2 Gebet

1 In Cäsarea lebte ein ´römischer` Offizier namens Kornelius, ein Hauptmann, der zum so genannten Italischen Regiment gehörte. 2 Kornelius war ein frommer Mann, der mit allen, die in seinem Haus lebten, an den Gott Israels glaubte; er gab großzügige Spenden für die Bedürftigen in der ´jüdischen` Bevölkerung und betete treu und regelmäßig.3 Eines Tages – gegen drei Uhr nachmittags – hatte Kornelius eine Vision: Klar und deutlich sah er, wie ein Engel Gottes zu ihm ins Zimmer trat. »Kornelius!«. hörte er ihn sagen. 4 Erschrocken starrte Kornelius den Engel an. »Was ist, Herr?«, fragte er. Der Engel erwiderte: »Gott hat deine Gebete gehört und hat gesehen, wie viel Gutes du den Armen tust. 5 Darum schicke jetzt einige Männer nach Joppe zu einem gewissen Simon mit dem Beinamen Petrus und bitte ihn, zu dir zu kommen. (Apostelgeschichte 10,1-5 nach der NGÜ)

Kornelius war der erste Nichtjude, der zum Glauben kam und damit die Theologie der jungen Urgemeinde auf den Kopf stellte. Er ist auch ein Beispiel dafür, dass Gebet ein wichtiger Schlüssel dafür ist, Gott näher kennen zu lernen.

Kornelius hatte schon eine begrenzte Erkenntnis Gottes bevor der Engel zu ihm kam. Er war kein Jude, stand aber dem jüdischen Glauben positiv gegenüber, spendete und ging in den Tempel. Er erkannte, dass an Israels Gott etwas dran ist, war aber den letzten Schritt noch nicht gegangen und Jude geworden. Diesem Mann passierte etwas Außergewöhnliches, als er betete: Gott antwortete ihm. Jeder kennt diese Autoaufkleber: „stell Dir vor Du betest und Gott antwortet.“ Das sollte der Normalfall sein, denn Gott beantwortet gerne Gebete.

Es ist interessant, dass Gott Kornelius nicht begegnete, als er das Alte Testament las oder in den Gottesdienst ging. Er begegnete ihm, als er betete. Natürlich kann man Gott auch anders begegnen, aber Gebet eine der wichtigsten Offenbarungsquellen, die es gibt.

Ganz schlicht definiert ist Gebet „reden mit Gott“. Es geht um einen Austausch. Gemeinschaft. Gebet kann in vorformulierten Sätzen stattfinden, aber idealer ist schon das frei Gebet, in dem man einfach mit Gott spricht, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Dass Gott dabei unsichtbar ist, macht die Sache nur interessanter, denn er ist auf jeden Fall da, sichtbar oder nicht.

Wir wissen nicht, was Kornelius betete, vielleicht hatte er private Anliegen, vielleicht bat er Gott für seine Familie oder etwas anderes. Das Gebet, das dann erhört wurde, war aber auf jeden Fall ein Gebet um Erkenntnis. Gott zeigte ihm, wie er ihn noch besser kennen lernen könnte. Der Engel führte Kornelius direkt zu Petrus, der führte ihn weiter zum auferstandenen Christus. Diese Erkenntnis hätte Kornelius von sich aus nicht haben können (Matthäus 16,17).

Nun ist das Problem, dass Kornelius kein Christ war, und sich deswegen viele Christen kein Beispiel an seiner Geschichte nehmen. Wir glauben schon, dass Gott sich finden lässt, wenn ein Ungläubiger betet, und sagen das auch oft in evangelistischen Gesprächen: „probier es doch einfach mal aus und bitte Gott, dass er sich Dir zeigt, wenn es ihn wirklich gibt.“ Komisch, dafür haben wir Glauben, aber daran, dass Gott auch Christen auf demselben Weg weiter führt nicht. Das ist umso seltsamer als Paulus im Epheserbrief zwei Gebete veröffentlicht hat, in denen es um Gotteserkenntnis für Christen geht. Das eine Mal betet er darum, dass wir mehr erkennen, was uns in Christus schon gehört, das zweite mal, dass wir die Breite, Tiefe und Höhe Gottes kennenlernen – Gott in allen Dimensionen.

Wenn Gott sich schon von Ungläubigen finden lässt, wie viel mehr wird er sich wünschen, dass seine Kinder ihn im Gebet suchen um ihn tiefer kennen zu lernen?

Ich habe selber immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich Gott im Gebet leichter begegne als in jeder anderen geistlichen Disziplin. Das kann eine individuelle Sache sein, aber ich bin sicher, dass es auch anderen so geht. Wenn ich bete, bitte ich oft um Erkenntnis und darum, dass Jesus mir etwas von sich zeigt.

Meist ist die Antwort dann eine Bibelstelle oder ein theologischer Zusammenhang, der mir vorher nicht klar war. Oft antwortet Gott auch mit einem Gefühl, dass ich seinen Frieden oder seine Freude spüre, von göttlicher Gelassenheit erfüllt werde, oder ganz allgemein seine Gegenwart spüre. Einen Engel habe ich dabei nie gesehen, aber das meiste, was ich über Gott weiß und fast jede Predigt, die ich je gehalten habe, wurde aus Gebet geboren.

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