Auch wir sind vom Geist gezeugt

Diese Jungfrauengeburt war sicherlich etwas Einmaliges in der Geschichte. Niemand sonst könnte von sich behaupten, keinen irdischen, leiblichen Vater zu haben. Auf der anderen Seite ist eine Geisteszeugung allerdings etwas Alltägliches.

Johannes spricht in 1,13 darüber: „welche nicht aus dem Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“. Die Kinder Gottes umgibt ein Geheimnis und dem natürlichen, normalen Menschen sind sie fremd (vgl. Johannes 3,8). Ihr Geheimnis ist, dass sie nicht aus der Zeugung des Mannes geboren sind, sondern aus der Zeugung Gottes. Dabei geht es nicht um den normalen Vorgang von Empfängnis und Geburt sondern um die Wiedergeburt, ohne die sich niemand Christ nennen darf. In Johannes 3 spricht Jesus mit Nikodemus, einem berühmten Pharisäer über das Thema und sagt:

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. (Johannes 3,5)

Das griechische Wort, das die meisten Bibelübersetzungen als „geboren“ übersetzen, könnte man mit einigem sprachlichen Recht ebenfalls als „empfangen“ oder „gezeugt“ übersetzen[1]. Theologisch ist das sogar zwingender, weil es hier eher um die Zeugung als um die Geburt geht. Bei der „Neu-“ oder „Wiedergeburt“ geht es darum, dass auch wir Christen vom heiligen Geist empfangen wurden.

So kann Paulus Jesus in Römer 8,29 als erstgeborenen vieler Brüder bezeichnen. Wenn wir schon nicht alle dieselbe Mutter haben, haben wir doch in Gott alle denselben Vater – Wiedergeburt vorausgesetzt!

Mit Geist ist offensichtlich der Heilige Geist gemeint. Was ist aber das Wasser?

Das Wasser ist das Wort. Epheser 5,26 beschreibt Gottes Wort als ein reinigendes Wasserbad. Gott schafft durch Geist und Wort. In der Schöpfung schwebte der Geist über den Wassern und es war Gottes Wort, das die Dinge in Existenz rief. Ebenso haben wir es nötig, dass Gott uns offenbart, dass Jesus Gottes Sohn und der Messias ist (Matthäus 16,17) erst dann sind wir bereit, Gottes eigentliches Zeugungswerk durch den Heiligen Geist in uns zuzulassen. Dieser Zusammenhang ist elementar wichtig, denn Gott schafft immer wieder Leben durch sein Wort. Das fing in der Schöpfung an und ist bis heute wirksam. Gottes Wort ist nicht kraftlos, sondern bewirkt etwas bei dem, der es aufnimmt (Jesaja 55,11).

Durch die Wiedergeburt hat Gott ein Werk in uns getan und der Heilige Geist wohnt in uns. Wir können nicht mehr sagen, dass wir nur Menschen sind, denn wir sind es nicht mehr. Wir sind Menschen in denen Gott wohnt – Söhne und Töchter Göttes. Eine neue Art von Menschen (2.Korinther 5,17). Diese neue Schöpfung ist allein schon eine längere Betrachtung wert, die aber den Rahmen der Christologie (Lehre von Christus) verlässt und das Feld der biblischen Anthropologie betritt. Nur so viel sei gesagt, dass Gott in der Wiedergeburt etwas in uns hineingelegt hat, das weit über alles hinausgeht, was wir uns meist vorstellen können. Und das ist wieder einmal das Problem: Jesus hat zwar etwas in uns gemacht, aber die wenigsten Christen glauben das und nehmen die gewaltige Veränderung nicht wahr. So bleiben sie eben „nur Menschen“, obwohl Gott sie komplett erneuert hat.
[1] In den Geschlechtsregistern des Matthäus wird der gleiche Wortstamm als „zeugte“ übersetzt. „Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.“ – Matthäus 1,2

[Audiopredigt dazu]

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Ein Kommentar

  1. Das Wort Gottes ist die Mutter unserer „Zeugung“. – Ich meine, es gibt drei Schöpfungen Gottes. In die erste Schöpfung auf dieser Erde hat Gott jeden Menschen gestellt und wird es weiter so tun. Wir Christen sind die zweite Schöpfung (2. Kor. 5,17: Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung). Gott wird eine dritte Schöpfung mit einem neuen Himmel und eine neue Erde für die Ewigkeit schaffen, die mit dem auferstanden Jesus begonnen hat. Der in unsere Herzen gegebene Heilige Geist (1. Kor. 1,22) ist das Unterpfand/Angeld auf unsere Erlösung, d.h. die zweite Schöpfung weist zeugnishaft auf die dritte hin (siehe Röm. 8,16.19,24 – ein Zeugnis auch für Ungläubige: 1. Kor. 14,24-25), so wie der auferstandene Jesus auf die dritte Schöpfung hinweist. Jesus ist nach Kol. 1,15 der Erstgeborene aller Schöpfung, d.h. als Wort Gottes schuf er die erste Schöpfung mit, und er ist das erste (Lebe-)Wesen der zweiten und dritten Schöpfung, „damit er in allem den Vorrang habe“ (Kol. 1,18). Jesus ist durch das alles gegangen, hat immer dem großen Plan Gottes zugestimmt und hat als 2. Person der Gottheit, die Gott dem Vater von Ewigkeit (vor und in der ersten Schöpfung bis zu seiner Menschwerdung – Lk. 1,35) zu Ewigkeit (seit seiner Himmelfahrt und bis in die dritten Schöpfung hinein) gleichgestellt war und ist und sein wird, aktiv mitgewirkt, wobei er als (Lebe-)Wesen der zweiten Schöpfung in und durch seinen menschlichen Geist und durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist seit seiner Geistestaufe (Mt. 3,16) die „Fülle der Gottheit“ (Kol. 1,9) hatte, die aber auch wir mit unserem neugeborenen Geist als zweite Schöpfung auf die gleiche Weise haben können (Kol. 1,10). Der Mensch Jesu auf Erden hatte nur von seinem Vater das Zeugnis, Sohn Gottes zu sein (Mt. 3,17; Mt 16,17; Joh. 5,31-32.36-37) und war nur einmal auf einem „hohen Berg“ verklärt (Mt. 17,1-9). Wir sollten in den Ehrentitel „Sohn Gottes“ nichts Mystisches hineinlegen, sondern Gott den Vater und ihm zur Rechten sitzenden Jesus Christus „im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Joh. 4,24).

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