21. August 2009 11
Pascal über Wunder
In diesem Blog war bereits des Öfteren von Blaise Pascal die Rede. Ein empfehlenswerter Denker, dessen „Gedanken“ (so der Titel seines Hauptwerkes) ich jedem Leser nur ans Herz legen kann. Heute habe ich per Zufall ein weiteres Zitat in John Wimbers „powerhealing“ entdeckt. Da ich in einem Café sitze habe ich meine Ausgabe der „Gedanken“ nicht dabei. Von daher tut es mir leid, dass ich das deutsche Zitat nicht nachweisen kann und auch nicht zu sagen vermag, aus welcher Übersetzung es stammt.
Mir scheint, der eigentliche Grund (für die vielen falschen Wunder, falschen Offenbarungen usw.) liegt darin, dass es auch echte gibt. Denn es würden nicht so viele falsche Wunder geschehen, wenn es nicht auch echte gäbe; noch könnten so viele falsche Religionen existieren, wenn es nicht eine wahre gäbe… Daher sollten wir nicht folgern, dass es keine echten Wunder gibt, nur weil so viele falsche geschehen, sondern sollten im Gegenteil sagen: Es gibt echte Wunder, weil so viele falsche geschehen, und falsche Wunder geschehen nur, weil es auch echte gibt; entsprechend gibt es falsche Religionen nur darum, weil es eine wahre gibt.
Der Zusammenhang wäre natürlich interessant. Als religiöser Denker liegt es nahe, dass Pascal das Christentum gegen die „falschen Religionen“ abgrenzt. Was es allerdings im 17.Jahrhundert mit den falschen Wundern auf sich hat, weiss ich nicht.
Wimber bringt das Zitat im Zusammenhang mit den Wunderheilungen der Esoterik. Sie geschehen in verschiedenen Strömungen der Esoterik und des New Age. Wir sind als Christen schlecht beraten, wenn wir sie einfach wegdiskutieren, denn das birgt die Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten und alle übernatürlichen Heilungen (inklusive der christlichen) einfach als Spinnerei abzutun. Wer so denkt steht mehr auf dem Fundament der Aufklärung als auf dem der Bibel.
Auf der anderen Seite ist auch nicht besser, wenn wir aus Angst vor den „falschen Wundern“, die unter Umständen aus schlechten geistlichen Ursachen geschehen, die wahren göttlichen Wunder nicht suchen. Wo Rauch ist, da ist auch Feuer – wo falsche Kopien sind, da muss es auch etwas echtes geben. Das sollten wir suchen!
Ach ja, sagte ich schon, dass Pascal sich lohnt? Nein? Na gut: „er lohnt sich!“
Stefan Korth schrieb am
21. August 2009 um 09:49Ich hab gerade so ein Déjà-vu. Ich hab gerade so ein Déjà-vu.
storch schrieb am
21. August 2009 um 10:05jetzt besser?
Manfred schrieb am
21. August 2009 um 22:48Das Zitat steht in den Pensées unter
Sechzehnter Abschnitt.
Gedanken über die Wunder Nr. 7
Meine Übersetzung ist geringfügig anders als deine, daher weiß ich nicht, woher dein Zitat stammt.
storch schrieb am
22. August 2009 um 15:02ich weiß nicht, welche ausgabe das ist. die übersetzung macht nicht den eindruck, dass der übersetzer bestehende deutsche übersetzungen durchsucht hat. ich vermute, dass er das zitat aus dem englischen rückübersetzt hat.
ricky schrieb am
23. August 2009 um 09:55gott allein tut wunder!
Achti schrieb am
24. August 2009 um 09:08Sorry, aber ich kann dieser Logik nicht ganz folgen.
Wieso muss es auch wahre Wunder geben, wenn es falsche gibt? Es ist doch genauso denkbar, dass es nur falsche und damit gar keine echten Wunder gibt.
Oder geht es nur um die Bewertung „wahr“ oder „falsch“? Dann wäre die Wirklichkeit ja dualistisch aufgeteilt. Und wenn man eines als falsch bewertet, setzt es voraus, dass man auch Dinge als wahr bewerten kann.
Aber damit ist doch keine Realität ausgesagt.
Steh ich jetzt komplett auf dem Schlauch?
Königstochter schrieb am
24. August 2009 um 14:20@Achti
Jesus selber warnt doch seine Jünger davor, dass am Ende der Zeit (also jetzt) Leute auftreten werden, die in ihrem eigenen Namen, also „falsche“ Wunder tun.
Wenn es gar keine Wunder gäbe, hätte er gesagt: „Hört mal Leute, am Ende der Zeit werden böse Irrlehrer auftreten – hütet Euch vor allem, was nach Wunder riecht.“ Aber das hat er nicht gesagt. Es gibt falsche, also muss es auch echte geben, sonst wäre eine genauere Definition unnötig…
Achti schrieb am
24. August 2009 um 14:38@Köngigstochter: Ich fürchte wir drehen uns im Kreis.
1. Wo spricht Jesus denn von „falschen Wundern“? Er warnt nur vor falschen Propheten, die in seinem Namen Wunder tun. Die Unterscheidung falsche/wahre Wunder kommt in der Bibel nicht vor.
2. Mir geht es ja um diesen Schluss: „Wenn es falsche Wunder gibt, muss es wahr Wunder geben.“
Und dieser Schluss ist für mich nicht nachvollziehbar.
storch schrieb am
24. August 2009 um 17:51ist aber doch logisch: wenn es kein echtes geld gäbe, würde niemand blüten drucken, wenn es keine echten lacoste-t-shirts gäbe, die zu teuer sind, würde niemand welche fälschen. wenn gott keine echten wunder tun würde, würde der teufel keine falschen tun.
jansalleine schrieb am
24. August 2009 um 19:43Da wird mir ein bisschen zu sehr mit den Begriffspaaren umeinander geschmissen. Geht es nun um „echte“ und „unechte“ (im Sinne von gefälscht oder real) oder um „falsche“ und „richtige“ (im Sinne von Wunder deren Ursprung Gott oder eben nicht Gott ist)?
storch schrieb am
24. August 2009 um 23:43wir können pascal zwar schlecht fragen, aber ich finde, dass seine gegensatzpaare hier absolut klar sind. wahre – falsche religion, wunder und offenbarungen. also von gott kommend und nicht von gott kommend. was könnte er sonst gemeint haben?