6 Lasst ab von der Einfalt, so werdet ihr leben, und geht auf dem Weg des Verstandes.
7 Wer einen Spötter zurechtweist, trägt Schande davon, und einen Makel, wer den Frevler rügt.
8 Rüge nicht einen Spötter, sonst wird er dich hassen, rüge einen Weisen, und er wird dich lieben.
9 Gib dem Weisen, und er wird noch weiser, belehre den Gerechten, und er lernt dazu. (Sprüche 9,6-9 nach der Zürcher)

Es gibt einen Unterschied zwischen Werbung und Zurechtweisung. Die Weisheit wirbt um die Spötter, Toren und Unweise, weist sie aber nicht zurecht. Zurechtweisung ist ein Mittel der Erziehung. Wenn wir jemandem etwas beibringen, ihm etwas antrainieren wollen, weisen wir immer wieder auf Fehler hin. So lernt man. Wenn Du in der Schule eine fremde Sprache gelernt hast, wird Dich Dein Lehrer ständig auf Aussprachefehler hingewiesen haben. Bei mir war es im Englischunterricht so, dass ich Probleme mit dem „th“ hatte und es immer als „s“ aussprach. So wurde „think“ (denken) zu „sink“ (sinken). Solche Fehler bekommt man nur mit konstanter Rückmeldung weg.
Wer auf dem Weg der Weisheit unterwegs ist, wird sich über solches Feedback freuen. Er wird gerne hören, wie er sich weiterentwickeln kann. Auch wenn es manchmal wehtut wird er sich im Nachhinein über Zurechtweisung freuen und dankbar sein.
Nicht so der Spötter; er ist ja nicht auf dem Wege und hat auch nicht nach Rat gefragt. Die Zurechtweisung wird ihn nicht weiterbringen sondern nur unangenehm berühren. Er fängt an zu diskutieren und ist nicht bereit, eine wohlmeinende Zurechtweisung anzunehmen. Das ist gerade ein Problem für Sozialarbeiter: Man weiß, wie ein Klient es besser machen könnte, aber er ist nicht bereit, Rat anzunehmen. Das kann frustrierend sein.
Die Sprüche geben hier einen guten Tipp, den allerdings nicht jeder beherzigen kann (gerade Pastoren und Sozialpädagogen müssen ihn oft von Berufs wegen missachten): Kümmere Dich um diejenigen an die Deine Zurechtweisung nicht verschwendet ist. Investiere in die Menschen, die sich dienen lassen und weiterkommen wollen.

[systematisch durch die Bibel]

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4 Kommentare

  1. Als Sozialarbeiter kenne ich das „Problem“ natürlich. Vielleicht ist folgendes beim Weiterdenken hilfreich:
    In der So. Arbeit spricht man von „Kontrakten“. Die kann man auch mündlich machen. Das heißt:
    Bevor man intervenierend einsteigt, verhandelt man mit dem „Klienten“ über die Art und Weise. So was kann mündlich, schriftlich oder auch implizit geschehen (z.B.: „Du besuchst das Jugendzentrum, das ich leite, deshalb hältst Du dich an die Hausordnung und ich darf dich darauf hinweisen“). Mit Gemeinde/Kirchenmitgliedern verhält es sich (etwas abgewandelt) vermutlich ähnlich. Ich glaube, Probleme und Frust gibt es erst, wenn der „Verantwortliche“ glaubt, dass der „Klient“ sich an einen impliziten Kontrakt hält, Letzterer aber gerade das nicht tut und vielleicht auch noch nicht mal die Erwartung kennt.
    Ein hoch auf die transparente Kommunikation! 🙂

  2. Guter Gedanke. vor allem finde ich gut, die „kontrakte“ klar herüber zu bringen. viele probleme entstehen ja wirklich da, wo nicht beide parteien wissen, was etwas abgesprochen ist.

    nimmst du da einen unterschied zwischen der arbeit in der gemeinde und der arbeit in einem JuZe wahr?

  3. Exzellenter Kommentar, mattse!
    Ich halte es sogar für ein globales Problem. Es ist nicht auf den sozialen Bereich beschränkt. Leider zieht es sich durch sämtliche Berufsfelder und auch durch das Privatleben.
    Natürlich gilt das auch für Gemeindearbeit.

  4. @storch:
    ja, ich finde schon, dass es ein paar Unterschiede gibt.
    Mindestens das Autoritätsgefälle. Das ist zwischen einem Hauptamtlichen im JUZE und einem Besucher klar. In der Gemeindearbeit ist es dass meiner Erfahrung nach nicht immer so und muss auch erst ausgehandelt werden.

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