Beim Herausschreiben einiger Zitate aus einem Buch von Kenneth Hagin (der gute Kampf des Glaubens) habe ich eines gefunden, das zurecht kontrovers gehandelt werden könnte:

Als gläubiger Christ rate ich Dir, zunächst einmal das Neue Testament zu lesen und Dich dabei auf die Briefe zu konzentrieren, denn sie sind an Dich, den Gläubigen, gerichtet.
Niemand kann sich nur in den Evangelien aufhalten und dabei ein siegreicher Christ sein. Wenn Du Dich nur mit den vier Evangelien befasst und in ihnen lebst, würdest Du nicht einmal wissen, warum Jesus gestorben ist.1

Es wird der Glaubensbewegung immer wieder mal vorgeworfen, selektiv mit der Bibel umzugehen. Zurecht, wie man leider sagen muss. Es gibt tatsächlich Gemeinden und Prediger dieser Richtung, die es ablehnen, das Alte Testament zu lesen. Manche lehnen sogar die Evangelien ab, weil sie in der Zeit vor dem Opfer Jesu handeln und somit nicht ganz auf die Situation des heutigen Gläubigen anzuwenden sind. Manche haben gar Sonderlehren, die sich nur schwer in der Bibel finden lassen, aber das ist eine ganz andere Sache die sicher nicht repräsentativ für diese Bewegung ist. Eine richtige Ablehnung einiger Bibelteile kommt zwar selten vor, aber so etwas prägt sich natürlich leicht ins Gedächtnis ein – gerade bei Geschwistern, die nach Fehlern suchen.

Ich kann mir vorstellen, dass Zitate wie dieses einer Ansicht Vorschub leisten, dass nur die Briefe für uns wichtig sind. So hat Hagin es aber sicher nicht gemeint. Ich habe das Zitat als Anlass dafür genommen, mich mal zu fragen, wie sehr eigentlich unsere Theologie von den Briefen geprägt ist. Tatsächlich ist sie das enorm.
Die Briefe erklären uns, was in den Evangelien geschehen ist. Im Grunde ist das auch ganz logisch so, denn in den Evangelien haben die Jünger noch größtenteils im Wald gestanden. Sie verstanden es nicht, wenn Jesus von seinem Tod sprach. Sie hatten eine fragwürdige Einstellung zur Erlösung und kapierten erst nachher, wenn Jesus vom Heiligen Geist sprach. All das verstehen wir erst durch die Brille der Briefe.
Auf der anderen Seite würden wir uns mit den Briefen schwer tun, wenn wir die Evangelien und das AT nicht hätten. Es ist nie leicht eine Auslegung zu einem Text zu verstehen den man nicht kennt. So gehört die ganze Schrift immer zusammen. Wer einen Teil auslässt, versteht die anderen deutlich schlechter.

Ich schreibe das auch als Ermahnung. Auch wenn kaum jemand ausdrücklich sagt, dass einzelne Teile der Bibel unwichtig sind, zeigen unser Leben und  unser Umgang mit dem Wort, dass wir es doch so meinen. Wer liest schon den dritten Mose oder Jeremia? Wenn wir die ganze Offenbarung Gottes in den Blick bekommen wollen, dann sollten wir das tun. Die Bibel ist größer als unsere Lieblingsverse oder -bücher. Lasst uns das ganze Wort Gottes studieren um die ganze Offenbarung unseres Herrn zu bekommen!

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  1. Hagin, Kenneth E. (1991): Der gute Kampf des Glaubens. 3. Aufl. Feldkirchen/München: Wort d. Glaubens Christl. Zentrum e.V. [u.a.], S. 30 []

12 Kommentare

  1. Ich meine, dass die Briefe gelegentlich überbetont werden. Was noch störender auf mich wirkt, ist die Praxis, aus den Briefen (und dem Zusammenhang) einzelne Sätze herauszupflücken, und damit irgend welche geistlichen Sachverhalte »beweisen« zu wollen.
    Klassisches Beispiel: »Einen fröhlichen Gebet hat Gott lieb.« Schlussfolgerung bei der Kollekte: »Wenn ich jetzt nicht fröhlich und viel gebe, hat Gott mich nicht lieb.«
    Aber keiner fragt: Wem hat Paulus das geschrieben? In welchem Zusammenhang? Wie sah die Lage derer aus, für die gesammelt werden sollte? Kann man das überhaupt auf eine heutige Gemeindesituation übertragen?

