Neulich konnte ich nachts nicht schlafen, weil ich an Asasel dachte. Das Wort kommt nur dreimal in der Bibel vor, alle Fundstellen sind im 3.Mose 16. Niemand weiss genau, was es bedeutet, aber es kann gut sein, dass es kein Name ist sondern so etwas wie „wegführen“ oder „weggefführt“ bedeutet. Asasel kommt in der Einsetzungsgeschichte des höchsten jüdischen Feiertages, Jom Kippur vor. Das ganze Kapitel ist nicht einfach, denn es wird viel geopfert. Zuerst opfert Aaron für sich, dann für den Tempel und es kommen auch die beiden Böcke vor, mit denen wir uns heute beschäftigen wollen.

Und von der Gemeinde der Söhne Israel soll er zwei Ziegenböcke nehmen für das Sündopfer und einen Widder für das Brandopfer.
6 Und Aaron soll den Jungstier des Sündopfers, der für ihn ist, herbeibringen und Sühnung erwirken für sich und für sein Haus.
7 Und er soll die zwei Ziegenböcke nehmen und sie an den Eingang des Zeltes der Begegnung vor den HERRN stellen.
8 Und Aaron soll Lose werfen über die zwei Ziegenböcke, ein Los für den HERRN und ein Los für Asasel. (3.Mose 16,5-8 nach der Elberfelder)

Insgesamt soll Aaron also drei Tiere nehmen. Eines opfert er sofort für seine Sünden und zwei werden am Zelteingang angebunden um später auf sie zurückzukommen. Um das hohe Opfer vorzunehmen, denn hier geht es um die jährliche Entsündigung des Volkes, muss Aaron erst einmal selbst rein werden.1 Danach wurde über die Böcke das Los geworfen geworfen2 und einer wurde Gott geopfert, der andere in die Wüste geschickt.

Und hat er die Sühnung des Heiligtums und des Zeltes der Begegnung und des Altars vollendet, dann soll er den lebenden Ziegenbock herbeibringen.
21 Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Ziegenbocks und bekenne auf ihn alle Schuld der Söhne Israel und all ihre Vergehen nach allen ihren Sünden. Und er lege sie auf den Kopf des Ziegenbocks und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste,
22 damit der Ziegenbock all ihre Schuld auf sich trägt in ein ödes Land; und er schicke den Ziegenbock in die Wüste. (3.Mose 16,20-22 nach der Elberfelder)

Der zweite Bock wird nicht geopfert sondern aus dem Lager verbannt. Aaron spricht die Sünde des Volkes auf ihn, d.h. er legt dem Tier die Hand auf den Kopf und bekennt dann die ganze Sünde des Volkes, wälzt sie auf den Bock ab. Allein das ist der Hammer, die Sünde geht durch Bekenntnis auf den Bock über. Es ist dasselbe wie wir es heute mit Jesus tun, wir bekennen ihm unsere Sünden um Vergebung zu bekommen.
Dann kommt das Entscheidende: der Bock wird aus dem Lager geführt und in die Wüste geschickt. Vergebung hat hier zwei Teile: einen Teil der durch das Opfer bei Gott bleibt (der erste Bock) und einen, der nach dem Bekenntnis in die Wüste geschickt wird. Vielleicht drücke ich es stärker aus: der nach dem Bekenntnis zum Teufel geschickt wird. Gerade dieser zweite Teil fehlt oft und lässt uns an der Kraft des Evangeliums zweifeln: wir können Sünde bekennen, aber den Bock im Lager lassen. Dann sind wir zwar mit Gott im Reinen, aber die Sünde und die Scham sind immer noch bei uns. Das Ergebnis ist, dass wir nicht fühlen, dass Gott uns vergeben hat und meinen, dass wir noch immer schuldig sind.
Es ist ungeheuer wichtig, die Sünde nicht nur zu bekennen sondern sie nachher auch zu verbannen. Behalte nicht etwas im Lager, das Gott vergeben hat, es würde Dich nur vergiften. Begreife stattdessen diese tiefste Wahrheit über Sünde und Vergebung:

Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. (2.Korinther 5,21 nach der Elberfelder)

Kenneth Hagin schreibt3:

Wenn Gott Dich ansieht, denkt er dabei nicht an Deine Vergangenheit. Warum solltest Du Dich also mit ihr quälen? Das Nachdenken über die Sünden und Fehler der Vergangenheit wird Deinen Glauben nur behindern.

