In Gottes Reich gibt es viel tu tun und es ist mitzuarbeiten. Deshalb stelle ich heute zwei Menschen vor, die aus einer sehr guten Haltung heraus Gottes Reich auf unterschiedliche Weise gebaut haben. Einer ist aus dem Alten Testament, einer aus der neueren Kirchengeschichte.
Beide haben sich aus Liebe zu Gott oder den Menschen engagiert und nicht aus einer der viele Motivationen, die man sonst haben kann. Das macht sie für mich zu Vorbildern.

Obed-Edom

Seit Jahren schon geistert der Name Obed-Edom durch meinen Kopf, aber ich habe ihn nie nachgelesen. Klar, ich bin im AT immer wieder mal über ich gestolpert, aber ich habe mich nicht wirklich mit ihm auseinandergesetzt. Obed-Edom heißt „Diener Edoms“, was damit genau gemeint ist, ist nicht komplett klar, da gehen die Meinungen der Forscher auseinander. Einige meinen, dass er dem Volk Edom gedient hat mit dem König David Krieg hatte, andere gehen von einem Gott namens Edom aus. Vielleicht war es auch ein „Diener aus Edom“, was mir am wahrscheinlichsten erscheint, wenn man liest, was dieser Typ getan hat.

Die Geschichte von Obed-Edom kann man in 1.Chronik 13-16 nachlesen. Die Philister hatten die Bundeslade gestohlen und als David sie nach Jerusalem zurückbringen; beim ersten Versuch gibt es einen Zwischenfall bei dem ein Mann namens Usa stirbt. David ist so erschüttert über den Vorfall, dass er den Transport unterbricht und die Lade zunächst bei Obed-Edom unterstellt. Dort blieb sie ganze drei Monate und Obed-Edom wurde durch die Gegenwart des Herrn, die diese Lade repräsentierte, sehr gesegnet (1.Chronik 13,13-14).
Als später die Lade abgeholt und nach Jerusalem transportiert wurde, war Obed-Edom wieder dabei. Die Lade war das Kostbarste, was Israel besaß, sie war das Zeichen der Gegenwart Gottes. So etwas konnte nicht einfach heimlich nach Jerusalem gebracht werden. So zogen viele Würdenträger vor ihr her und eine ganze Menge Musiker deren Aufgabe es war, laut zu spielen. Einer von ihnen war Obed-Edom (1.Chronik 15,21).
Überdies war Obed-Edom der Torwächter der Lade und so wie es aussieht, war er das auch über den Transport hinaus (1.Chronik 16,37-38). Ein Torhüter wird etwas ähnliches gewesen sein, wie heute ein security-Mitarbeiter; nur ohne Weste und Maglight.
Ich finde Obed-Edom interessant, weil er scheinbar als Fremder angefangen hatte und entweder einer fremden Nation oder einem fremden Gott angehörte, dann aber Gott gegenüber so loyal wurde, dass man ihn mit allen möglichen Aufgaben betraute.

Er scheint von Gott fasziniert gewesen zu sein und nachdem er durch die erste Begegnung mit der Lade wusste, dass Gott real ist und Menschen segnet, wollte er nicht mehr von ihm weichen.
Egal, was gebraucht wurde, Obed-Edom schrie immer „hier!“
„Wir brauchen jemand, der die Lade bei sich unterbringt.“ – „Hier, ich!“
„Wir brauchen jemand, der Musik macht.“ – „Hier, ich!“
„Wir brauchen noch jemand für security.“ – „Hier, ich!“
Egal, was es war, Obed-Edom war immer dabei.

Viele Christen haben eine Geisteshaltung übernommen, die man eher in der Welt vermuten würde. Sie setzen ihre Gaben ein, um im christlichen Bereich Karriere zu machen. Sie wollen etwas Besonderes sein und warten darauf, dass jemand sie entdeckt und an den Platz stellt, an dem sie sich selber sehen. Obed-Edom war da anders, er suchte nicht eine Stelle sondern wollte Gott dienen. Wie, das war ihm egal. Alles worum es ihm ging, war für Gott zu arbeiten, weil er Gott erlebt hat.
Es ist eine sehr gute Motivation sich aus Liebe zu Gott in seinem Reich einzusetzen und aus dieser Motivation überall einsetzbar zu sein, wo Not am Mann ist.

