen ein Wort, denken darüber nach, beten darüber und bewegen es immer wieder in ihrem Herzen.
Genau das ist es aber, was wir tun sollten. Gott sagte zu Habakkuk, dass er das Wort aufschreiben und so dem Vergessen entreißen sollte. Was wir nicht aufschreiben ist irgendwann weg. Meist dauert es nicht einmal lange, dann wissen wir nicht mehr genau, was Gott gesagt hat und kurze Zeit später können wir uns gar nicht mehr entsinnen.

Es ist nötig, etwas gegen das Vergessen zu unternehmen, weil oft eine gewisse Zeit zwischen dem Empfangen eines Wortes und dessen Erfüllung liegt. Gott hatte Habakkuk klar gezeigt, dass es dauern könnte, bis das Wort sich erfüllt, weil es von einer bestimmten Zeit in der Zukunft handelt. Bei Abraham dauerte es Jahrzehnte, bis er den versprochenen Sohn in seinen Armen hielt. Man kann solche Zeitabschnitte nicht im Glauben überbrücken, wenn man nicht gelernt hat, aus Gottes Reden Mut und Glauben zu ziehen.
Natürlich nimmt heute niemand mehr eine Tafel um das aufzuschreiben, was Jesus gesagt hat. Man nimmt Zettel oder schreibt es in Dateien auf dem Computer. Der springende Punkt ist, dass man es nicht nur nicht vergisst, sondern, dass man es in seinem Herzen bewahrt. Das ist ein Unterschied, denn einen Zettel oder eine Datei kann man auch wieder verlieren und damit hat man nicht mehr erreicht als wenn man Gottes Wort gar nicht erst aufgeschrieben hätte.

In den Sprüchen geht es viel darum, wie man mit Gottes Wort umgehen soll. Unter anderem findet sich folgender Tipp:

20 Bewahre, mein Sohn, das Gebot deines Vaters, und verwirf nicht die Weisung deiner Mutter.
21 Binde sie für immer auf dein Herz, lege sie dir um den Hals.
22 Wenn du gehst, leitet sie dich, wenn du dich niederlegst, wacht sie über dir, und wachst du auf, spricht sie mit dir. (Sprüche 6,20-22 nach der Zürcher)

Es gab in der Vergangenheit Menschen, die diese Aufforderung wörtlich nahmen und Gottes Wort in kleinen Kästchen um den Hals oder auf dem Herzen trugen. Sie nahmen an, von solchen Talismanen beschützt zu werden. Darum geht es hier nicht, Gottes Wort ist kein Talisman, den man sich um den Hals hängt. Vom reinen Text des Wortes geht keine beschützende Kraft aus.
Der Sinn der Anweisungen ist, dass wir Gottes Wort in uns aufnehmen und es uns immer begleitet. Dazu kann es dann sogar sinnvoll sein, Bibelverse mit sich zu führen und sich so an Gott zu erinnern. Manche Christen haben Bibelverskarten bei sich, die sie auswendig lernen, oder Taschen-NTs, in denen sie immer wieder lesen. Das können gute Möglichkeiten sein, die Weisheit der Bibel zum Mittelpunkt des Denkens werden zu lassen.

Wie schon beim Hören Gottes ist es eine individuelle Sache, wie man das Wort bewahrt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ein Buchhalter wird es vielleicht immer wieder auf Wiedervorlage legen. Ein Musiker wird vielleicht eine Melodie dazu schreiben und es singen. Ein Maler hängt es sich vielleicht als Bild an die Wand, ein Tänzer tanzt es eventuell immer wieder.
Es geht nicht darum wie man es im Herzen bewahrt sondern darum, dass man es wertschätzt und immer wieder dazu zurückkehrt.

[Audiopredigt]

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2 Kommentare

  1. Ach tut das gut: Der Begriff »Gottes Wort« ist hier kein Synonym für die Bibel. Danke!

  2. echt, tut das gut? ich finde es theologisch schwer, gottes wort völlig mit der bibel gleichzusetzen.
    ich hoffe, dass es auch gut tut, dass es um „gottes wort“ geht und nicht um „wort gottes“ die alte grammatische untat.

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