[ein weiteres tolles Bild für die Erlösung im AT: der erstgeborene Esel]

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  1. im Hebräerbrief ist der Gedanke ausformuliert, dass hier einer der größten Unterschiede zum Christentum liegt. Der Hohepriester musste jährlich entsündigen, Christus brachte das Blut seines Bundes nur einmal dar und es reicht für alle Zeiten! []
  2. Sprüche 16,33 sagt, dass Gott bestimmt wie das Los fällt. Es ist also ein Gottesurteil, welcher Bock zu was genutzt wird. Das ist nur ein Nebenaspekt dieses reichen Kapitels, aber es zeigt, dass Gott das letztliche Opfer aussucht. Nicht wir haben Christus bestimmt, er kam von Gott. []
  3. Hagin, Kenneth E. (1991): Der gute Kampf des Glaubens. 3. Aufl. Feldkirchen/München: Wort d. Glaubens Christl. Zentrum e.V. [u.a.], S. 18 []

9 Kommentare

  1. Kenneth Hagin? Das ist doch der geistige Vater von Wort&Geist. Taugen seine Bücher dennoch? Das steht beimir gerade unter Generalverdacht. Kannste das empfehlen?

  2. nein, ist er nicht. zumindest nicht von dem, was da jetzt rüberkommt. leute aus der leitungsetage haben bei kh die bibelschule gemacht und pilsl ist damals die ordination wieder aberkannt worden. schon als ich w+g kennen lernte gab es spannungen zu rhema, das sagte seinerzeit helmut bauer.
    die deutlicheren wurzeln schienen mir e.w.kenyon zu sein. der wurde oft zitiert und seine bücher lagen am büchertisch. der ist zwar aber so anders als hagin, aber ich wollte es immerhin erwähnen.
    ich persönlich schätze hagin ungemein und in den letzten jahren ist er hier oft erwähnt worden. man kann ihn missverstehen und das größere problem sind seine schüler, die hin und wieder übers ziel hinaus geschossen sind. lies ihn doch einfach mal, vielleicht gefällt er dir ja. kannst ja auch mal hier schauen: site:www.jfrs.de „hagin“. ich habe noch nicht alles im personenregister verlinkt, was ich zu ihm geschrieben habe, deswegen müsstest du selber suchen.

    ach ja: ich hoffe, ich stehe nicht auch unter generalverdacht weil ich auch von ihm geprägt bin 😉

  3. Hey, St. Orch!
    Wann kommt also die Eselpredigt?
    Die würd ich wirklich gerne hören, denn darüber hab ich noch nie richtig nachgedacht.
    Die Sündenbockgeschichte ist dagegen alt, auch weil ich oft über die Bedeutung von Redensarten nachdenke.
    Hier sinds gleich zwei: eben der Sündenbock und natürlich jmd. in die Wüste schicken.

    Also, I-ah.

  4. Ach so. Ich bezog auf den Artikel von der EZW. Da wird Hagin als solcher bezeichnet. Kann Dir den Artikel gerne schicken, wenn Du willst.

    P.S.: Wieso bekommt man hier eigentlich keine Mail, wenn geantwortet wurde?

  5. ich kenne den artikel. martin hat ihn mir geschickt. ich finde ihn auch eigentlich sehr gut. nur der absatz über hagin ist total vermischt mit dem, was wort und geist dann lehren oder praktizieren. da fehlt eine absetzung beider systeme, denn völlig deckungsgleich sind sie nicht.
    natürlich ist hagin „health-wealth-gospel“, finde ich aber auch nicht schlimm, denn das evangelium hat mit beidem zumindest zu tun. aber hagin hatte eine ganze menge leben hinter sich und das muss in die beurteilung mit einfließen. er war selbst sterbenskrank und über jahrzehnte als pastor wirklich arm. dadurch ist vieles bei ihm viel gnädiger und „runder“ als es heute oft dargestellt wird.
    auch hatte hagin eine starke wurzel in der pfingstbewegung (er redet oft von smith wigglesworth) und die steht dem glaubenssystem oft fast gegensätzlich gegenüber mit ihrer betonung der abhängigkeit von jesus und seiner gegenwart.
    überhaupt könnte man die wurzeln ja noch tiefer suchen. wohlstandsdenken gibt es seit calvin. starke leitungsorientierung findet sich in vielen mittelalterlichen bewegungen oder in der heilsarmee. wo will man da anfangen?

    das mit dem mailen ist eine gute anregung. setze ich auf die todo-liste.

  6. Ich sehe, dass ihr Berührungspunkte in der Pfingsttheologie habt. Das ist zwar nicht 100% meins, aber dennoch koscher. 😉
    Dann kann ich mich ja wieder beruhigt zurücklehnen. 😉

  7. wer ist denn in dem zusammenhang „wir“?

  8. „ihr“ – Storch ud Hagin.

  9. es ehrt mich, zusammen mit hagin in einem atemzug genannt zu werden 🙂

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