03. August 2009 8

Die drei Blindenführer

Noch ein Zitat von Akunin. Dasselbe Buch wie letztes Mal. Es ist ein Zitat, dass sehr gut in biblische Sprache übertragbar ist. Ersetzen wir „Verstand“ (der eine Instanz der biblischen „Seele“ ist) durch „Seele“ sind wir – schwupps! – bei der biblischen Trinität des Menschen in 1.Thessalonicher 5,23.
Ich fand es meistens schwierig, hier ein trichotomisches Menschenbild zu entdecken. Es ist eine Trias in der Form einer Trinität. Es gibt nur einen Menschen, der eine Gesamtheit bildet. Deswegen ist es auch nicht ungefährlich, einem Teil ein absolutes Primat zuzubilligen. Kenyons berühmte Formel „ich bin Geist, habe eine Seele und lebe in einem Körper“, kann einen Teil des geistlichen Lebens illustrieren. Sie wird indes schräg wenn man sie absolut nimmt. Ich halte es da lieber mit diesem russischen Modell (auch wenn es sicher säkularen Ursprunges ist).

Der Lehrer, der Fandorin in der Wissenschaft des Lebens unterwies, pflegte zu sagen: „Der Mensch ist bei der Geburt blind wird bis zum Tode nicht sehend. Aber er hat drei Blindenführer: den Geist, den Verstand und den Körper. Sie zupfen ihn am Ärmel, ziehen ihn jeder in seine Richtung. Der Mensch geht fehl, wenn er einen der drei für den Wichtigsten hält. Er muss wissen, wann er auf wen hört. Nur das bewahrt ihn vor Verirrungen und lässt ihn nicht vom Wege abkommen.“1

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  1. Akunin, Boris (2009): Das Halsband des Leoparden. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl, S. 49 []

8 Kommentare

  1. In facebook würde ich jetzt einfach den „gefällt mir“ button drücken ….

  2. es ist schön bei dir zu lesen, bin erst durch die ganze W&G sache dazugekommen, aber es tut mir gut.

  3. @ markus, schade, dass man facebook und wordpress nicht so richtig integrieren kann, wäre schön, wenn die facebook-kommentare hier auch ankommen würden und umgekehrt. da wird es irgendwann bestimmt noch was für geben.

    @ michael: herzlich willkommen hier. schade, dass dich ein eher trauriger grund hergebracht hat. aber letztlich geht es hier kaum um w+g sondern eher um erbauliche und allgemeinere themen.

  4. Du meinst eine automatische Rückkopplung, so wie jeder Post vom Blog automatisch in facebook erscheint, dass auch alle Kommentare wieder zurückgepostet werden?
    Das wäre der Hammer, weiß nicht, ob das so einfach realisierbar ist …

    Und wie das rechtlich wäre, wenn Kommentare, die ja nur facebook-Mitglieder lesen können, dann auch „außerhalb“ ankommen?!

  5. keine ahnung. da es ja schon an der technischen umsetzung scheitert, habe ich an juristische aspekte nicht gedacht. naja, jemand, der ein solches plugin schreibt, würde sich dann ja vermutlich auch darüber gedanken machen.

  6. sollte er zumindest ..

  7. Gefällt mir.

    Klappt doch auch ohne Facebook :-))

  8. Ich habe gestern nachmittag länger darüber nachgedacht, und so wie ich den Text verstehe, kann ich da eher nicht zustimmen.
    Ich sehe das zwar auch so, was Du schreibst, storch, dass der Mensch eine Ganzheit aus drei Teilen ist, und dass man die nicht auseinanderreißen sollte.

    Aber wenn ich Christ bin, ist mein Geist der einzige Teil von mir, der vollkommen geheiligt ist, und ich tue gut daran, immer auf den Geist zu hören, egal was mir Seele und Körper signalisieren mögen.
    Ich sehe da eigentlich nicht die Gefahr von „Verirrungen“, wenn es denn wirklich der Geist ist, auf den ich höre, und nicht eine geistlich verbrämte „Weisheit“ meiner Seele oder meines Körpers. Der Geist ist der einzige Teil von mir, der mit Gottes Geist kommunizieren kann – auch wenn ich die Botschaften mit der Seele oder dem Körper empfange.
    Ich kenne natürlich auch so Geschichten von Leuten, die nicht gut auf ihren Körper geachtet haben, um des geistlichen Dienstes willen, oder Leute, die im Namen des Geistes wer weiß was für schräge Vorstellungen ausgelebt haben (siehe diese seltsamen W+G-Geschichten).
    Aber die Antwort darauf ist doch nicht, besser auf den Verstand oder auf den Körper zu hören, sondern auf den Geist, denn wenn wir wirklich mit dem HG in Kontakt sind, wird uns der Geist niemals irreleiten, egal, ob es um Belange des Körpers, der Seele oder eben des Geistes geht.

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