    Insofern schätze ich Deine Beiträge, die in Fortsetzungen jeweils einen ganzen Brief / Text ins Blickfeld rücken.

  2. das ist wirklich eine ganz blöde und manipulative auslegung. ich meine, dass der gesamtzusammenhang der schrift die auslegung auch absolut widerlegt. es müsste heissen: „einen fröhlichen geber hat gott lieb, genau wie alle anderen geber und nicht geber.“ meiner ansicht nach redet paulus hier über die motivation nicht den geber: gott schätzt fröhlicheit beim opfer und nicht ein erzwungenes opfer aus widerspentstigem herzen. wer keine freiheit hat zu geben sollte es auch nicht tun.

  3. Römer 6, 7-13
    Der Mensch und die Gesetze oder das Lebensprogramm von Gott
    7 Will ich damit sagen, dass das alte Programm Gottes zwischen
    mir und Gott steht? So ein Quatsch! Ohne das alte Programm,
    was mir gesagt hat, was Gott geil findet und was nicht,
    hätte ich nie erfahren, worauf er wirklich Bock hat,
    und hätte auch nicht erfahren, was mich von ihm trennt.
    Wenn da stehen würde: „Du sollst nicht ständig hinter
    irgendwas her sein“, wäre mir nie klar geworden, dass Gott
    das nicht will und das nicht gut für mich ist.
    8 Diese Sachen, die uns von Gott trennen, werden fast wie
    kleine nimmersatte Monster in uns. Wenn es dieses
    alte Programm nicht gäbe, wüssten wir gar nichts von
    dieser negativen Macht.
    9 Früher haben wir ganz ohne irgendein Programm gelebt.
    Erst seitdem wir das Programm mit all seinen Regeln kennen,
    wurde in uns der Drang, Mist zu bauen, so richtig lebendig.
    10 Wir dagegen waren so mies unterwegs, dass wir praktisch
    tot waren.
    So hat uns das, was Gott eigentlich von uns wollte und was uns
    zu einem wirklich coolen Leben führen sollte, letztendlich den
    Tod gebracht.
    11 Denn was uns von Gott trennt, wurde wie ein Monster
    in uns, das uns betrügen wollte und uns umbrachte, anstatt
    uns Leben zu geben.
    12 Das alte Programm entspricht zu 100 Prozent Gottes Willen.
    Jedes einzelne Gebot geht voll und ganz in Ordnung.
    13 Kann denn das, was eigentlich voll in Ordnung ist,
    uns den Tod bringen? Nein, natürlich nicht! Es ist das schlechte
    was uns umbringt – die Sünde. Da mir die Regel aber zeigt,
    was gut ist und was nicht, beweist das alte Programm,
    dass ich schuldig bin, denn es macht deutlich, wie ätzend es ist,
    nicht das zu tun, was Gott vorgeschrieben hatte.
    (Römer 6, 7-13 Volxbibel 3.0)


    Verfasser: der Apostel Paulus
    Ort: Korinth
    Zeit: 56 oder 57 n. Chr.
    Paulus war ein jüdischer Gelehrter, der Christ wurde, weil ihm der
    auferstandene Jesus selbst begegnete. Viele der neutestamentlichen
    Briefe stammen aus seiner Feder. Er beschreibt in ihnen die Inhalte
    des christlichen Glaubens, aber auch die Fragen, die unter Christen
    auftachen, nimmt er auf und beantwortet sie. So ist auch sein Brief
    an die Gemeinde in Rom, den er während seiner dritten Missionsreise
    schrieb, eine zusammenhängende und geordnete Darstellung über
    die Grundlagen des christlichen Glaubens. Paulus beschreibt,
    wie die Menschen sich gegen Gott auflehnen, seinen Willen mißachten
    und es deshalb verdient hätten, daß Gott sich von ihnen abwendet.
    Doch Gott überläßt die Menschen nicht ihrem Schicksal;
    was sich keiner verdienen kann, schenkt uns Gott aus freien Stücken:
    Er nimmt uns an, weil Christus die Strafe an unserer Stelle auf sich
    genommen hat. Jeder, der sich darauf verläßt, kann vor Gott bestehen.
    Diese Tatsache bestimmt das Leben eines Christen von Grund auf.
    Als jüdischer Gelehrter hat Paulus besonders seine Landsleute im Blick
    und behandelt ausführlich ihr Verhältnis zum christlichen Glauben.
    Zum Schluß gibt Paulus einige Hinweise, wie Christen leben sollen:
    Weil sie von Gott geliebt sind, können sie diese Liebe an andere
    weitergeben.
    (Jesus Freaks Sonderausgabe der Bibelübersetzung:
    „Hoffnung für alle“ / Öffne die Augen! Was siehst du?)

