1 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen hat sie aufgerichtet.
2 Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt, auch ihren Tisch hat sie gedeckt.
3 Ihre jungen Frauen hat sie ausgesandt, sie ruft oben auf den Höhen der Stadt:
4 Wer einfältig ist, kehre hier ein! Zu dem, dem es an Verstand fehlt, spricht sie:
5 Kommt, esst von meiner Speise und trinkt vom Wein, den ich gemischt habe. (Sprüche 9,1-5 nach der Zürcher)

Sprüche 9 kontrastiert Weisheit und Torheit. Beide laden ein, aber in ganz unterschiedlichem Stil. Während die Weisheit alle Register zieht um ein rauschendes Fest zu feiern sitzt Frau Torheit einfach da und ruft möglichen Interessenten zu, dass sie hereinkommen sollen. Die Botschaft ist klar: Die Weisheit feiert eine Party die absolut attraktiv ist. Dagegen hat die Torheit nichts zu bieten.
Interessant ist, dass die Weisheit Toren einlädt. Ihr Fest richtet sich nicht an die Weisen sondern an diejenigen, die Weisheit nötig hätten. Frau Torheit ruft am Ende des Kapitels einfach jedem ihre Einladung zu. Sicherlich will hier niemand einen Grundkurs in Marketingstrategien anbieten, aber mich erinnert das schon an Werbung und nicht zuletzt an Evangelisation (die ja Werbung für die gute Nachricht ist). Wie oft säen wir den Samen des Wortes unselektiv und tragen ihn nicht dahin, wo er gebraucht wird? Wir evangelisieren mehr wie die Torheit als wie die Weisheit.
Offenbar ist auch ihr Angebot interessanter für Toren als für Weise. Die Weisheit wird von den Verständigen gesucht, sucht aber ihrerseits die Unverständigen. Wenn man sie empfangen hat kann man das neben ihren primären Segnungen an dem Mitteilungstrieb erkennen den sie erweckt.

Immer wieder finden wir in den Sprüchen den Gedanken, dass die Weisheit wirbt. Sie zwingt nicht, das vermag sie auch nicht, aber sie sehnt sich danach entdeckt zu werden. Das Gute mag verborgen scheinen, aber es ist nur versteckt um von ehrlichen Suchenden entdeckt zu werden.

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2 Kommentare

  1. Kann man sehr gut in die heutige Zeit übertragen. Sei jemand, der Gott in der Stille sucht und sich von ihm reinigen und leiten lässt. Hab es auf dem Herzen einen anderen dazu einzuladen, freue dich darauf, bereite ein tolles Essen vor und erlebe wie der andere aufgrund von Verpeilung, unklaren Ansagen und 100 anderen Terminen alles vermasselt. Passiert mir grad dauernd, ist der Zeitgeist, der alle umtreibt, nur nicht zur Weisheit hin. Sehr schmerzlich.

  2. ich fürchte, dass man „da durch muss“. meiner ansicht nach liegt das mehr im menschen begründet als im zeitgeist, ich glaube nicht, dass das mal anders war oder sich jemals ändern wird.
    das ändert aber nichts daran, dass derlei erfahrungen weh tun. ich kann das gut nachempfinden, solche erlebnisse hatte ich auch.

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