Smith Wigglesworth

Wer den englischen Prediger Smith Wigglesworth überhaupt noch kennt, der kennt ihn als bedeutenden Prediger und eine der großen Figuren der frühen Pfingstbewegung. Das ist sicherlich auch das Imponierendste an ihm: die Bekehrungen, Heilungen und sogar Totenerweckungen, die in seinem Dienst passiert sind. Es gibt aber auch den anderen Smith Wigglesworth, den vor dem großen Durchbruch und dem gesegneten Dienst.
Ich habe viele Predigten von Smith gelesen, sicherlich einige Dutzend. Alle Predigten zeigen einen einfachen Mann mit einer einfachen Botschaft. Es gibt keine theologischen Spitzfindigkeiten, kein Griechisch oder Hebräisch und keine ausgefallenen historischen Kontexte. Obwohl er 1948 gestorben ist und somit in bewegten politischen Zeiten gelebt hat, habe ich auch noch nie einen tagespolitischen Bezug gefunden – es ist alles immer Jesus und sonst nichts.
Smith war nicht der schlauste Mensch. Er lernte erst nach seiner Hochzeit von seiner Frau lesen und schreiben. Er las in seinem ganzen Leben nur die Bibel und kein anderes Buch. Er war Klempner und hatte keine Schulbildung, geschweige denn ein Theologiestudium oder etwas anderes. Seine größte Schwierigkeit war am Anfang, dass er einfach nicht vor Menschen reden konnte.
Er hatte zwar etwas zu sagen, aber wenn er vor der Gemeinde stand um zu predigen oder etwas aus seinem Leben zu erzählen, ging es einfach nicht. Manchmal wurde er gebeten, ein paar Minuten etwas im Gottesdienst zu sagen und er bereitete sich dann wochen- oder monatelang darauf vor und betete viel dafür. Aber wenn er dann auf der Bühne stand fing er an zu weinen, verhaspelte sich und bat schließlich seine Frau, die gut predigte, nach vorne um den Vortrag zu beenden. Er litt sehr darunter und suchte ernstlich nach der Gabe vor Menschen reden zu können.

Stattdessen tat er alles andere, was in der Gemeinde anfiel: er stellt Stühle, stand früh auf um den Ofen anzuheizen, betete noch bis lange nach dem Gottesdienst mit Leuten und lud viele zu sich nach Hause ein.
Als im Nachbarort eine Gruppe anfing Heilungen zu erleben, was Smith bis dahin nicht kannte, half er den Kranken dorthin zu kommen und brachte sie in die Versammlungen. Smith war ständig von Menschen umgeben und immer hungrig nach Gott – obwohl er selber sich als der durstigste Mensch der Welt beschrieb.
Irgendwann kam dann, nach vielen Jahren, der Durchbruch und Smith predigte auf eine Weise, dass Polly ihren Mann nicht wieder erkannte.

Smith suchte nicht eine Position sondern wollte Menschen dienen und Gottes Kraft sehen. Er tat alles, was er konnte, weil er dieses Drängen in sich spürte. Vermutlich hätten nicht viele darauf gesetzt, dass er mal eine der bedeutendsten Figuren einer neuen Bewegung Gottes würde. Damit illustriert Smith ein Prinzip aus dem 2.Timotheusbrief:

was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren! (2.Timotheus 2,2 nach der Elberfelder)

Jürgen Klein, einer der Pastoren der CGW hat den Vers immer wie ein Sprichwort wiedergegeben: „Gott macht die Treuen tüchtig (aber er macht nicht die Tüchtigen treu)“. Was Du bist ist wichtiger als was Du kannst. Das ist einer der Unterschiede zwischen Gottes Reich und dieser Welt. In der Welt zählt das, was man kann; nicht das, was man ist. In Gottes Reich ist es umgekehrt. Hier sind Liebe und Treue wichtiger als Fähigkeiten, denn die Gaben werden ohnehin von Gott gegeben, aber am Charakter muss man arbeiten.

Diese Predigt enthält zwei Appelle:

1)    Strebe nicht nach einer Position, denn Jesus ist nicht gestorben, damit Du Karriere in fromm machen kannst.
2)    Investiere in Dich, denn Dein Charakter ist wichtig. Arbeite an Deiner Leidenschaft, Deiner Motivation und Deiner Treue. Um den Rest wird Gott sich kümmern.

[Audiopredigt]

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5 Kommentare

  1. Moin,

    ich habe mir in den letzten Tagen eine Menge Predigten reingetan, also ausschließlich online Prädichten…aber/und das hier war wirklich lecker Frühstück!!

    Zwei Dinge:

    – ich hör mich mal um ob es ein Ausarbeitung zum Predigt beenden gibt 😉

    – du erwähnst kurz die Zeit in der andauernd in Gemeinden und auf KOnferenzen „Vollzeit- Prophetien“ verteilt wurden. Ich möchte nur bemerken, dass dieses Verhalten teilweise tragische Resultate hatte. Je nach Reifegrad des Empfängers hatte das zu schlimmen geistlichen Unfällen geführt, weil sich die Leutz erlaubten dem Prophetenzu glauben UND gleichzeitig in ihrem Karrierestreben bestärkt wurden.
    Es ist so erleichternd zu hören das wir nicht alle Bonckes sind…und auch nicht sein müssen! <- oh yeah!

    Storch, tiptop!

    Schüssing!

  2. Das mit dem Predigten beenden war natürlich ein Witz. Es gibt jede mange Material dazu, auch in meinem eigenen Predigerseminar. Aber ich halte mich da nicht immer dran…

  3. sehr cooler post. so habe ich den guten obed-edom noch nie gesehen. eine anmerkung: „Strebe nicht nach einer Position“: Ja, auch wenn 1.tim 3,1 das nicht gerade verurteilt – wobei es da, so meine interpretation, um die dahinterstehende Aufgabe geht, nicht um die Position an sich.

  4. Hi Ulrich,

    es stimmt, dass 1.ti 3,1 meiner aussage eine balance beigesellt. es gibt ein korrektes streben nach positionen, aber darum ging es mir hier nicht. wenn gott jemanden für eine aufgabe ausgerüstet hat ist es normal, auch die aufgabe zu ersehnen. ich meinte christliches karrierestreben, das nach status sucht.

  5. aber irgendjemand muss halt auch die stühle stellen…

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