    -Erschüttert bekannte der Römische Hauptmann,
    der neben dem Kreuz stand und
    mitangesehen hatte, wie Jesus starb:
    Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen!
    (Markus 15, 39 s.o.)

    (…) Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand,
    ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er:
    Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
    (Markus 15, 39 – Einheitsübersetzung)

  4. Stimme Günter zu. Seh da die Briefe auch oft überbewertet – schließlich sind wir Christen und keine Paulaner *höhö* 😉
    Nee ernsthaft. Manchmal kann man wirklich den Eindruck bekommen Gott hätte durch Paulus mehr geredet als durch Jesus. Imho sind und bleiben die Evangelien das Zentrum der Bibel und von dort aus, sollte man selbige Rückwärts und auch Vorwärts betrachten. Und unsere erste Frage sollte immer sein: „What would Jesus do?“ anstatt „Was hat Paulus dazu geschrieben?“ —

  5. da könnte man eine interessante frage anschließen, die natürlich rein hypothetisch ist. Wieder mal die einsame Insel, welchen Teil der Bibel würdest Du mitnehmen (ganze Bibel ist verboten):
    1) AT
    2) Math-Apg
    3) Paulus
    4) andere Briefe
    5) Offenbarung

    ich glaube, da mache ich mal einen Poll.

  6. Na, ich glaub da könnte ich mich kaum entscheiden.
    Meine Lieblingsbücher als „Poet“ [ 🙂 ] sind natürlich Johannes Ev., Offenbarung, Salomo, Psalter – im AT hat man mehr zu lesen. Ohne Evangelien ist es im Grunde blöde.
    Naja, stelle fest: der Kanon ist schon ganz gut gewählt. Würde auf nix verzichten wollen.

  7. @Frollein, habe selber dieses Bändchen seit einigen Jahren
    an meinem Reiserucksack. „What would Jesus do“
    ist wirklich ein sehr guter Slogan! 😉

  8. nicht auch noch Prediger?! das würde sehr gut in deine liste passen.
    ich würde auch auf nichts verzichten wollen. dennoch kommt morgen die umfrage. eine frage, die man schwer beantworten kann ist meistens interessant.

  9. Nuja, evtl. hätte Jesus auf einer
    einsamen Insel ein Boot gebaut… 🙁

  10. Ich bin einer, der vor allem die Briefe liest, wobei meiner Meinung nach die Sprüche, Psalmen und Jesaja irgendwie genauso dazugehören 🙂
    Die 4 Evangelien sind meiner Meinung nach teilweise sehr ertragsreich, weil Jesus dort viel über geistliche Prinzipien lehrt, die zwar damals nicht verstanden wurden, aber heutzutage für uns sehr viel Relevanz haben!

  11. hm… also wichtig ist natürlich alles… aber die evangelien sind für mich schon das zentrum, weil da auch viel zwischen den zeilen rüberkommt, wie jesus z.b. leute behandelt hat oder eben wie er sie auch nicht behandelt hat, wie er durch weisheit und/oder schriftwissen z.b. schlaue antworten geben konnte, wann er aktiv war und wann er sich z.b. mal zurückgezogen hat, wie er seine prios gesetzt hat, seine hingabe zum vater usw. usw. …. bei den briefen ist ja z.t. auch viel persönliches drinne (schreibt paulus ja z.t. sogar bei einigen sachen, dass das halt seine meinung ist oder man darüber auch streiten kann und so)….insofern erklären die briefe sicher vieles, sind für mich aber halt eher so was wie erklärende literatur zum eigentlich wichtigen, nämlich jesus und seinem wirken (wobei natürlich klar von gottes geist inspiriert und richtig in der bibel und so)

    was deinen poll oben angeht: AT … man muss vorausdenken… alleine auf einer insel, da wird die zeit lang… so ne offenbarung hat man da viel zu schnell durch… aber das ganze at, vor allem mit chronik und so, da hat man wenigstens etwas lesestoff für lange abende vor der palme

  12. Ich würde wohl entweder Paulus mitnehmen, weil man an dem lange zu kauen hat oder das AT, weil man dadran länger zu lesen hat (ist ja zig mal dicker…)

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