1 Meine Brüder, haltet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, frei von jedem Ansehen der Person.
2 Wenn in eure Versammlung ein Mann mit goldenen Ringen und prächtiger Kleidung kommt, und zugleich kommt ein Armer in schmutziger Kleidung,
3 und ihr blickt auf den Mann in der prächtigen Kleidung und sagt: Setz dich hier auf den guten Platz!, und zu dem Armen sagt ihr: Du kannst dort stehen!, oder: Setz dich zu meinen Füßen! –
4 macht ihr dann nicht untereinander Unterschiede und fällt Urteile aufgrund verwerflicher Überlegungen?
5 Hört, meine geliebten Brüder: Hat Gott nicht die Armen in der Welt auserwählt, um sie durch den Glauben reich und zu Erben des Königreichs zu machen, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?
6 Ihr aber verachtet den Armen. Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken und euch vor die Gerichte schleppen?
7 Sind nicht sie es, die den hohen Namen lästern, der über euch ausgerufen worden ist?
8 Wenn ihr dagegen nach dem Wort der Schrift: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! das königliche Gesetz erfüllt, dann handelt ihr recht.
9 Wenn ihr aber nach dem Ansehen der Person urteilt, begeht ihr eine Sünde, und aus dem Gesetz selbst wird offenbar, daß ihr es übertreten habt. (Jakobus 2,1-9 nach der Einheitsübersetzung)

Schon im Alten Testament galt der Rechtsgrundsatz, dass vor einem Gericht kein Ansehen der Person gilt (5.Mose 1,17 und 16,19). Dieser Grundsatz menschlicher Gerichte beruht auf dem Gericht Gottes, es ist kein menschlicher Ansatz sondern ein göttlicher (2.Chronik 19,7). Es ist also kein Wunder, dass dieser wichtige Grundsatz im Neuen Testament noch einmal wiederholt wird. Jakobus erweitert ihn allerdings und er gilt jetzt nicht mehr nur vor Gericht, sondern überall da, wo Menschen zusammen kommen.
Weil vor Gott alle gleich sind, sollen auch in der Gemeinde alle gleich sein. Wir sollen keine Unterschiede machen zwischen Reichen und Armen sondern alle Menschen als Kinder Gottes behandeln. So etwas muss man immer wieder einmal sagen, denn es liegt in der Natur des Menschen, Unterschiede zu machen. Man erhofft sich Vorteile davon wenn man einen Reichen besser behandelt als einen Armen. Das sollte indes nicht so sein.
Unser Maßstab nach dem wir Menschen wahrnehmen und behandeln ist die Nächstenliebe: wir wollen jedem Menschen mit der Liebe begegnen, die Gott für ihn hat. Wir handeln nach einem königlichen Gesetz der Liebe, nicht nach menschlichen (Vor-)urteilen. Als Jakobus den Brief schrieb, war es für die Empfänger noch schwieriger, dieses Gebot zu leben. Von den Reichen ging eine Unterdrückung aus, die es nahelegte, sich mit ihnen gut zu stellen und sie durch bevorzugte Behandlung für sich einzunehmen. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Bibel solche Faktoren bewusst ausschließt. Jakobus hätte sagen können: „stellt Euch mit den Reichen gut und behandelt sie so, dass  Ihr Euch anfreundet“. Das würde jedem weise erscheinen. Tatsächlich galt ihm Gottes Maßstab aber so viel, dass er Unterdrückung in Kauf nahm um ihn aufrecht zu erhalten.
Solche Beispiele gibt es einige im Neuen Testament: Die Empfänger des Hebräerbriefes sollten auch unter Verfolgung ihre Gottesdienste besuchen (Hebräer 10,25); Timotheus sollte Gottes Wort predigen, egal ob es gerade passte oder nicht (2.Timotheus 4,2). Weltliche Weisheit empfiehlt uns oft, Gottes Wort weiter auszulegen und nicht so „radikal“ zu sein, aber die Autoren des Neuen Testamentes lebten in einer anderen Geisteshaltung.
[systematisch durch die Bibel]

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9 Kommentare

  1. …so isses!

    Besonders krass scheint mir da heutzutage die unterschiedliche Behandlung und Wertschätzung der „Reichen und Armen im Geist“ ins Gewicht zu fallen – auch das eine unseelige da fleischliche Gesinnung!

  2. was meinst Du damit? Dumme und schlaue oder geistlich fitte und weniger fitte?
    wobei das auch fast egal ist, denn beides wäre fleischlich 🙂

  3. hehe – jo genau… 🙂

    ich meine den klaren Trend, die vermeintlich geistlich fitten mehr wertzuschätzen, denn es ist numal genau andersrum – „seelig sind die geistig Armen“.
    Das Ansehen der Person ist wohl de facto mit das krasseste Schlachtfeld von Fleisch kontra Geist.

  4. @bento vertseh ich auch nicht so richtig, das man lieber mit leuten zusammen ist die geistlich fitter sind als andere?

  5. Man kann von beiden was lernen, von den geistig fitteren, das man angesport wird, weiter zu machen mit dem geistigen Wachstum.

    Dem der geistig nicht so fit ist, geben dann die fitteren das was sie gelernt haben weiter.

    Über dieses Thema mit dem reichen und dem armen, mache ich mir in letzter Zeit auch Gedanken, mich zieht es auch zu denen die sich gut selbst versorgen können um die man sich nicht kümmern muß. Ich habe beides erlebt, wie ich behandelt wurde, als es mir finanziel richtig schlecht ging und auf Hilfe angewiesen war und wie ich behandelt werde, als nicht arme. Echt krass in der Welt und unter Christen genauso. Die Christen die die Gemeinde finanziel unterstüzen können, sind immer gern gesehn, aber was ist mit den sozial schwachen ? Es wird von den Gemeinden aus immer viel im Ausland gemacht und damit geworben, aber in den eigenen Reihen siehts oft mals traurig aus.

  6. Nicht das ich jetzt hier einen falschen Eindruck vermittel ich bin nicht reich, komm so über dir Runden ohne auf Hilfe angewiesen zu sein.

  7. jetzt noch mal was, natürlich ist es mir wichtiger im Geiste Reich zu sein, da liegen die wahren Schätze verborgen.

  8. „Weltliche Weisheit empfiehlt uns oft, Gottes Wort weiter auszulegen und nicht so „radikal“ zu sein, aber die Autoren des Neuen Testamentes lebten in einer anderen Geisteshaltung.“

    – diesen Punkt finde ich sehr interessant. sollen wir nun eher „radikal“ das Wort befolgen wies geschrieben steht oder vielmehr in unsre heutige Zeit/Werte auslegen?

  9. Willkommen, David!

    Ich würde das nicht als Alternativen sehen. Niemand kann die Bibel lesen ohne sie in seinen/ihren Kontext zu „übersetzen“. Aber was man dann findet an Nächstenliebe, Gottesbeziehung etc. sollte man natürlich befolgen.

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