Im Rahmen einer anderen Arbeit habe ich mich mal wieder mit Jerry Cooks lesenswertem Buch „Liebe, Annahme und Vergebung“ beschäftigt. Hinter diesem Titel verbirgt sich nicht etwa ein seelsorgerliches Buch sondern ein Buch über Gemeindebau in dem Cook das Konzept von Gemeinde als Feld und Gemeinde als Kraft entwirft. Da es vermutlich bald noch mehr Posts zu dem Buch geben wird, beschränke ich mich heute auf die Erwähnung des Konzeptes und erkläre es nicht weiter.
Über die Rolle des Pastors schreibt Cook:

Es ist also nicht die Aufgabe eines Pastors, sich persönlich mit sämtlichen Nöten und Bedürfnissen von jedermann abzugeben. Seine Aufgabe ist es vielmehr, dafür zu sorgen, dass jedermann Hilfe angeboten wird. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Förern einer Angebotspalette von Diensten und dem Betreiben eines geistlichen Notfalldienstes. Der Pastor sollte in diesem Sinne ein Förderer sein.1

Diese Auffassung widerspricht vermutlich dem Verständnis der meisten Christen in Deutschland von der Rolle des Pastors in der Gemeinde. Sie entpuppt sich aber schnell als richtungsweisend, denn ein solcher Pastor kann zur richtungsweisenden Figur einer Gemeinde auf dem Weg zur Priesterschaft aller Gläubigen werden. In der Praxis gibt es mit dem Bild vor allem zwei Probleme: Den Pastor und die Gemeinde.
Nicht jeder  Pastor will Kontrolle abgeben und Menschen in Freiheit und Selbständigkeit entlassen. Schon gar nicht jeder Christ will Verantwortung für sein eigenes (geistliches) Leben übernehmen; viele delegieren gerne Dienst an Profis. Während ich das erste Problem als leicht überwindbar einstufe (schon weil man es mit nur einer Person oder einem sehr überschaubaren Personenkreis zu tun hat) habe ich zur Lösung des zweiten keine Idee.

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  1. Cook, Jerry (1995): Liebe, Annahme und Vergebung. Impulse für das Leben in der Gemeinde. 4.1997. Aufl. 1 Bände. Wuppertal: One Way, S. 27 []

4 Kommentare

  1. Der Grund für das 2. Problem dürfte eben in einer Professionalisierung des gemeindlichen Lebens liegen. Die Abschaffung des bezahlten Pastors düfte dem Weg hin zur Allgemeinen Priesterschaft noch weit aus größere Horizonte eröffnen.

  2. Ich stimme Onkel Toby zu: es ist einfach die Verantwortung an einen Profi abzugeben, „den man ja schließlich auch bezahlt“.

    Vor ca. drei Jahren bin ich in eine Gemeinde gewechselt, in der es einen bezahlten Pastor in der klassischen Form nicht gibt. Auch wenn mir Anfangs strukturell alles etwas durcheinander vorkam, habe ich festgestellt, dass das Verantwortungsbewusstsein für das allgemeine Priestertum dadurch wesentlich größer ist und bewusster gelebt wird.

    Ich denke nicht, dass das in dieser Form eine allgemein gültige Lösung des Problems ist, aber es zeigt zumindest dass es in der Praxis sehr gut funktionieren kann.

  3. ich bin da zumindest unsicher. ich sehe das problem eher darin, dass viele christen gar nicht wirklich in ihre gaben kommen oder dienen wollen. in den meisten gemeinden die ich kenne, werden vorhandene freiräume nicht genutzt.
    allerdings kenne ich eben auch viele gemeinden, die keine vollzeitlichen haben. ist bei uns ja auch der fall. vielleicht habe ich eine andere perspektive weil ich andere gemeinden vor augen habe als cook. es gibt ja auch gemeinden mit dem anspruch der eierlegenden wollmilchsau in denen viele dinge (wie predigen) gar nicht von laien getan werden dürfen.

  4. der pastor kann auf jeden fall nicht der versorger von geistlichen dingen der gemeinde sein und versuchen ihre defizite wett zu machen.
    durch nicht bezahlte leiter werden die leute nicht aktiver, das problem liegt ananderer stelle meiner meinung

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