04. August 2009 8

Einführung in Matthäus

Heute beginne ich eine neue Reihe durch ein Bibelbuch. Ich hatte schon länger vor, mich dem Matthäusevangelium zu widmen. Leider ist mir am 02.08. was dazwischen gekommen: irgendein böser Mensch hat den Blog gehackt. Man hat das nur im Backend gemerkt, es war nicht möglich zu speichern und zu überarbeiten. Nach vorne hat alles weiter funktioniert, deshalb habt ihr nichts davon gemerkt. Ich konnte nur die neue Reihe nicht beginnen.

Ein paar Fakten und Vermutungen zum Evangelium.
Wenn man tief in die Entstehungsgeschichte eines alten Textes einsteigt, dann lässt man sich auf eine endlose Diskussion ein, die aber im Grunde nicht wichtig ist. Es gibt immer Kontroversen darüber, wer genau der Autor ist, wann der Text entstand usw. Da meine Kommentarreihen sich eher als Einsteigerliteratur verstehen verzichte ich darauf, auf Dutzenden Seiten diese Diskussionen darzustellen. Wer tiefer einsteigen will, sollte in der nächstgelegenen Universitätsbibliothek die einschlägigen wissenschaftlichen Kommentare lesen.
Das Evangelium wurde ungefähr im Jahre 67 geschrieben. Der Autorenname kam aber erst einige Jahre später, Anfang des zweiten Jahrhunderts dazu. Man kann davon ausgehen, dass es vom Apostel Matthäus geschrieben wurde. Von besonderem Interesse ist die Frage nach der Beziehung zwischen dem Mattäus- und dem Markusevangelium: Matthäus enthält quasi das komplette Markusevangelium, nur 55 Verse wurden nicht übernommen. Während man lange davon ausging, dass Matthäus das ältere Evangelium ist und Markus es kürzte, geht man heute meist, davon aus, dass der Markustext schon vorlag, als Matthäus schrieb. Nach dieser Auffassung hat Matthäus das Markusevangelium überarbeitet, an einigen Stellen den Text gestrafft und missverständliche Formulierungen glatt gebügelt und es in anderen Teilen erweitert. Für die Erweiterungen nehmen viele Theologen mittlerweile ein zweite Quelle an, aus der sich Matthäus bedient hat. Wenn der Autor aber tatsächlich einer der Apostel war, dann ist es auch möglich, dass er für die Erweiterungen auf seine eigenen Erinnerungen zurück griff.

Inhalt und Anliegen des Evangeliums.
Während sich das Markusevangelium eher an Leser ohne jüdischen Hintergrund wendet, scheint Matthäus für Juden geschrieben zu haben. Ein wichtiger Punkt für ihn war die Erfüllung jüdischer Prophezeiungen aus dem Alten Testament (1,22ff, 2,15ff, 4,14ff, 8,16f, 12,7ff, 13,35, 21,4f, 27,9f). Sein Evangelium geht an manchen Stellen auf speziell jüdische Fragestellungen (z.B. die Jungfrauengeburt, die Sendung Jesu zu den Juden und die Abstammung von Abraham) ein und versucht, Gegenargumente zu entkräften. Der hebräische Hintergrund ist an vielen Stellen sichtbar und wird auch darin deutlich, dass das Evangelium ursprünglich auf Hebräisch oder Aramäisch geschrieben wurde.

Das Evangelium ist thematisch sortiert. Es ging Matthäus offenbar nicht so sehr um den zeitlichen Ablauf der Ereignisse sondern um eine Sammlung von Predigten und theologischen Anmerkungen Jesu. So überliefert Matthäus fünf längere Predigten, deren Aussagen in den anderen synoptischen Evangelien zum Teil weit verstreut liegen:
– Die Bergpredigt (Kapitel 5-7)
– Aussendung der Jünger (Kapitel 10)
– Gleichnisse von Gottes Reich (Kapitel 13)
– Nachfolge und Gemeinde (Kapitel 18)
– Das zweite Kommen Christi (Kapitel 24-25)

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8 Kommentare

  1. Meeeehr! Es macht mir mehr Spaß Deinen Blog im Netz zu lesen, als meine Kommentare.

    Hast Du auch neuere Infos zum Verfasser? Wer war Matthäus?

  2. in der bibel ist nicht mehr über ihn nicht viel überliefert. er taucht in den apostellisten auf, das ist alles. vermutlich ist er aber der zöllner gewesen, der sich bekehrt hat (zumindest glaubte man das in der frühen kirche, was die sache sehr wahrscheinlich macht.) dann hätten wir noch seine bekehrungsgeschichte.
    darüber hinaus ist nichts gesichertes bekannt, nicht mal wie er gestorben ist. er war aber für die mission äthiopiens offenbar von interesse. vielleicht schreibe ich noch mehr dazu; bis dahin kannst du ja mal bei wikipedia oder anderen webquellen schauen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4us_(Evangelist)

  3. Ich freu mich schon auf Kapitel 24 & 25…dann können wir uns hier über die Entrückung die Köppe einhauen 😉

  4. soweit mir bekannt, ist Matt 24 & 25 die einzige stelle in der bibel, wo streng chronologisch die letzten Ereignisse beschrieben werden. Aber viele Richtungen (vor allem die Dispensationalisten (=darbyisten, BRüder, versammlungen, Baptisten…)) sind mit diesen Kapiteln auf dem Kriegsfuß und haben sehr „krumme“ (=komplizierte) theorien entwickelt, weil es überhaupt nicht mit deren Theologie übereinstimmt, wenn man es wörtlich und chronologisch liest. dabei sagt Jesus in diesen Kapiteln ständig „danach aber…, dann wird daas passieren…dann wird jenes geschehen…usw“ , Jesus sagt im Grunde sehr deutlich, dass hier eine chronologische Abfolge beschrieben wird, was ja auch die eingangsfrage der Jünger „wann wird das alles alles geschehen?“ beantwortet.

  5. das wird dann ja bestimmt spannend. vielleicht aber auch nicht, denn ich bin ja kein anhänger des dispensationalismus.

  6. Ein interessantes historisches Detail: Die Zöllner nutzten bei ihren Geschäften unter anderem ein Kurzschrift analog zu unserer heutigen Stenografie. Wenn Matthäus der Zöllner war muß es für ihn ohne weiteres möglich gewesen sein, Predigten von Jesus mitzuschreiben und der Nachwelt zu erhalten.

  7. ich bin auch mal gar kein freund dieser richtungen und möchte mich hier noch einmal davon lossagen 😉

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