25. Juni 2010 9
Karl Barth: Einführung in die evangelische Theologie V
Ebenfalls in der vierten Vorlesung denkt Karl Barth über den Theologen an sich nach.
Sofern er […] der Wahrheitsfrage gegenüber verantwortlich ist, ist jeder Christ als solcher auch zum Theologen berufen.1
Somit ist also jeder Christ ein Theologe. Das ist ein interessantes Statement besonders für die unter uns, die Theologie als eine langweilige und weltfremde Wissenschaft ansehen. Würden sie ihr eigenes Leben, ihr eigenes Ringen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit auch als langweilig und weltfremd beschreiben? Sicherlich nicht. Natürlich wird universitäre Theologie oft von Kopffüsslern betrieben, die besser mit Büchern als dem Leben können. Natürlich ist dadurch manches schwer verdaulich was sich in einer theologischen Bibliothek findet. Aber auch das schwer verdaulichste entspringt demselben Ringen das wir aus unserem Leben kennen.
Theologie kann nicht lebensfern sein, weil sie sich mit der ganzen Lebenswirklichkeit desjenigen beschäftigt, der sie treibt. Es stünde uns gut an, das zu verinnerlichen und Theologie nicht mit ihren theoretisierenden Extremen gleichzusetzen!
Eine Seite später schreibt Barth weiter über dieses Ringen mit der Wahrheit und kommt dabei auf das christliche Zeugnis zu sprechen:
Christliches Zeugnis, das nicht immer neu aus dem Feuer der Frage nach der Wahrheit kommt, kann in keinem Fall, zu keiner Zeit, im Munde keiner Person glaubwürdiges, lebendiges, weil substanzielles und so verantwortliches Zeugnis sein.2
Hinter diesem Satz verbirgt sich das Geheimnis intellektueller Redlichkeit und Integrität. Wir predigen was wir selbst ergriffen haben. Hinter jedem Christen steht seine „persönliche Geschichte mit Gott“ (Bill Johnson). Unser Zeugnis von Christus ist in dem Maße authentisch und bewegend in dem wir es durchlebt, durchdacht und durchlitten haben. Wer nicht mit ganzer Persönlichkeit und Leben hinter dem steht, was er von Christus bezeugt (1.Johannes 1,1) wird als Zeuge keine Glaubwürdigkeit haben.
Dabei gilt es zu beachten, dass Wahrheit kein Besitz ist den wir haben und nie wieder verlieren. Wir werden immer wieder an denselben Fragen im Leben ankommen und diese immer wieder beantworten müssen. Wenn wir uns verändern werden wir mit den alten Antworten nicht mehr zufrieden sein. Mann kann als alter Mensch nicht mehr so glauben wie als Teenager. Theologie verändert sich in der persönlichen Geschichte mit Gott, so dass Glaube sich immer wieder neu erfinden muss um aktuell und bewegend zu sein.
Allzu leicht vergessen wir das und lassen zu, dass unser Glaube etwas statisches wird. Wer aber rastet, der rostet und so verliert man, was man zu besitzen meint. Es ist ein tiefes Geheimnis des Glaubens, dass er immer wieder neu von Gott empfangen werden will.
andichrist schrieb am
25. Juni 2010 um 15:28Wir predigen was wir selbst ergriffen haben.
Wimber hat, bevor er die erste Heilung erlebt lange (ich glaube ein halbes Jahr ) über Heilung gepredigt und dabei immer mehr den Glauben daran verloren. Das einzige, was ihn dabei gehalten hat, war eine Amsage von Gott : Predige, was in meinem Wort steht, oder geh mir aus den Weg. Ich denke, man kann Dinge aus der Bibel auch predigen, ohne sie ergriffen zu haben, weil Gottes Wort die Wahrheit ist. Naja, bei Wimber hat er ja nach seinen Erlebnissen effektiv darüber gelehrt.
Das Theologie sich ändert, an dem Aspekt seiner Lebensgeschichte kann man nicht oft genug betonen. Der Mensch wächst in seiner Weisheit. Und natürlich muss das Leben immer mit der Bibel und die Bibel immer mit dem Leben abgeglichen werden. Sonst wird es einseitig, schlechtestenfalls gesetzlich.
storch schrieb am
28. Juni 2010 um 12:57das stimmt schon. aber es waren auch nur ein paar monate. wenn es nie klappt, wird es irgendwann skurril und erinnert mehr an gesetzliches befolgen einer regel als en etwas lebendiges.
wenn es bei wimber in den 90ern immer noch nicht geklappt hätte, wäre es ein komisches zeugnis gewesen.
andichrist schrieb am
29. Juni 2010 um 20:48das stimmt.
gerade bei wimber war es ja so, dass seine theologie sich mehrmals ich sag mal anders ausgerichtet bzw. orientiert hat. die bösen zungen nennen das den „zick zack kurs „, bei der biographie wimbers und der geschichte vineyards kann man schön sehen, was du oben beschreibst.
leider habe ich heute das gefühl, dass den menschen das eher negativ ausgelegt wird, wenn sie gedanken ändern, oder dinge anders sehen. schwer begreiflich scheinbar, dass dies zum wachstums prozess dazu gehört.
storch schrieb am
30. Juni 2010 um 14:11interessant. ich kenne nur das eine beispiel: „warum ich zu kritik schweige“ und dann, ein paar jahre später: „warum ich auf kritik antworte“. gibt es noch mehr beispiele, das interessiert mich.
ich meine, dass es normal ist, wenn man intellektuell redlich daran geht, dass man im laufe des lebens positionen überdenkt und anpasst. geht gar nicht anders.
andichrist schrieb am
30. Juni 2010 um 22:53ein (leider einziger text ) http://matthiasmedia.com.au/briefing/library/1454
ich habe hier noch eine bacholor arbeit liegen in der ein wenig der „weg“ wimbers aufgezeigt wird. die mail ich dir mal zu.
storch schrieb am
6. Juli 2010 um 19:15danke für die bachelorarbeit, aber der link versucht nicht eine entwicklung bei wimber zu zeigen sondern ihn als betrüger blosszustellen. wobei „betrüger“ zu stark ist, sie unterstellen ihm ja keine böse absicht, nur dass er nicht reflektiert genug an die sache herangeht, theologisch ungebildet ist usw.
andichrist schrieb am
7. Juli 2010 um 14:44mh, vielleicht ist mein englisch zu schlecht und ich habe den link unreflektiert übernohmen, sorry.
wimber ist ja immer mal wieder vorgeworfen worden, keine ausreichende theologische bildung zu haben. steiler vorwurf an jemanden der an bibelschulen gelehrt hat.
wimbers weg ging ja von den quäkern, über die calvery nach vineyard. so sieht man, dass ihn das „charismatische“ ebenso bekannt ist, wie das „evangelikale“. daraus wurden dann ja letztendlich die „geisterfüllten evangelikalen“, wie (wir) vineyards uns nennen. allein daran sieht man, dass es ein langer weg, mit vielen kurven war.
und, vineyard sagt ja auch, dass wir noch nicht am ende der reise sind 😉
andichrist schrieb am
7. Juli 2010 um 14:47weg, naja ich schreibe es nochmal, sollte ich es nicht vergessen, nachdem ich in der sonne war ,-)
storch schrieb am
10. Juli 2010 um 09:21ist wieder aufgetaucht – irgendwie im spam gelandet. keine ahnung wieso, manchmal wacht der hund zu gut.